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Andrea Tornielli Andrea Tornielli 

Leitartikel: Der Papst zeigt einen Ausweg auf

Ein Brief an die amerikanischen Bischöfe, der einen Weg für die ganze Kirche skizziert. So beschreibt Andrea Tornielli das Schreiben des Papstes: der Kern der Botschaft liegt in dem von Franziskus vorgeschlagenen Lösungsansatz. Tornielli ist der neue Chefredakteur von Vatican News.

Andrea Tornielli - Vatikanstadt

Der Brief, den Franziskus als Zeichen seiner persönlichen Nähe an die US-amerikanischen Bischöfe geschickt hat, die sich in Chicago zu Exerzitien zurückgezogen haben, lässt den Blick des Papstes auf die Missbrauchskrise besser verstehen – auch  im Hinblick auf das diesbezügliche Treffen, das im Februar im Vatikan stattfinden wird. In seiner Ansprache an die Römische Kurie am vergangenen 21. Dezember hat sich Franziskus bereits eingehend zu diesem Thema geäußert und dabei einen deutlichen Ton angeschlagen. Und nun, in der Botschaft an die US-Bischöfe, geht es ihm nicht darum, das Phänomen des sexuellen sowie Macht- und Gewissensmissbrauchs zu Lasten von Minderjährigen und erwachsenen Schutzbefohlenen zu untersuchen, sondern das Problem an der Wurzel zu packen und einen Ausweg aufzuzeigen.

Wie der Papst noch einmal einräumt, „hat die Glaubwürdigkeit der Kirche durch diese Sünden und Verbrechen ernsthaft gelitten – aber viel mehr noch durch die Bemühungen, dies alles zu vertuschen.“ Der zentrale Punkt des Schreibens liegt jedoch in dem Lösungsansatz, der hier vorgeschlagen wird. So warnt Franziskus davor, sich zu sehr auf Vorgehensweisen zu verlassen, die zwar „nützlich, gut und notwendig“ , ja sogar „gerecht“ erschienen, aber nicht den „Geschmack des Evangeliums“ hätten. Und dies sei dann der Fall, wenn sie dazu neigten, die Antwort auf das Böse auf ein rein organisatorisches Problem zu reduzieren.

Strategien und Organigramme genügen nicht

Eine Kirche, die zur „Personalagentur“ geworden ist und allein auf Strategien, Organigramme und unternehmerische Erfolgsmodelle vertraut, statt auf die Gegenwart dessen zu bauen, der sie seit zweitausend Jahren führt, auf die rettende Kraft der Gnade und auf das stille und tägliche Wirken des Heiligen Geistes, hat diesen „Geschmack des Evangeliums“ oft verloren.

Seit einigen Jahren haben die Päpste bereits begonnen, angemessenere und strengere Regeln für den Kampf gegen das Phänomen des Missbrauchs einzuführen: weitere Hinweise werden sich aus dem kollegialen Austausch der mit Petrus vereinten Bischöfe aus der ganzen Welt ergeben. Aber das „Heilmittel“ könnte sich als wirkungslos erweisen, wenn es nicht begleitet wird „von der Umkehr des Denkens (metanoia), der Art, wie wir beten, mit Macht und Geld umgehen, Autorität ausüben und uns zueinander und zur Welt relationieren.“

Hirten und Gläubige - miteinander

Glaubwürdigkeit wird nicht mit Marketingstrategien wiederhergestellt. Sie könnte vielmehr Frucht einer Kirche sein, die weiß, wie man Spaltungen und innere Gegensätze überwindet. Eine Kirche, deren Handeln dem Widerschein eines Lichts entspringt, das nicht ihr eigenes ist, sondern ihr immer wieder neu gegeben wird. Eine Kirche, die nicht sich selbst und ihr eigenes Können verkündet, sondern aus Hirten und Gläubigen besteht, die – wie Papst Franziskus sagt  –  wissen, dass sie Sünder sind und zur Umkehr einladen, weil sie Vergebung und Barmherzigkeit am eigenen Leib erfahren haben und noch erfahren.

(vatican news)

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04. Januar 2019, 15:09