Piusbrüder: Ab jetzt ist die Glaubenskongregation zuständig
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Die Päpstliche Kommission „Ecclesia Dei“, die seit über dreißig Jahren die Gespräche mit den Traditionalisten führte, ist mit sofortiger Wirkung aufgelöst, heißt es in dem Text.
In seinem Schreiben befindet der Papst, dass die Reibungspunkte zwischen der römisch-katholischen Kirche und den von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründeten Piusbrüdern „lehrmäßiger Natur“ sind, dass es also um Glaubensfragen geht. Damit begründet Franziskus, dass die Glaubenskongregation von jetzt an diesen Dialog übernimmt.
Vatikan verlangt von Piusbrüdern Bekenntnis zum Konzil
Dadurch macht der Papst klar, dass er nicht zu einer Annäherung an die Piusbrüder zu Sonderkonditionen bereit ist. Der Vatikan verlangt von ihnen die ausdrückliche Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils, besonders seiner Anstöße zu Religionsfreiheit, Ökumene und Liturgie.
Papst Benedikt XVI. hatte 2007 die Kompetenzen der Kommission in seinem eigenen Motu Proprio „Summorum Pontificum” zunächst erweitert, nach der Aufhebung der Exkommunikation der vier unerlaubt geweihten Bischöfe 2009 war die Struktur noch einmal angepasst worden.
Die Glaubenskongregation hatte bereits im November 2017 beantragt, das Dossier ganz an sich ziehen zu dürfen. Dem stimmt Franziskus nun zu.
Kardinal Ratzinger hatte mit Lefebvre verhandelt - vergeblich
Die Kommission „Ecclesia Dei“ war 1988 vom heiligen Papst Johannes Paul II. gegründet worden. Sie war eine Reaktion auf Lefebvres Bruch mit Rom; der französische Erzbischof hatte ohne Zustimmung des Vatikans Bischofsweihen vorgenommen. Verhandlungen des damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, mit den Traditionalisten waren gescheitert.
„Die Wurzel dieses schismatischen Aktes [der unerlaubten Bischofsweihe] ist in einem unvollständigen und widersprüchlichen Begriff der Tradition zu suchen“, hatte Papst Johannes Paul II. 1988 in das Gründungsdokument für die Kommission geschrieben.
Franziskus erinnert in seinem „Motu Proprio“ mit dem Datum 17. Januar daran, dass „Ecclesia Dei“ zunächst die Aufgabe hatte, Lefebvre-Anhängern, die die Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche bewahren wollten, Brücken zu bauen. Das führte zur Gründung einer mit Rom verbundenen „Petrusbruderschaft“.
[Vor allem lehrmäßige Fragen trennen Piusbrüder von Rom
Der Papst erwähnt auch die Versuche seines Vorgängers Benedikt XVI.‘ (vormals Kardinal Ratzinger), einen endgültigen Bruch zwischen den Piusbrüdern und Rom abzuwenden. Benedikt hatte 2007 die ältere Form der Messfeier rehabilitiert und die Exkommunikation der ohne päpstliches Mandat geweihten Bischöfe zurückgenommen.
Franziskus weist darauf hin, dass auch nach Benedikts Urteil „die von der päpstlichen Kommission behandelten Fragen vor allem lehramtlicher Natur“ gewesen seien. Darum habe schon sein Vorgänger 2009 die Kommission „Ecclesia Dei“ „enger an die Glaubenskongregation gebunden“.
Nach „reiflicher Überlegung“
Franziskus schreibt, dass sich die Bedingungen, die Johannes Paul einst zur Gründung der Kommission bewogen, „geändert“ hätten. Katholische Gemeinschaften, die die Messe in der älteren Form (der sogenannten „außerordentlichen Form des römischen Ritus“) zelebrieren, hätten „heute zu einer zahlen- und lebensmäßigen Stabilität gefunden“.
Nach „reiflicher Überlegung“ löse er „Ecclesia Dei“ darum auf. Er hoffe, dass es den römisch-katholischen Christen „immer klarer“ werde, dass „vor allem lehrmäßige Fragen“ eine volle Rückkehr der Piusbrüder in den Schoß der Kirche verhinderten. Innerhalb der Glaubenskongregation richtet Franziskus eine eigene Abteilung für den Dialog mit den Traditionalisten ein.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.