Vor sechs Jahren: Amtseinführung von Papst Franziskus
Im Beisein von Staatsgästen aus aller Welt, darunter aus Deutschland Regierungschefin Merkel, erhielt Franziskus auf dem Petersplatz den Fischerring, Insignie seines neuen Amtes. Einer seiner ersten Gedanken war ein Gruß an den Vorgänger, den emeritierten Papst Benedikt XVI., der das Geschehen per Fernsehen verfolgte.
„Ich danke dem Herrn, dass ich diese heilige Messe zum feierlichen Beginn meines Petrusdienstes am Hochfest des heiligen Josef, des Bräutigams der Jungfrau Maria und Patrons der Weltkirche feiern kann: Es ist ein ganz bedeutungsreiches Zusammentreffen, und es ist auch der Namenstag meines verehrten Vorgängers – wir sind ihm nahe mit dem Gebet voller Liebe und Dankbarkeit.“
Vom hl. Joseph ging der neue Papst dann in seiner ersten programmatischen Predigt aus. Der Mann Mariens sei „Hüter“ der heiligen Familie gewesen, sei heute auch der Hüter der ganzen Kirche.
„Wie führt Josef diese Hüter-Tätigkeit aus? Rücksichtsvoll, demütig, im Stillen, aber beständig gegenwärtig und in absoluter Treue, auch dann, wenn er nicht versteht… Wie lebt Josef seine Berufung als Hüter von Maria, Jesus und der Kirche? In der ständigen Aufmerksamkeit gegenüber Gott, offen für dessen Zeichen, verfügbar für dessen Plan, dem er den eigenen unterordnet.“
Auch er selbst wolle so ein „Hüter“ sein, machte der Papst aus Argentinien klar. Hüten, das bedeute, wie Joseph auf Gott zu hören. Und es sei eigentlich die Aufgabe jedes Christen. „Hüten wir Christus in unserem Leben, um die anderen zu behüten, um die Schöpfung zu bewahren! Die Berufung zum Hüten geht jedoch nicht nur uns Christen an; sie hat eine Dimension, die vorausgeht und die einfach menschlich ist, die alle betrifft. Sie besteht darin, die gesamte Schöpfung, die Schönheit der Schöpfung zu bewahren, wie uns im Buch Genesis gesagt wird und wie es uns der heilige Franziskus von Assisi gezeigt hat…“
Das war ein Bekenntnis zum Schutz der Umwelt, das schon der von Jorge Bergoglio gewählte Papstname Franziskus angedeutet hatte. Als erster Papst der Geschichte sollte Franziskus ein paar Jahre später eine Enzyklika zum Thema Schöpfung schreiben: Laudato si‘.
Doch nicht nur die Schöpfung sei zu hüten, betonte der Papst bei seiner Amtseinführung: Jedes Geschöpf Gottes verdiene Achtung, nicht zuletzt der Mensch. „Die Menschen zu hüten, sich um alle zu kümmern, um jeden Einzelnen, mit Liebe, besonders um die Kinder, die alten Menschen, um die, welche schwächer sind und oft in unserem Herzen an den Rand gedrängt werden. In der Familie aufeinander zu achten: Die Eheleute behüten sich gegenseitig, als Eltern kümmern sie sich dann um die Kinder, und mit der Zeit werden auch die Kinder zu Hütern ihrer Eltern.“
„In jeder Epoche der Geschichte gibt es leider solche Herodes, die Pläne des Todes schmieden...“
Das legte eine weitere Fährte hinein ins Pontifikat: Zur Neujustierung der Ehe- und Familienseelsorge der Kirche führte Papst Franziskus später einen langen synodalen Prozess durch. Das Ergebnis sollte sein Schreiben Amoris Laetitia sein.
„Und wenn der Mensch dieser Verantwortung nicht nachkommt, wenn wir uns nicht um die Schöpfung und um die Mitmenschen kümmern, dann gewinnt die Zerstörung Raum, und das Herz verdorrt. In jeder Epoche der Geschichte gibt es leider solche „Herodes“, die Pläne des Todes schmieden, das Gesicht des Menschen zerstören und entstellen. Alle Verantwortungsträger auf wirtschaftlichem, politischem und sozialem Gebiet, alle Männer und Frauen guten Willens möchte ich herzlich bitten: Lasst uns „Hüter“ der Schöpfung, des in die Natur hineingelegten Planes Gottes sein, Hüter des anderen, der Umwelt; lassen wir nicht zu, dass Zeichen der Zerstörung und des Todes den Weg dieser unserer Welt begleiten!“
Zu dieser Art des Hütens gehöre auch, auf sich selbst achtzugeben. Über die eigenen Gefühle zu wachen. „Wir dürfen keine Angst haben vor der Güte, ja, nicht einmal vor der Zärtlichkeit!“ Das schlug vor sechs Jahren einen weiteren Akkord dieses Pontifikats an: die Betonung von Zärtlichkeit und Gottes Barmherzigkeit, besonders deutlich in einem außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit 2015-2016.
„In den Evangelien erscheint Josef als ein starker, mutiger, arbeitsamer Mann, aber in seinem Innern zeigt sich eine große Zärtlichkeit, die nicht etwa die Tugend des Schwachen ist, nein, im Gegenteil: Sie deutet auf eine Seelenstärke hin und auf die Fähigkeit zu Aufmerksamkeit, zu Mitleid, zu wahrer Öffnung für den anderen, zu Liebe. Wir dürfen uns nicht fürchten vor Güte, vor Zärtlichkeit!“
Er wolle „mit Liebe dienen“ und sich den hl. Joseph dabei zum Vorbild nehmen, versprach der neue Papst. „Jesus mit Maria zu behüten, die gesamte Schöpfung zu behüten, jeden Menschen zu behüten, besonders den Ärmsten, uns selber zu behüten: das ist ein Dienst, den zu erfüllen der Bischof von Rom berufen ist, zu dem wir aber alle berufen sind, um den Stern der Hoffnung leuchten zu lassen: Hüten wir mit Liebe, was Gott uns geschenkt hat!“
(vatican news – sk)
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