Papst an geweihte Witwen: Seid Licht und Sauerteig in der Welt
Christine Seuss - Vatikanstadt
Die Verwitwung, so wandte sich der Papst an seine Besucherinnen, sei eine besonders schwere Erfahrung. Einige, so fuhr er mit Bezug auf seine Apostolische Exhortation Amoris laetitia fort, verstünden diese jedoch zu nutzen, indem sie „die eigenen Kräfte mit noch mehr Hingabe den Kindern und Enkeln“ schenkten und „in dieser Erfahrung der Liebe eine neue erzieherische Sendung“ fänden (vgl. AL 254).
„Wenn dies für die meisten von euch zutrifft, hat der Tod eures Gemahls auch dahin geführt, einen besonderen Ruf des Herrn zu erkennen und ihr habt darauf geantwortet, indem ihr euch ihm aus Liebe und mit Liebe geweiht habt. Gemeinsam mit euch danke ich Gott für die Treue seiner Liebe, die jede von euch über den Tod hinaus mit ihrem Gatten vereint und die euch berufen und geweiht hat, um heute die Jüngerschaft Christi in Keuschheit, Gehorsam und Armut zu leben“.
Mit ihrer Weihe, so würdigte der Papst, stellten die Witwen unter Beweis, dass es „mit Gottes Gnade“ und mit geistlicher Unterstützung möglich sei, nach den evangelischen Räten zu leben und gleichzeitig die „familiären, beruflichen und sozialen Pflichten“ zu erfüllen.
„Eure Witwenweihe ist eine Gabe, die der Herr seiner Kirche schenkt, um alle Getauften daran zu erinnern dass die Kraft seiner barmherzigen Liebe ein Weg des Lebens und der Heiligkeit ist, die es uns erlaubt, die Prüfungen zu überstehen und mit der Hoffnung und der Freude des Evangeliums neu geboren zu werden“, fuhr Franziskus fort. Sie sollten die Liebe Gottes für die anderen sichtbar machen, „Sauerteig dieser Welt“ und „Licht“ für all diejenigen sein, die „im Schatten des Todes“ wandeln, forderte der Papst seine leidgeprüften Besucherinnen auf:
„Tragt Sorge, auch durch die Erfahrung eurer eigenen Fragilität, den Kleinen und Armen nahe zu sein, um ihnen die Zärtlichkeit Gottes und seine Nähe in der Liebe aufzuzeigen.“
Er ermuntere sie, ihre Weihe in „Einfachheit“ und „Demut“ zu leben und den Heiligen Geist um Hilfe dabei anzurufen, in der Kirche und der Welt zu bezeugen, dass „Gott in jeder Situation handeln kann, auch inmitten scheinbarer Misserfolge“ und dass „sicher Frucht bringen wird (vgl. Joh 15,5), wer sich Gott aus Liebe darbringt und sich ihm hingibt“, schloss der Papst seine Ansprache mit einem Zitat aus seiner Exhortation Evangelii Gaudium (vgl. 279).
Hintergrund
Die Witwenweihe ist ein historischer Segensritus aus frühchristlicher Zeit. In der Alten Kirche konnten Frauen in den Witwenstand aufgenommen werden, wenn sie nur einmal verheiratet waren, mindestens 60 Jahre alt waren und sich durch gute Werke bewährt hatten. In Form eines feierlichen Gelübdes versprachen sie dann, bis zu ihrem Lebensende in sexueller Enthaltsamkeit der Kirche zu dienen.
Der Brauch der Witwenweihe hat sich in den Ostkirchen erhalten, geriet aber im Westen in Vergessenheit. Die heute gültigen liturgischen Bücher der römisch-katholischen Kirche sehen die Witwenweihe nicht vor. 1984 approbierte Rom auf Bitten des Pariser Kardinals Jean-Marie Lustiger einen "Ritus der Segnung von Witwen", der seither in Frankreich praktiziert wird. Mit der Zustimmung des jeweiligen Diözesanbischofs geweihte Witwen finden sich inzwischen auch in Italien, Polen und jeweils seit 2014 und 2016 in Österreich und Deutschland.
(vatican news/kna)
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