„Litauer lieben Päpste - alle Päpste"
Julia Rosner - Vatikanstadt
Die Theologische Fakultät in Kaunas ist die einzige akademische Einrichtung in Litauen, an der katholische Theologie studiert werden kann. Von knapp drei Millionen Einwohnern im Land gehören rund 80 Prozent der römisch-katholischen Kirche an. Das Interesse an der kirchlichen Lehre ist bei fast allen Gläubigen überdurchschnittlich groß.
„Früher waren es eher die jungen Leute, die sich für Theologie interessiert haben. Dies hat sich jedoch verändert. Jetzt ist der Altersdurchschnitt der Studenten angestiegen. Die meisten unserer Studenten sind an der Lehre der Kirche interessiert“, erklärt Studiendekan Benas Ulevičius. Weil Litauen lange Zeit unter der Herrschaft des sowjetischen Russlands stand, hätten die Litauer eine sehr lebhafte Erinnerung, wie wichtig Kirche, ihre Lehre und ihre Werte seien.
Benas Ulevičius ist nicht nur Dekan an der Theologischen Fakultät, sondern auch Ständiger Diakon. Den Ständigen Diakonat gibt es erst seit knapp einem Jahr in Litauen. Wie sich der Ständige Diakonat in Zukunft gestalten wird, sei momentan noch ungewiss. „Es fällt mir schwer, eine Prognose abzugeben“, sagt Ulevičius. „Wir gehen damit gerade die ersten Schritte in unserem Land. Die Hauptidee unserer Bischöfe ist, dass diejenigen Männer, die aktiv in das Leben in der Kirche involviert sind, Ständige Diakone werden können. In gewisser Weise sind sie ja schon informell Diakone. Als offiziell bestätigte Diakone sollen sie die Kirche noch besser repräsentieren können.“ Wohin die Entwicklung gehen werde, bleibe momentan jedoch noch offen.
Aktuell gäbe es neun Diakone im Land. Ihre Arbeit unterscheide sich sehr stark. Alle seien in verschiedenen Bereichen tätig – beispielsweise in der Liturgie, der Seelsorge oder im Bereich Bildung. Eine genaue Amtsbeschreibung sei momentan noch nicht festgehalten. Vielmehr hänge der Aufgabenbereich mit dem individuellen Interesse und dem Engagement des Einzelnen zusammen.
Auch die Laien hätten in Litauen eine wichtige Rolle. Ulevičius bewertet ihren Einfluss als sehr positiv. Dieser werde von der Haltung der Bischöfe gegenüber dem Laizismus noch gestärkt: „Die meisten unserer Bischöfe haben sowjetische Unterdrückung erlebt – besonders die Älteren. Die jüngeren Leute haben nur noch die große Umstellung in den 1990er-Jahren erlebt. Einige von ihnen sind Bischöfe geworden. Sie arbeiten heute mit Laien zusammen, die ihre Kollegen in katholischen Einrichtungen oder Gemeinschaften waren.“
Nicht zu vergessen sei dabei jedoch, dass Litauen ist ein sehr kleines Land sei. „Die Hierarchien innerhalb der Kirche sind sehr flach. Man kennt sich untereinander. Viele stehen in engem Kontakt mit den Bischöfen. Man ruft sich einfach an, wenn es Gesprächsbedarf gibt. Wir feien zusammen, wir tauschen uns aus und geben uns Ratschläge“, so der Dekan.
Dennoch finde das katholische Leben in Litauen primär in kleinen Gemeinschaften statt. Viele Gläubige würden in enger Verbindung zu monastischen Gemeinschaften, charismatischen Bewegungen oder zu neokatechumenalen Vereinigungen stehen.
Gerade auch in der Sowjetzeit habe das Papsttum den Litauern gutgetan. „Zu wissen, dass man eine universale Kirche ist, deren Zentrum in Rom und nicht in Moskau ist, war für viele von uns ein Ankerpunkt.“ Diese Liebe zum Papsttum halte bis heute an.
(vatican news – gs/ros)
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