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Franziskus in Piazza Armerina Franziskus in Piazza Armerina 

Papst Franziskus auf Sizilien: Prüfungen mit verstärktem Glauben begegnen

Papst Franziskus hat im sizilianischen Piazza Armerina, der ersten Etappe seiner Pastoralreise auf die größte Insel des Landes, vor rund 40.000 Gläubigen an die Prüfungen erinnert, die den Glauben auch einmal ins Wanken bringen können. Doch er hat auch ein Gegenmittel vorgeschlagen: Täglich einen kurzen Ausschnitt aus dem Evangelium lesen, um die Botschaft „ins Herz eindringen“ zu lassen.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Eine arme Kirche für die Armen sein: Diese Wahl hat die Kirche in der kleinen und vernachlässigt wirkenden Stadt Piazza Armerina getroffen. Wie man es mittlerweile vom Papst gewohnt ist, arbeitete er sich auch bei seinem Sizilienbesuch von der Peripherie aus vor. Bei seiner Ansprache auf dem Europa-Platz in der Kleinstadt ging er auf die Worte ein, mit denen ihm der Bischof der Diözese Enna - zu der Piazza Armerina gehört – erläutert hatte, wie seine Kirche versuche, den Menschen in ihren Problemen und Nöten beizustehen.

Die Probleme Siziliens beim Namen nennen

 

Es seien nicht wenige Plagen, so der Papst an die Gläubigen, mit denen sie zu kämpfen hätten. „Diese haben einen Namen: soziale und kulturelle Unterentwicklung; Ausbeutung der Arbeiter und das Fehlen einer würdigen Anstellung für junge Menschen; die Migration von ganzen Familien; Wucher; Alkoholismus und andere Abhängigkeiten; Glücksspiel; das Auseinandergehen familiärer Bindungen.“ Angesichts so vielen Leids sei aber die „kirchliche Gemeinschaft lebendig und prophetisch, während sie neue Wege sucht, Barmherzigkeit zu verkünden und zu bieten“. Damit würdigte Franziskus die Anstrengungen der lokalen Kirche, eine Anlaufstelle für entmutigte Menschen zu sein.

Die Probleme beim Namen zu nennen, so betonte der Papst, stelle keine „abwertende oder pessimistische Handlung“ dar, sondern sei vielmehr eine Aufforderung, „für die Neuevangelisierung dieses zentralen sizilianischen Territoriums“ zu wirken, „ausgehend gerade von seinen Kreuzen und Leiden“. Sie erwarte eine spannende Mission, schwor der Papst seine Zuhörer ein, um dann die Skizze einer „synodalen Kirche des Wortes, einer Kirche der missionarischen Nächstenliebe und einer Kirche der eucharistischen Gemeinschaft” vorzulegen.

„Das Evangelium, tröpfchenweise“

„Eine barmherzige Kirche, immer treuer dem Evangelium und offen für die Aufnahme all derer, die sich im Körper und Geist niedergeschlagen fühlen oder an den Rand gedrängt sind“: Um dieses Ideal immer besser zu erreichen, sei es jedoch auch nötig, das Evangelium immer stärker zu verinnerlichen. Jeden Tag, als wäre es „Tropfen auf Tropfen“, so der Papst, „dringt das Evangelium in unser Herz ein, macht uns immer mehr zu Jüngern Jesu und stärker dafür, herauszugehen, bei allen Problemen unserer Stadt, unserer Gesellschaft und unserer Kirche auszuhelfen“.

Nächstenliebe, nicht Philantrophie

 

Eine Kirche der „missionarischen Nächstenliebe“ werde konkret, wenn sie „evangelisches Mitleid mit den vielen Übeln der Menschen“ zeige und wenn die Gläubigen zu „wandelnden Aposteln der Barmherzigkeit“ würden. Doch dies heiße nicht, dass die christliche Nächstenliebe in die „Philanthropie“ abgleite, betonte der Papst. Es sei vielmehr nötig, die „Jünger und die gesamte Gemeinschaft“ zu drängen, zum Grund der Probleme vorzustoßen. Seine Gedanken ließ der Papst auch bei dieser Gelegenheit zu den älteren Menschen wandern: Diese sorgten dafür, dass eine Gesellschaft ihre Wurzeln nicht verliere, wiederholte der Papst ein gern von ihm genutztes Bild.

