Papst in Abu Dhabi: Die Presseschau am letzten Tag
Stefan von Kempis – Abu Dhabi
Beinahe alle Zeitungen zeigen Franziskus und den Großscheich al-Tayyeb von al-Azhar auf ihrer Titelseite. „Lasst uns zusammen unsere Zukunft aufbauen“, titeln die „Arab News“ dazu. Der Artikel betont den interreligiösen Charakter der Reise; aus der Papstrede wird nicht etwa die verhüllte Kritik an arabischen Regimen, sondern die Kritik an einer ungerechten Weltwirtschaftsordnung zitiert.
Einem Leitartikler der „Arab News“ fällt auf Seite eins der Kontrast zwischen dem „people’s pope“ (Volkspapst) „in all seiner Demut“ und der Pracht des Begrüßungszeremoniells auf. Franziskus habe sich in einem Minibus vom Flughafen in die Stadt bringen lassen und auch für die Fahrt zum Präsidentenpalast nur einen „understated black car“, einen bescheidenen Wagen benutzt. Doch der „Glanz der Emirate-Hauptstadt“ habe sich vor dem Gast aus Rom nun mal „nicht verstecken lassen“. Auf Seite drei berichtet die Zeitung mit elf Abbildungen über alle möglichen Papstfahrzeuge im Lauf der Geschichte, von der Kutsche bis zum umgebauten Jeep – ein Hingucker für auto- und technikverliebte Golfaraber.
Ein Interview mit Kardinal Filoni
Ein Journalist der „Arab News“ gibt ein Gespräch mit Kardinal Filoni wieder, der im Papstgefolge reist und im Vatikan die Missionskongregation leitet – dabei geht es vor allem um Saudi-Arabien. Der Vatikan hoffe auf bessere Beziehungen mit dem Regime von Riad; immerhin habe ja schon Benedikt XVI. 2007 mit dem damaligen König Abdullah gesprochen, und 2017 habe Franziskus eine saudische Delegation im Vatikan empfangen. „Saudi-Arabien ist Vollmitglied vieler internationaler Gremien und hat wirtschaftliche und politische Beziehungen zu Nationen in aller Welt“, so Filoni. „Ich glaube, dasselbe Paradigma kann man auch auf religiösem Gebiet ins Auge fassen.“
Der Journalist bemerkt, dass die Reise von Franziskus zwar sicherlich „historisch“ sei; doch werde sie„nur dann zu etwas führen, wenn arabische Führer, die Reformen wollen, und Medien der Region, die nicht nur Vorurteile verbreiten, dazu die Hand reichen“. Ein gerüttelt Maß an Vorurteilen macht der Journalist auch im Westen aus: Der rede zwar viel von den Emiraten, wisse aber wenig über ihre Lage – und entdecke „offenbar erst jetzt, dass es in den Emiraten christliche Kirchen gibt“.
„Für eine Abrüstung in den Herzen der Menschen“: Das ist die Schlagzeile der „Khaleej Times“. Sie schildert an diesem Dienstag ausführlich die Vorbereitungen auf die Papstmesse von Abu Dhabi; dabei wird deutlich, dass sehr viele Katholiken trotz langen Schlangestehens für ein Eintrittsticket leer ausgegangen sind und es deswegen auch etwas Unmut gab. Zu Wort kommen ansonsten ein Priester, der dem Papst die Hand schütteln darf („das wird die schönste halbe Minute meines Lebens“), eine 85-Jährige, die aus dem Emirat Sharjah eine lange Busreise zur Papstmesse auf sich nehmen wollte, und einige ausländische Arbeiter, die doch noch an Tickets gekommen waren und ganz aus dem Häuschen gerieten vor Freude.
Dass in den Emiraten bei aller proklamierten Toleranz doch autoritäre Regimes die Zügel halten, wird an den Worten eines Organisators der Messe klar: „Dank der Anordnungen unserer weisen Führung konnten wir die Vorbereitungen gut zu Ende bringen“. Ein Artikel über den Empfang für den Papst im Präsidentenpalast streicht „Franziskus‘ Lob für die wichtige Rolle der Emirate bei der Entwicklung einer Kultur des Dialogs“ heraus, eine Zusammenfassung der Papstrede erwähnt alles Mögliche, nur nicht die verhüllte Kritik an den Regimes. „Unsere Führer verdienen jedes nur erdenkliche Lob für den historischen Papstbesuch“, urteilt der Leserbrief eines gebürtigen Inders, der in Dubai lebt, im Innenteil der „Khaleej Times“.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.