Papst: Dialog zwischen Christen und Muslimen als Motor des Friedens
Christine Seuss - Vatikanstadt
Tausende Pilger hörten dem Papst in der vatikanischen Audienzhalle zu, als er die Reise nur knapp 17 Stunden nach seiner Rückkehr nach Rom Revue passieren ließ.
Franziskus erinnerte daran, dass die erste Reise eines Papstes auf die Arabische Halbinsel genau 800 Jahre nach der Reise des heiligen Franziskus von Assisi zum Sultan Malik al-Kamil erfolgte. Es sei „göttliche Fügung“, dass nun ausgerechnet ein Papst des Namens Franziskus auf den Spuren des Heiligen aus Assisi wandelte, sinnierte der Pontifex:
„Ich habe oft an den heiligen Franziskus gedacht während meiner Reise, er half mir, das Evangelium, die Liebe Jesu Christi im Herzen zu tragen, während ich die verschiedenen Momente meines Besuchs erlebte; in meinem Herzen war das Evangelium Christi, das Gebet zum Vater für all seine Kinder, vor allem für die ärmsten, für die Opfer von Ungerechtigkeiten, Kriegen und Armut…; das Gebet dafür, dass der Dialog zwischen Christentum und Islam ein entscheidender Faktor für den Frieden auf der heutigen Welt ist.“
Neben feierlichen Ansprachen sei man in Abu Dhabi einen Schritt weiter gegangen, betonte der Papst mit Blick auf das „Dokument über die Geschwisterlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“, das er gemeinsam mit dem muslimischen Großimam von al-Azhar, Mohammad al-Tayyeb, lange vorbereitet und am Montagabend im Rahmen des interreligiösen Treffens am Gründerdenkmal in Abu Dhabi unterzeichnet hatte.
Darin stellen die beiden Glaubensführer fest, dass alle Menschen aufgrund ihrer Gotteskindschaft zu Geschwistern berufen sind und Gewalt im Namen von Religion ohne Kompromisse zu verurteilen ist; gleichzeitig bekräftigen sie ihre Absicht, für Frieden in der Welt auch weiterhin zusammenzuarbeiten – eine gemeinsame Verpflichtung der Religionen, die es auf dieser Ebene nie gegeben hatte. Dieses Dokument, so unterstrich der Papst, werde zwar in den Schulen und Universitäten vieler Länder studiert werden. Doch er empfehle es jedem, dieses auch selbst zu lesen, denn es gebe „viele Hilfestellungen um im Dialog zur Geschwisterlichkeit unter den Menschen weiterzugehen“.
Gemeinsame Werte der Religionen
„In einer Zeit wie der unseren, in der die Versuchung groß ist, einen Konflikt zwischen christlichen und islamischen Zivilisationen zu sehen und auch Religionen als Konfliktquellen zu betrachten, wollten wir ein weiteres klares und entscheidendes Zeichen setzen, dass es stattdessen möglich ist, sich zu begegnen, zu respektieren und zu unterhalten, und dass die christliche und islamische Welt trotz der Vielfalt der Kulturen und Traditionen gemeinsame Werte zu schätzen und zu schützen weiß: Leben, Familie, religiöser Sinn, Ehre für ältere Menschen, Bildung von Jugendlichen und andere,“ erläuterte Franziskus.
Eine Million Christen, meist Migranten aus dem asiatischen Raum, leben in den Vereinigten Arabischen Emiraten, erinnerte der Papst anschließend mit Blick auf die Begegnungen mit der lokalen katholischen Gemeinschaft. Rund 150.000 Menschen hatten an der Heiligen Messe am Scheich-Zayed-Stadion teilgenommen, wer keine Einlasskarte ergattern konnte, blieb vor dem Stadion - die größte katholische Heilige Messe, die die Arabische Halbinsel je erlebt hatte.
Bei dieser Gelegenheit hätten er und die Teilnehmer an der Messe „besonders für Frieden und Gerechtigkeit gebetet, mit einer eigenen Intention für den Nahen Osten und den Jemen,“ betonte Franziskus. „Liebe Brüder und Schwestern, diese Reise gehört zu den Überraschungen Gottes. Lobpreisen wir also ihn und seine Vorsehung, und beten wir dafür, dass die ausgestreuten Samen Früchte tragen nach seinem heiligen Willen,“ schloss Franziskus seine Rückschau auf die Reise.
Erinnerung an gekenterte Migranten vor den Bahamas
Im Anschluss an seine Katechese gedachte er einer Gruppe von Migranten aus Haiti, die am Samstag mit ihrem Boot in der Nähe von Bahamas gekentert waren. Knapp 30 Menschen seien bei dem Unfall ums Leben gekommen, 17 Überlebende seien mittlerweile in Polizeigewahrsam, meldete die „New York Times“. Die verunglückten Migranten seien auf der Suche nach Hoffnung und einer friedlichen Zukunft gewesen, unterstrich der Papst.
„Meine liebevollen Gedanken gehen an die Familien, die vom Schmerz gezeichnet sind, sowie an das haitianische Volk, das von dieser neuen Tragödie betroffen ist. Ich lade euch ein, mit mir für diejenigen zu beten, die auf dramatische Weise verstorben sind, und für die Verwundeten.“
(vatican news)
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