Suche

Franziskus bei einer Audienz an diesem Montag Franziskus bei einer Audienz an diesem Montag 

Papst: Ärzte und Pfleger sollen „Wunder wirken“

„Wir tun alles – außer Wunder“: Ein typischer Spruch, wie er etwa in Büros an der Pinnwand hängt. Oder in Krankenhäusern, unten an der Rezeption. Ausgerechnet zu Menschen, die sich im Gesundheitswesen engagieren, hat Papst Franziskus an diesem Montag über das Thema Wunder gesprochen.

Stefan von Kempis - Vatikanstadt

Trotzdem: Sie sollten Wunder wirken, insistierte Franziskus in seiner auf Spanisch gehaltenen Rede an die Teilnehmer eines Kongresses über Ethik im Gesundheitswesen.

Zum Nachhören

„Ein Wunder heißt ja nicht, Unmögliches zu tun! Das Wunder bedeutet, dem Kranken als einem Bruder zu begegnen, der sich vor uns in einer schwierigen Lage befindet. Wir sollen in dem Empfänger unserer Dienstleistungen den unermesslichen Wert seiner Würde als Mensch, als Kind Gottes wahrnehmen. Wunder heißt nicht, alle Knoten zu entwirren, die es in einem System wie dem Gesundheitswesen gibt, sondern in uns selbst die richtige Einstellung zu wecken, um sie nach Maßgabe unserer Möglichkeiten zu lösen und zu einer neuen Mentalität bei uns selbst und in der Gesellschaft beizutragen.“

Das Gute ist kein abstraktes Ideal...

Der Begriff Wunder wird da vom Papst in den Alltag hineingeholt – so wie er das unlängst in einem Apostolischen Schreiben schon mit dem Thema Heiligkeit gemacht hat. Wenn nur genug Mitarbeiter in einem System wie dem Gesundheitswesen ihre innere Einstellung änderten, dann seien auf einmal auch Strukturen oder Geldmangel kein so großes Problem mehr. Sie sollten, so schärfte der Papst seinen Zuhörern ein, nicht über Geldmangel oder andere Hindernisse stöhnen, sondern aktiv „nach dem Guten suchen“.

„Dieses Gute ist kein abstraktes Ideal, sondern ein konkreter Mensch, der häufig leidet. Seien Sie mutig und großzügig in Ihren Plänen und Projekten, auch im Einsatz Ihrer wirtschaftlichen und technischen Mittel! Die Menschen, denen das zugute kommt – vor allem die Ärmsten – werden es Ihnen zu danken wissen!“

Pflege ist mehr als das Verabreichen von Medizin

Wunder also. Und Sorge um den Menschen – das war das Zweite, was der Papst in seiner Rede vom Montag Ärzten und Pflegern ans Herz legte. „Kranke pflegen ist nicht einfach nur das Verabreichen von Medikamenten oder von Therapien. Da geht es auch nicht nur um das Wiederherstellen der Gesundheit. Das lateinische Wort für Pflege, curare, bedeutet: umsorgen, sich kümmern, sich für den anderen verantwortlich fühlen. Wir curas (das ist das spanische Wort für „Priester“, Anm.d.Übs.) müssten davon einiges lernen, denn genau dazu beruft uns Gott. Wir curas – Priester – sind für das Kurieren, für das Pflegen da. Pflege…“

Einmal mehr brach der Papst eine Lanze für mehr Investition und Anwendung von Schmerzmedizin. Und er warnte vor aktiver Sterbehilfe.

Gegen eine Legalisierung von Euthanasie

„Wir erleben fast auf weltweiter Ebene eine starke Tendenz zur Legalisierung von Euthanasie. Doch wir wissen: Wenn es eine konstante, menschliche Anteilnahme und Begleitung gibt, dann nimmt der chronisch schwerkranke Patient oder der Todkranke das wahr. Auch unter diesen schweren Bedingungen verschwindet der negative Schatten der Euthanasie oder wird fast inexistent, wenn der Mensch sich geliebt fühlt, respektiert, akzeptiert. Der Wert seines Daseins wird dann an seiner Fähigkeit gemessen, zu lieben und geliebt zu werden, nicht an seiner Produktivität…“

Die Mitarbeiter im Gesundheitswesen sollten „Diener des Lebens“ sein, so Franziskus. Die Formulierung erinnert an die Enzyklika Evangelium Vitae, in der der heilige Papst Johannes Paul II. 1995 wortmächtig für die „Kultur des Lebens“ eintrat.

Vertrauen statt Vertragsklauseln

Der dritte Begriff, um den die Papst-Überlegungen von diesem Montag kreisten, lautet Vertrauen. „Es ist sehr schwierig, sich ganz in die Hände anderer Menschen zu geben, vor allem wenn es um das eigene Leben geht. Angesichts der Bürokratisierung und Komplexität des Gesundheitswesens laufen wir heute Gefahr, dass die „Vertragsklauseln“ sozusagen das Verhältnis von Patient und Arzt bestimmen, dass das Vertrauensverhältnis also gestört ist. Wir müssen darum kämpfen, dass dieses Band tiefer Menschlichkeit intakt bleibt!“
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

01. Oktober 2018, 11:54