Papst: Indigene bei Umsetzung von Agenda 2030 einbeziehen
Christine Seuss - Vatikanstadt
Denn, so der Pontifex zu seinen Gästen, es seien vor allem die indigenen Gemeinschaften des Planeten, die ein Bewusstsein dafür bewahrt hätten, dass „alles miteinander verbunden“ ist. Zwar stellten sie nur fünf Prozent der Weltbevölkerung, doch sie kümmerten sich um 22 Prozent der Erdoberfläche und damit um 80 Prozent der verschiedenen Lebensformen auf der Erde, unterstrich Franziskus: „Ich würde noch hinzufügen, dass diese Populationen in einer stark säkularisierten Welt alle an die Heiligkeit unserer Erde erinnern. Deshalb müssten ihre Stimme und ihre Sorgen im Zentrum der Umsetzung der Agenda 2030 und im Mittelpunkt der Forschung nach neuen Wegen für eine nachhaltige Zukunft stehen.“
Darüber werde er auch mit seinen Mitbrüdern im Bischofsamt bei der außerordentlichen Amazonassynode diskutieren, kündigte der Papst an. Mehr als 190 Nationen hatten die Agenda 2030 im September 2015 verabschiedet, ein „großer Schritt für den globalen Dialog“, würdigte Franziskus in seiner Ansprache, die mit Zitaten aus seiner Umweltenzyklika Laudato si durchzogen war. Dennoch sei es nach wie vor ein komplexes Unterfangen, eine „ganzheitliche Entwicklung“ zu betreiben, die nicht auf rein wirtschaftliches Wachstum ausgerichtet sei. Hierfür brauche es aber den konkreten Einsatz aller: denn eine Entwicklung, die auf ethischen und religiösen Werten basiere und alle Menschen im Blick habe, sei keine Angelegenheit, die nur die Experten angehe, vielmehr eine „Berufung“, die eine „freie und verantwortliche Antwort“ einfordere, lenkte Franziskus den Blick auf die Enzyklika seines Vorgängers Benedikt XVI. Caritas in veritate (16-17).
„Und die Antworten sind das, was ich mir von dieser Konferenz erhoffe. Konkrete Antworten auf den Schrei der Erde und der Armen. Konkrete Verpflichtungen, um eine reale Entwicklung auf nachhaltige Weise und über Prozesse zu fördern, die die Teilnahme der Menschen zulassen.“
Dass die auf der Konferenz versammelten Experten bereit seien, auf die Stimme der Religionsgemeinschaften zu hören, freue ihn sehr, vertraute der Papst seinen Besuchern an, denn „in der Tat sind alle Gesprächspartner bei diesem Dialog über diese komplexe Situation dazu aufgerufen, aus ihrem Spezialfach herauszutreten, um gemeinsame Antworten auf den Schrei der Erde und den der Armen zu finden.“
Die fünf großen P
Er begrüße es ebenfalls, dass die Konferenz im Sinn der Vereinten Nationen die behandelten Themen anhand der fünf großen P aufschlüssele und somit den ganzheitlichen Ansatz der Nachhaltigkeitsziele unterstreiche: Personen, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft (auf Englisch und Italienisch beginnen diese Worte mit P, Anm.), fuhr Franziskus fort.
Es gebe allerdings immer noch Menschen, die daran glaubten, dass man die aktuellen sozialen und ökologischen Probleme mit der Anwendung der neuen Technologien lösen könne, ohne ethische Überlegungen oder grundlegende Veränderungen anzustellen: „Ein ganzheitlicher Ansatz hingegen lehrt uns, dass dies nicht wahr ist.“
In diesem Zusammenhang habe bereits Johannes Paul II. von einer „ökologischen Umkehr“ gesprochen, ein „starkes Wort“, fügte Franziskus spontan ein. „Wenn wir der Arbeit an der Agenda 2030 eine solide Grundlage geben wollen, müssen wir die Versuchung zurückweisen, für die Herausforderungen eine rein technokratische Antwort zu finden und bereit sein, die tiefliegenden Gründe und die langfristigen Konsequenzen anzugehen.“
Hier komme nun den Religionen eine Schlüsselrolle zu. Denn dreieinhalb Jahre nach der Verabschiedung der Agenda 2030 müsse man sich noch klarer der Tatsache bewusst werden, dass es verstärkte Anstrengungen zu deren Gelingen benötige, mahnte der Papst.
„Wenn uns wirklich etwas daran liegt, eine Ökologie zu entwickeln, mit der wir den von uns angerichteten Schaden wieder gut machen können, dann darf kein Zweig der Wissenschaft und keine Form der Weisheit vernachlässigt werden, und das schließt die Religionen und die ihnen eigenen Sprachen mit ein.“ Er danke ihnen für ihren Einsatz, auch wenn die Herausforderungen manchmal übermächtig erscheinen mögen, schloss Franziskus seine Ansprache mit der Ermunterung an die versammelten Teilnehmer, weiterhin für den Wandel zu kämpfen, den die aktuellen Umstände erforderten: „Denn die Ungerechtigkeit, die die Erde und die Armen weinen lässt, ist nicht unbesiegbar.”
(vatican news)
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