Papst: „Junge Leute ohne Leidenschaft sind wie Nudeln ohne Soße und Salz"
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Franziskus beantwortete drei Fragen, die ihm gestellt wurden, und wie so oft bei ähnlichen Gelegenheiten legte er die vorbereiteten Antworten beiseite und sprach frei. Zukunftsentscheidungen, so sagte er den Jugendlichen, sind mit Kopf, Herz und Händen zu treffen, mit Blick auf große Ziele, die auch mit Mühen verbunden sind. „Die Jugend ist nicht Passivität, sondern eine zähe Mühe, um wichtige Ziele zu erreichen“, sagte der Papst. „In der Jugend lernt man, dass nichts im Leben gratis ist, nur die Liebe Gottes.“ Franziskus warnte die Jungen und Mädchen vor Mittelmäßigkeit und Bequemlichkeit.
Großes Lob fand der Papst für eine Form der Schulbildung, die sich nicht auf bloße Kenntnisvermittlung beschränkt. „Bildung heißt, sich auch mit den Problemen der Welt auseinandersetzen. Es heißt, Ideen im Kopf zu haben, theoretische Dinge zu untersuchen, sich aber immer auch mit den echten Schwierigkeiten des Lebens auseinanderzusetzen“, erklärte Franziskus, der früher selbst als Lehrer gewirkt hatte. Alles andere sei Teil einer Kultur der Gleichgültigkeit, in der jeder nur auf seine eigenen Chancen sehe. „Leute haben Hunger. Du hast keinen Hunger, und das muss dich zum Nachdenken bringen: was kann ich, der ich keinen Hunger, aber viele Möglichkeiten zur Entwicklung habe, was kann ich tun für die Leute, die Hunger haben, für die Leute, die leiden, für die Leute, die im Krieg sind.“
Intellekt sei wichtig in der Bildung, aber letztlich „nur eine von drei Sprachen, die ihr sprechen müsst“, fuhr der Papst fort. Die zweite Sprache sei die des Herzens, die dritte die der Hände, das Tun. „Denken, fühlen, handeln“, resümierte Franziskus vor den Jugendlichen. „Und Bildung ist, diese drei Dimensionen des Lebens in Harmonie wachsen zu lassen. Und wenn du dich mit diesen drei Sprachen der Wirklichkeit stellst, dann wirst du nicht mit einer Antwort nach Hause kommen, sondern mit einer Frage. Ein junger Mensch muss die Fähigkeit haben, sich Fragen zu stellen, die in ihm aufkommen, wenn er die Wirklichkeit sieht.“
In seiner eigenen Jugend, erzählt der Papst, habe sein Vater ihn mit 12 Jahren zum ersten Mal in einen Ferienjob geschickt. „Ich putzte die Werkstätten in einer Fabrik, die einem Freund meines Vaters gehörte“, zweieinhalb Monate lang, danach zwei Wochen Freizeit bis zum Ende der Sommerferien. „Die konkrete Arbeit hat mir gut getan, sie hat mir die Augen geöffnet“, so der Papst. Die technische Schule, die er dann bis zum Alter von 19 Jahren besuchte, sei mit ihrer Mischung aus Theorie und Praxis aufwändig gewesen. Morgens habe er im Labor eines Unternehmens gearbeitet, nachmittags bis mindestens sechs Uhr die Schule besucht. „Die Anstrengung, früh aufzustehen, den Bus zu nehmen, um 7 Uhr anzufangen, das hilft, mir hat es geholfen“, erinnerte sich der Papst. In der Freizeit sei er mit Freunden aus der Pfarrei in Hospitäler gegangen, um Kranke zu besuchen, am Wochenende mit anderen Jugendlichen zum Tanzen und Feiern.
Franziskus rief die jungen Menschen auch dazu auf, bei ihrer Berufswahl Gott im Gebet um Rat zu fragen und darüber hinaus nicht nur auf sich selbst zu sehen. „Luftfahrt-Ingenieure gibt es nur wenige, so habe ich die Chance auf eine sichere Stelle und viel Geld…“ – diese Überlegung ist krank von Anfang an: das geht nicht. Ich wäre gerne Luftfahrt-Ingenieur, aber nicht um mir die Taschen mit Geld zu füllen, in Ordnung? Sondern um Anderen besser zu dienen. Vergesst nicht, dass der Beruf, den ihr ergreift, ein Dienst an der Gesellschaft sein soll.“ Ein Dienst, in dem man aufgehen, in dem man Leidenschaft entwickeln sollte.
„Es ist so hässlich, verblühte Jugendliche zu sehen. Verblühte Jugendliche sind die, die ihre Freude auf die oberflächlichen Dinge des Lebens setzen, die nicht in die Tiefe gehen, zu den großen, leidenschaftlichen Fragen. Das Leben wird mit Leidenschaft gespielt“, so wie im Sport, sagte der Papst. „Wenn du ein Fußballspiel anschaust, was tun die Spieler? Wie spielen mit Leidenschaft, weil sie gewinnen wollen. Die Leidenschaft ist wichtig auch im Leben eines Jugendlichen. Ein junges Leben ohne Leidenschaft ist wie Nudeln ohne Soße und Salz. Mögt ihr die? Nein. Vorangehen! Mit Leidenschaft.“
(vatican news)
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