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Papst zum Gebetstag um Berufungen: Mutter Kirche trotz ihrer Schwächen lieben

„Die Kirche ist unsere Mutter, deshalb müssen wir sie auch dann lieben, wenn wir auf ihrem Gesicht die Falten der Schwäche und der Sünde sehen“: Das schreibt Papst Franziskus in seiner Botschaft zum 56. Weltgebetstag um geistliche Berufungen, die der Vatikan an diesem Samstag veröffentlicht hat.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Das Dokument trägt den Titel „Der Mut zum Wagnis für die Verheißung Gottes“; der Papst hat es am 31. Januar 2019 unterzeichnet, dem Gedenktag des heiligen Johannes Bosco. Der Weltgebetstag findet in diesem Jahr am 12. Mai statt, in einer Atmosphäre, in der die Institution Kirche nach der Aufdeckung zahlreicher Skandale um Aufklärung, Reinigung – und nicht zuletzt um neue Berufungen - kämpft.

Er wolle seine Erfahrungen bei der Jugendsynode und beim Weltjugendtag in Panama an diesem Weltgebetstag für geistliche Berufungen wieder aufgreifen und „darüber nachdenken, wie der Ruf des Herrn uns zu Trägern der Verheißung macht und zugleich den Mut zum Wagnis mit ihm und für ihn von uns verlangt“, leitet der Papst seine Überlegungen ein. Dabei geht er von der Berufungsgeschichte der Fischer um Simon Petrus aus, die in ihrem täglichen Leben damit umgehen müssen, dass der Ertrag trotz aller Anstrengungen manchmal ausbleibt – eine Erfahrung, die sich auch im Leben eines jeden Einzelnen widerspiegele, unterstreicht der Papst.

Die Einladung, an einem großen Projekt teilzuhaben

Doch dann ereignet sich, „wie in jeder Berufungsgeschichte“, die auch zwischenmenschlicher Art sein kann, eine „Begegnung“, erläutert Franziskus. »Ich werde euch zu Menschenfischern machen« (Mk 1,17), hatte Jesus den Fischern verhießen. „Der Ruf des Herrn ist also nicht eine Einmischung Gottes in unsere Freiheit; er ist nicht ein „Käfig“ oder eine Last, die er uns aufgebürdet hat. Er ist vielmehr die liebevolle Initiative, mit der Gott uns entgegenkommt und uns einlädt, in ein großes Projekt einzusteigen, an dem er uns teilhaben lassen will.“

Denn es entspreche dem Wunsch Gottes, so fährt Franziskus fort, dass das Leben nicht „im Banalen“ gefangenbleibe, auch wenn die Annahme dieser Verheißung „den Mut zu einer Entscheidung“ erfordere. Denn ähnlich den ersten Jüngern müsse man auf den Ruf des Herrn hin alles stehen und liegen lassen, was einen daran hindere, die „endgültige Entscheidung“ für die Berufung zu treffen.

Berufung zum christlichen Leben

Berufung, so präzisiert der Papst, sei in diesem Zusammenhang nicht nur die Berufung zum geweihten Leben: „Ich denke hier zunächst an die Berufung zum christlichen Leben, die wir alle in der Taufe empfangen und die uns daran erinnert, dass unser Leben nicht ein Produkt des Zufalls ist, sondern das Geschenk, vom Herrn geliebte Kinder zu sein, die in der großen Familie der Kirche versammelt sind.“

In der kirchlichen Gemeinschaft werde die christliche Existenz geboren und entwickle sich weiter, im Hören auf das Wort Gottes und in der Gnade der empfangenen Sakramente. „Eben weil sie uns zum neuen Leben gebiert und uns zu Christus führt, ist die Kirche unsere Mutter; deshalb müssen wir sie auch dann lieben, wenn wir auf ihrem Gesicht die Falten der Schwäche und der Sünde sehen, und wir müssen dazu beitragen, sie immer schöner und leuchtender zu machen, damit sie ein Zeugnis der Liebe Gottes in der Welt sein kann“, betont Franziskus an dieser Stelle, wohl eingedenk der Skandale, welche die Kirche vor allem im zurückliegenden Jahr geprägt haben und Gift für zukünftige Berufungen darstellen könnten.

Das christliche Leben finde seinen Ausdruck auch in jenen Entscheidungen, die das Reich Gottes innerhalb der Gesellschaft förderten, so wie es bei einer christlich inspirierten Eheschließung und Familiengründung, in Bezug auf die Arbeits- und Berufswelt, sowie auf solidarisches und politisches Engagement geschehe, fährt der Papst fort: „Das sind Berufungen, die uns zu Trägern einer Verheißung von Güte, Liebe und Gerechtigkeit machen, nicht nur für uns selbst, sondern auch für unser soziales und kulturelles Umfeld, in dem wir leben und wo mutige Christen und authentische Zeugen des Reiches Gottes gefragt sind.“

Eine Entdeckung, die begeistert und erschreckt

Die Berufung für das geweihte Leben oder Priesteramt sei hingegen eine Entdeckung, die zwar begeistern, angesichts der Kompromisslosigkeit der Berufung und des Unverständnisses in einem immer weiter säkularisierten Lebensumfeld aber auch erschrecken und zu Hoffnungslosigkeit führen könne, erkennt Franziskus an, nicht ohne zu betonen:

„Und doch gibt es keine größere Freude, als sein Leben für den Herrn zu wagen! Besonders euch jungen Menschen möchte ich sagen: Seid nicht taub für den Ruf des Herrn! Wenn er euch auf diesen Weg ruft, dann zieht die Ruder nicht ins Boot zurück und vertraut euch ihm an. Lasst euch nicht von der Angst anstecken, die uns lähmt angesichts der hohen Gipfel, auf die der Herr uns einlädt.“

Maria lässt sich nicht von vorhersehbaren Schwierigkeiten abschrecken

Um die eigene Berufung zu erkennen und sein Leben entsprechend auszurichten, sei jedoch auch ein immer neues Engagement der Kirche vor allem in der Jugendpastoral nötig, mahnt der Papst, der das Beispiel der Jungfrau Maria anführte: „Auch im Leben dieser jungen Frau war die Berufung zugleich eine Verheißung und ein Wagnis. Ihre Mission war nicht einfach, aber sie hat nicht zugelassen, dass die Angst die Oberhand gewinnt.“ Ihr „Ja“ sei ohne Wenn und Aber erfolgt, ohne auf irgendwelche Garantien bauen zu können „als der Gewissheit, Trägerin einer Verheißung zu sein“, erläutert Franziskus. „Und ich frage einen jeden von euch: Fühlt ihr euch als Träger einer Verheißung? Welche Verheißung trage ich im Herzen, für die ich mich einsetzen muss?“

Die Mission Marias, soviel war von Anfang an klar, würde von Schwierigkeiten geprägt sein – doch sie habe sich davon nicht abschrecken lassen, denn „es wären nicht dieselben Komplikationen gewesen, die auftreten, wenn die Feigheit uns lähmt, weil nicht schon alles im Voraus geklärt oder abgesichert war“, zitiert der Papst aus seiner Ansprache bei der Vigil mit den Jugendlichen in Panama. Am Weltgebetstag um geistliche Berufungen, so schließt der Papst seine Botschaft, wolle man gemeinsam zum Herrn beten, „dass er uns seinen Plan der Liebe für unser Leben entdecken lässt und uns den Mut gibt, den Weg zu wagen, den er uns von jeher zugedacht hat.“

(vatican news)

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09. März 2019, 11:59