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Papst Franziskus: „Die Verantwortung für das China-Abkommen trage ich“

„Für das vorläufige Abkommen mit China bin ich verantwortlich“: Deutliche Worte von Papst Franziskus bei der Rückflug-Pressekonferenz aus den baltischen Ländern. Er war nach den vielen Kritiken an diesem Abkommen gefragt worden, außerdem ging es bei der Pressebegegnung auch um Missbrauch.

P Bernd Hagenkord - Vatikanstadt

Es war lange erwartet worden, aber der Zeitpunkt kam dann doch völlig überraschend, am ersten Tag der Papstreise ins Baltikum unterzeichnete ein Papstvertreter in Beijing ein vorläufiges Abkommen mit der Volksrepublik China. Die traditionelle Pressekonferenz beim Rückflug aus Tallin, Estland, war die erste Gelegenheit für den Papst, über dieses Abkommen zu sprechen, nachdem er ausführlich die Reise reflektiert hatte.

Es sei ein langer Prozess, ein langer Dialog zwischen dem Vatikan und China gewesen, um die Ernennung von Bischöfen zu regeln, so der Papst. In der an ihn gerichteten Frage war ausdrücklich die Kritik an diesem Abkommen genannt worden. „Bei einem Friedensvertrag oder in einem Vertrag verlieren beide Parteien etwas“, entgegnete Franziskus. „So ist das. Hier hat es immer wieder zwei Schritte voran und einen zurück gegeben, zwei vor, einen zurück.“ Langsam sei es gegangen, aber auch weise, lobte er die Verhandlungspartner.

Keine spontane Entscheidung

Es sei auch keine Spontanentscheidung gewesen, was zum Beispiel für die Bischöfe gelte, die er in die volle Gemeinschaft mit Rom wiederaufgenommen habe. „Die Bischöfe in Schwierigkeiten [die nicht von Rom anerkannten, Anm.d.Red] sind Fall für Fall studiert worden. Jedes Dossier ist auf meinen Schreibtisch gekommen. Ich war der Verantwortliche für die Unterschriften.“

„Ich war der Verantwortliche für die Unterschriften“

Am Prozess des provisorischen Abkommens seien viele beteiligt gewesen, er selber habe immer wieder seinen Beitrag geleistet, aber der Papst nannte auch andere, deren harter Arbeit das Zustandekommen zu verdanken sei. Die Verantwortung für dieses Abkommen aber liege bei ihm, das machte der Papst sehr deutlich. Eine Kritik hatte gelautet, die Vatikanischen Vertreter hätten den Papst nicht voll unterrichtet, er könne gar nichts dafür. Das räumte Franziskus mit seiner Antwort aus.

Was ihm aber besonders am Herzen liegt, machte der Papst in seiner Antwort auch deutlich. Es sind die Katholiken in China. „Ich denke vor allem an den Widerstand und an die Katholiken, die gelitten haben. Es ist wahr, sie haben gelitten. Und auch in einer Übereinkunft gibt es Leiden. Aber sie haben einen großen Glauben.“

Der große Glauben der chinesischen Katholiken

Und der Papst erzählte eine kleine Episode aus der jüngeren Vergangenheit. Nach der Veröffentlichung des Textes des ex-Nuntius Viganò seien viele Briefe aus aller Welt bei ihm eingegangen mit Worten der Unterstützung, unter anderem einer aus China, unterschrieben von zwei Bischöfen, einem der so genannten traditionellen Kirche und einer der sogenannten patriotischen Kirche. „Gemeinsam haben sie unterschrieben, das ist für mich ein Zeichen gewesen.“

„Gemeinsam haben sie unterschrieben, das ist für mich ein Zeichen gewesen.“

Und ein weiteres Mal ging er auf Kritiken indirekt ein, dieses Mal auf die Kritik nun hätten kirchenferne Einfluss auf die Bischofsernennungen. Der Papst blickte zurück, in die Geschichte: Für 350 Jahre etwa hätten die Könige von Portugal und Spanien die Bischöfe in Lateinamerika ernannt. „Vergessen wir auch nicht das Kaiserreich Österreich-Ungarn, Maria Theresia wurde es Leid, dauernd neue Bischofsernennungen zu unterschreiben.“ Das sei nun vorbei. Die Ernennungen in China seien nun ein Dialog über eventuelle Kandidaten, „Das geschieht im Dialog, aber die Ernennung nimmt Rom vor, der Papst ernennt. Das ist klar.“

Thema Missbrauch

Vor dem Thema Abkommen mit China war der Papst auf die Frage des Missbrauchs zu sprechen gekommen, nicht von dem an diesem Dienstag veröffentlichten Bericht der deutschen Bischöfe ausgehend, sondern breiter. Die Statistiken brauche er nicht wiederholen, die seien bekannt so der Papst.

Aber selbst ein einziger Priester, der Missbrauch verübte, sei ein Skandal. Jeder Missbrauch sei schlimm, aber in der Kirche noch einmal skandalöser, wenn Kinder „zerstört“ würden. Der Papst wies auf die Studien hin, besonders auf die US-Untersuchung in Pennsylvania. Man könne sehen, dass sich etwas verbessert habe.

Nicht mit dem falschen Maßstab messen

Der Papst warnte auch davor, Ereignisse der Vergangenheit mit dem moralischen Maßstab von heute zu messen, es habe überall immer viel Vertuschung gegeben, auch in Familien, man müsse die Ereignisse immer im Rahmen ihrer Geschichte und Zeit zu verstehen suchen. Das Gewissen wachse, die Einsicht ebenso, vieles sei früher nicht erkannt worden.

Sein Beispiel war das der Todesstrafe, auch der Vatikan habe die gekannt. „Aber das moralische Gewissen wächst“, so der Papst. Die Kirche etwa in den USA habe die Schwere der Verbrechen des Missbrauchs erkannt und danach gehandelt, es gebe nun viele Verurteilungen in der Kirche.

Santa Maria Maggiore

Wirklich zu Ende war die Reise damit aber nicht, auch nach seiner 25. Auslandsreise fuhr der Papst nach der Landung erst einmal direkt in die Basilika Santa Maria Maggiore um dort an einer Marienikone zu beten. Ein gewohntes Bild, Papst Franziskus sei nun „Back Home in Rome", wie Vatikansprecher Greg Burke twitterte.

(vatican news)

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Eindrücke von der Fliegenden Pressekonferenz
25. September 2018, 23:00