Im Wortlaut: Papstpredigt in Dublin
»Du hast Worte des ewigen Lebens.« (Joh 6,68).
Am Ende dieses Weltfamilientreffens versammeln wir uns als Familie um den Tisch des Herrn. Wir danken dem Herrn für die vielen Segnungen, die wir in unseren Familien empfangen haben. Wir wollen uns verpflichten, unsere Berufung vollkommen zu leben, um gemäß den berührenden Worten der heiligen Theresia vom Kinde Jesu, „die Liebe im Herzen der Kirche“ zu sein.
In diesem kostbaren Moment der Gemeinschaft miteinander und mit dem Herrn ist es gut, innezuhalten und über die Quelle all der guten Dinge nachzudenken, die wir empfangen haben. Jesus offenbart im heutigen Evangelium den Ursprung dieser Segnungen, wenn er zu seinen Jüngern spricht. Viele von ihnen waren bestürzt, verwirrt oder sogar verärgert, innerlich darum ringend, ob sie seine „harten Worte“ akzeptieren sollten, die der Weisheit dieser Welt so sehr widersprechen. Als Antwort sagt der Herr ihnen direkt: [ »Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben« (Joh 6,63). ]
Diese Worte mit ihrer Verheißung der Gabe des Heiligen Geistes sind für uns, die wir sie im Glauben aufnehmen, übervoll mit Leben. Sie zeigen die äußerste Quelle all des Guten, das wir hier in diesen Tagen erlebt und gefeiert haben: den Geist Gottes, der der Welt, den Herzen, den Familien, den Häusern und Pfarreien ständig neues Leben einhaucht. Jeder neue Tag im Leben unserer Familien und jede neue Generation bringt mit sich die Verheißung eines neuen Pfingsten, eines häuslichen Pfingstfestes, einer neuen Ausgießung des Geistes, des Parakleten, den Jesus uns als unseren Anwalt, unseren Tröster und als denjenigen sendet, der uns wirklich Mut gibt.
Wie sehr braucht die Welt diese Ermutigung, die eine Gabe und eine Verheißung Gottes ist! Als eine der Früchte dieser Feier des Familienlebens mögt Ihr in Eure Häuser zurückkehren und eine Quelle der Ermutigung für andere werden, um mit ihnen Jesu „Worte ewigen Lebens“ zu teilen. In der Tat sind eure Familien ein privilegierter Ort und ein wichtiges Mittel, um diese Worte als „gute Nachricht“ für alle zu verbreiten, besonders für diejenigen, die die Wüste und das „Sklavenhaus“ (vgl. Jos 24,17) verlassen wollen, um in das gelobte Land der Hoffnung und der Freiheit zu ziehen.
Die Aufgabe, diese Gute Nachricht zu bezeugen, ist nicht einfach. Doch sind die Herausforderungen, vor denen Christen heute stehen, auf ihre Weise nicht weniger schwierig als diejenigen, die die ersten irischen Missionare zu meistern hatten. Ich denke an den heiligen Kolumban, der mit seiner kleinen Gruppe von Gefährten das Licht des Evangeliums in einer Zeit der Dunkelheit und der kulturellen Dekadenz in die Länder Europas brachte. Ihr außerordentlicher missionarischer Erfolg basierte nicht auf taktischen Methoden oder strategischen Plänen, sondern auf einer demütigen und befreienden Fügsamkeit gegenüber den Eingebungen des Heiligen Geistes. Es war ihr tägliches Zeugnis der Treue zu Christus und zueinander, das die Herzen eroberte, die sich nach einem Wort der Gnade sehnten und das zur Geburt der europäischen Kultur beitrug. Dieses Zeugnis bleibt eine beständige Quelle geistlicher und missionarischer Erneuerung für das heilige und gläubige Volk Gottes.
Natürlich wird es immer Menschen geben, die sich der Frohen Botschaft widersetzen und gegen ihre „harten Worte“ „murren“ werden. Doch wie der heilige Kolumban und seine Gefährten, die es, um Jesus zu folgen, mit eisigen Gewässern und stürmischen Meeren aufnahmen, lassen auch wir uns niemals von dem eisigen Blick der Gleichgültigkeit oder den stürmischen Winden der Feindseligkeit beeinflussen oder entmutigen.
Aber lasst uns ebenfalls demütig zugeben, dass, wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, auch uns die Lehren Jesu Schwierigkeiten bereiten können. Wie schwer ist es doch, immer denen zu vergeben, die uns verletzt haben! Was für eine Herausforderung ist es jedes Mal, den Migranten und Ausländer willkommen zu heißen! Wie schmerzhaft ist es, Enttäuschung, Ablehnung oder Verrat zu ertragen! Wie unangenehm ist es, die Rechte der Schwächsten, der Ungeborenen oder der älteren Menschen zu schützen, die unser Freiheitsgefühl zu stören scheinen.
Doch gerade unter diesen Umständen fragt uns der Herr: „Wollt auch Ihr weggehen?“ (Joh 6,67). Mit der Kraft des Geistes, der uns ermutigt und mit dem Herrn, der immer an unserer Seite ist, können wir antworten: »Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes« (V. 69). Mit dem Volk Israel können wir wiederholen: »Auch wir wollen dem Herrn dienen; denn er ist unser Gott« (Jos 24,18).
Während wir uns darauf vorbereiten, unseren je eigenen Weg wiederaufzunehmen, erneuern wir unsere Treue zum Herrn und zu der Berufung, die er einen jedem von uns gegeben hat. Indem wir uns das Gebet des Heiligen Patrick zu eigen machen, wiederholen wir, ein jeder, mit Freude: „Christus in mir, Christus hinter mir, Christus vor mir, Christus neben mir, Christus unter mir, Christus über mir“. Mit der Freude und der Kraft des Heiligen Geistes lasst uns zu ihm voll Vertrauen sagen: »Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens« (Joh 6,68).
(vatican news)
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