„Jugendliche, nehmt euer Schicksal selbst in die Hand!“

Die verstärkte Aufmerksamkeit für die Jugend und ihre Probleme, so fuhr der Papst in seinem Gedankengang fort, sei ebenso ein Merkmal dieser missionarischen Nächstenliebe. Sie sollten „freudig ihr Schicksal in die Hand nehmen“, sagte der Papst direkt an die Jugendlichen gewandt: „Ihr müsst wissen, dass Jesus euch liebt. Er ist ein ehrlicher und treuer Freund, der euch niemals im Stich lassen wird. Ihm könnt ihr vertrauen!“ Und wenn die Jugendlichen ein Problem mit der Kirche oder den Priestern hätten, betonte Franziskus, sollten sie den zuständigen Kirchenvertreter direkt und ohne Scheu damit konfrontieren; zwar könne es sein, dass der betroffene Priester dann kurzzeitig daran zu knabbern habe, doch der Dialog und das Zuhören seien grundlegend und Zeichen einer „mutigen Jugend“.

Nur wenige Kirchgänger? Dann leben wir eben die Seligpreisung des Kleinseins

 

Als dritten Punkt seiner Überlegungen führte der Papst aus, was er unter einer Kirche der eucharistischen Gemeinschaft verstehe: „Aus der Eucharistie schöpfen wir die Liebe Christi, um sie in die Straßen der Welt zu tragen, um mit Ihm den Geschwistern entgegen zu gehen.“ Der Papst riet den Anwesenden, darunter viele Geistliche, auch, nicht allzu fixiert auf die Anzahl der Messebesucher zu sein: „Ich fordere euch auf, die Seligpreisung des Kleinseins zu leben, der Tatsache, ein Senfkörnchen zu sein, eine kleine Herde, ein Häufchen Sauerteig, ein hartnäckiges Flämmchen, ein Salzsteinchen.“

„Bitte keine 40-Minuten-Predigten“

Manchmal, so der Papst weiter, spreche er mit Menschen darüber, warum sie nicht in die Kirche gingen. „Manchmal gibt es Menschen, die sagen: Ich gehe nicht in die Kirche, die Predigt dauert 40 Minuten, das langweilt mich. Das geht so nicht: Die ganze Messe dauert 40 Minuten! Die Predigt über acht Minuten zu halten, das geht nicht.“ Wenn Priester nach einem Tag der Arbeit todmüde ins Bett fielen, dann sei das allerdings ein „gutes Zeichen“, so Franziskus augenzwinkernd.

Gleichzeitig erinnerte er daran, dass Eucharistie und Priesterdienst untrennbar seien. Dazu gehöre auch die Einheit unter den Priestern und mit ihrem Bischof, mahnte Franziskus: „Ihr seid aufgerufen, die ersten zu sein, die die Hürden und Vorurteile überwinden, die euch trennen; die ersten, die in demütiger Betrachtung vor der schwierigen Geschichte dieser Gegend verharren.“

Aus Liebe zu Jesus den Geschwistern dienen

 

Abschließend verwies der Papst auf den Märtyrerpfarrer Pino Puglisi, dem sein anschließender Besuch in der Inselhauptstadt Palermo galt: „Ich habe gehört, dass er vor 25 Jahren, nur einen Monat vor seiner Ermordung, einige Tage hier in Piazza Armerina verbracht hat.“ Dies sei ein „prophetischer Besuch, eine Übergabe“ gewesen, nicht nur für die Priester, sondern an alle Gläubigen der Diözese , betonte Franziskus: „Aus Liebe zu Jesus den Geschwistern bis zum Ende dienen!“

(vatican news)

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15. September 2018, 10:04