Papst zum Weltfriedenstag: Politik kann Nächstenliebe werden
Christina Höfferer und Gabriella Ceraso - Vatikanstadt
„Frieden in diesem Haus“, so lautet das Motto, mit dem Papst Franziskus das neue Jahr beginnt. Es wird seine Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2019 sein, wie an diesem Dienstag vom Vatikan bekannt gegeben wurde. Es sind die Worte, mit denen Jesus die Apostel losschickt. Das Haus, von dem er spricht, ist „jede Familie, jede Gemeinschaft, jedes Land und jeder Kontinent“, und es ist auch „unser gemeinsames Haus“, das Gott uns anvertraut hat.
Die Herausforderung einer guten Politik
In das Zentrum seiner Botschaft stellt Franziskus die enge Beziehung zwischen Frieden und Politik mit allen Möglichkeiten und Gefahren, eine tägliche Herausforderung und ein großes Projekt, das auf gegenseitiger Verantwortung und auf dem Zusammenhalt der Menschen gründet. „Der Frieden ist wie eine zarte Blume, die versucht, zwischen den Steinen der Gewalt zu blühen“, schreibt der Papst, und er zitiert den von ihm so geschätzten Dichter Charles Péguy: Es entstehe eine Verstrickung von Missbrauch und Ungerechtigkeiten, Ausgrenzung und Zerstörung, die die Politik verursacht, wenn sie nicht als Dienst an der Gemeinschaft gelebt wird. Gute Politik hingegen stelle einen grundlegenden Motor für den Aufbau von Staatsbürgerschaft und großen Werken dar und könne, wenn sie unter Achtung des Lebens, der Freiheit und der Würde umgesetzt werde, zu einer naturgemäßen Form der Nächstenliebe werden.
Wohltätigkeit für eine Politik im Dienst von Frieden und Rechten
Wenn das Handeln eines Menschen von der Liebe getragen und inspiriert werde, betont Franziskus indem er die Caritas in Veritate von Benedikt XVI. zitiert, dann trage es zum Aufbau jener allumfassenden Stadt Gottes bei, auf die die Geschichte der Menschheitsfamilie zusteuere. In diesem Plan können sich Politiker aller Richtungen wiederfinden, vorausgesetzt, sie arbeiten für das Wohl der Menschheitsfamilie, indem sie Tugenden praktizieren, die einem guten politischen Handeln zugrunde liegen: Gerechtigkeit, Gleichheit, Respekt, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Treue. Der gute Politiker ist, wie die Seligpreisungen des vietnamesischen Kardinals François-Xavier Nguyễn Vãn Thuận zeige, sich seiner Rolle bewusst, die kohärent, glaubwürdig, hörbar und mutig ist und sich für Einheit und radikalen Wandel einsetzt. Daraus ergibt sich die in der Friedensbotschaft zum Ausdruck gebrachte Gewissheit, dass gute Politik im Dienste des Friedens stehe.
Tugenden und Laster der Politik
Aber in der Politik gehe es nicht nur um Tugend und Achtung der grundlegenden Menschenrechte. Franziskus widmet einen Abschnitt seiner Botschaft den Lastern. Sie schwächen das Ideal einer echten Demokratie, bestünden aus persönlicher Unfähigkeit, Schieflage in Bezug auf die Umwelt und auf die Institutionen, sie begännen mit Korruption, auf die eine Nichtbeachtung der Regeln folge, die Rechtfertigung von Macht durch Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Sie nähmen den Systemen die Glaubwürdigkeit, sie seien die Schande des öffentlichen Lebens und gefährden den sozialen Frieden.
Politik, Jugend und Vertrauen in andere
Es gebe jedoch noch einen weiteren bösartigen Aspekt der Politik, so der Papst, dieser habe mit der Zukunft und den jungen Menschen zu tun. Wenn nämlich die Ausübung politischer Macht nur darauf abziele, die Interessen von Einzelnen zu wahren, dann sei die Zukunft gefährdet und junge Menschen könnten von Misstrauen verführt werden, weil sie dazu verdammt sind, am Rande der Gesellschaft zu bleiben. Wenn sich die Politik dagegen konkret für die Förderung junger Talente und Berufungen einsetze, die Verwirklichung anstrebten, dann breite sich Frieden aus. Politik stehe demnach im Dienste des Friedens, bekräftigt Franziskus, wenn sie das Charisma jedes Menschen anerkenne, und es als ein Versprechen, das neue Energien freisetzen kann, verstehe.
Friedensstifter und authentische Botschafter Gottes
Das Klima des Vertrauens sei jedoch nie einfach zu erzeugen, besonders in den heutigen Zeiten nicht. Es herrsche eine Angst vor dem anderen vor, welche Abschottungen und Nationalismen in der Politik hervorbringe, indem sie die Brüderlichkeit, die unsere globalisierte Welt so sehr braucht, in Frage stellt. Daher richtet Franziskus einen Aufruf an Friedensstifter und authentische Botschafter Gottes, sie mögen unsere Gesellschaften beleben. Auch forderte der Papst ein Ende der unkontrollierten Verbreitung von Waffen und der Eskalation der Einschüchterung hundert Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Frieden, bekräftigt der Papst und erinnert besonders an die vielen betroffenen Kinder könne niemals auf ein bloßes Gleichgewicht von Stärke und Angst reduziert werden.
Die Friedenspolitik stützt sich auf das Magnificat
Seine Botschaft schließt der Papst mit einer Betrachtung des Verhältnisses von Rechten und Pflichten ab. Er bekräftigt, dass - wie uns auch der 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in Erinnerung ruft - das große politische Friedensprojekt auf gegenseitiger Verantwortung und auf der Interdependenz der Menschen beruhe. Es fordere uns in unserem täglichen Engagement heraus und brauche eine Bekehrung von Herz und Seele. Denjenigen, die sich für die Politik des Friedens einsetzen wollen, übergibt der Papst schließlich den Geist des Magnifikats, das Maria im Namen aller Menschen singt: „Von Generation zu Generation gibt Gott seine Barmherzigkeit denjenigen, die ihn fürchten. Er zeigt die Kraft seines Armes, er zerstreut den Stolz, er stürzt die Mächtigen von den Thronen, er erhebt die Demütigen, er erinnerte sich an seine Barmherzigkeit, wie er es unseren Vätern gesagt hatte, für immer für Abraham und seine Nachkommen.“
(vatican news)
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