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Papst Franziuskus feiert die Heilige Messe am Aschermittwoch in Santa Sabina auf dem Aventin Papst Franziuskus feiert die Heilige Messe am Aschermittwoch in Santa Sabina auf dem Aventin 

Im Wortlaut: Papstpredigt zum Aschermittwoch

Wir dokumentieren hier in Wortlaut und amtlicher Übersetzung die Predigt von Papst Franziskus bei der Heiligen Messe am Aschermittwoch in der Basilika Santa Sabina auf dem Aventin.

»Stoßt in das Horn, ordnet ein heiliges Fasten an« (Joël 2,15), so sagt der Prophet in der ersten Lesung. Die Fastenzeit beginnt mit einem schrillen Laut, dem Schall eines Horns, der den Ohren nicht schmeichelt, sondern ein Fasten ankündigt. Die Fastenzeit ist ein lautes Signal, unser Leben zu verlangsamen, das rastlos dahinzieht, aber oft nicht so recht weiß, wohin. Sie ist ein Aufruf zum Innehalten, zur Besinnung auf das Wesentliche, zum Fasten, das sich all des Überflüssigen enthält, das ablenkt. Sie ist ein Wecker für die Seele.

Der Klang dieses Weckers wird begleitet von der Botschaft, die der Herr durch den Mund des Propheten aussendet, einer kurzen und gramerfüllten Botschaft: »Kehrt um zu mir« (V. 12). Umkehren. Wenn wir umkehren müssen, bedeutet das, dass wir anderswohin gegangen sind. Die Fastenzeit ist die Zeit, den Kurs des Lebens wiederzufinden. Denn auf dem Lebensweg kommt es wie auf jedem Weg darauf an, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Wenn es jemand auf Reisen jedoch darum geht, die Landschaft anzuschauen oder sich mit Essen aufzuhalten, dann kommt er nicht weit. Jeder von uns kann sich fragen: suche ich auf meinem Lebensweg nach dem Kurs? Oder begnüge ich mich damit, in den Tag hinein zu leben, nur an mein Wohlergehen zu denken, einige Probleme zu lösen und ein wenig Spaß zu haben? Welches ist der rechte Kurs? Vielleicht das Streben nach Gesundheit, von der oft gesagt wird, sie sei das Wichtigste, obwohl sie früher oder später doch schwindet? Vielleicht Besitz und Wohlstand? Aber dafür sind wir nicht auf der Welt. Kehrt um zu mir, spricht der Herr. Zu mir. Der Herr ist das Ziel unserer irdischen Reise. Der Kurs muss auf ihn hin ausgerichtet werden.

„Besitz ist etwas Vorläufiges, Macht vergeht, Erfolg schwindet“

Um den Kurs wiederzufinden, wird uns heute ein Zeichen gegeben: Asche auf das Haupt. Es ist ein Zeichen, das uns darüber nachdenken lässt, was in unseren Köpfen ist. Unsere Gedanken folgen oft vergänglichen Dingen, die kommen und gehen. Die leichte Ascheschicht auf unserem Haupt möchte uns taktvoll, aber ehrlich sagen: von vielen Dingen, die du im Sinn hast, hinter denen du jeden Tag herläufst und die dir Sorgen machen, wird nichts übrigbleiben. Wie sehr du dich auch anstrengst, du wirst keinen Reichtum aus diesem Leben mitnehmen. Die irdischen Dinge verschwinden wie Staub im Wind. Besitz ist etwas Vorläufiges, Macht vergeht, Erfolg schwindet. Die heute vorherrschende Kultur des schönen Scheins, die den Menschen dazu verleitet, für vergängliche Dinge zu leben, ist eine große Täuschung. Denn sie ist wie eine Stichflamme: Sobald sie vorbei ist, bleibt nur noch Asche übrig. Die Fastenzeit ist dazu da, von der Illusion eines Lebens zu befreien, das dem Staub nachjagt. Fastenzeit bedeutet wiederzuentdecken, dass wir für das Feuer geschaffen sind, das immer weiter brennt, nicht für die Asche, die sofort verglüht; für Gott sind wir geschaffen, nicht für die Welt; für die Ewigkeit des Himmels, nicht für den trügerischen Schein des Irdischen; zur Freiheit der Kinder Gottes, nicht zu einer Versklavung durch die Dinge. Wir können uns heute fragen: Auf welcher Seite stehe ich? Lebe ich für das Feuer oder für die Asche?

Auf diesem Weg zurück zum Wesentlichen, auf diesem Weg der Fastenzeit, schlägt das Evangelium drei Schritte vor, die der Herr uns zu tun bittet, ohne Heuchelei und ohne Schauspielerei: Almosen, Gebet, Fasten. Wozu? Almosen, Gebet und Fasten führen uns zurück zu den einzigen drei Realitäten, die nicht vergehen. Das Gebet verbindet uns wieder mit Gott, die Liebe mit unserem Nächsten, das Fasten mit uns selbst. Gott, die Brüder und Schwestern, mein eigenes Leben: Diese enden nicht im Nichts; in sie sollten wir investieren. Dahin also möchte die Fastenzeit unseren Blick lenken: nach oben, mit dem Gebet, das uns von einem horizontalen, flachen Leben befreit, in dem man nur Zeit für das Ich findet, aber Gott vergisst. Und dann hin zum anderen, durch die Liebe, die uns von eitlem Besitzdenken befreit, von der Vorstellung, dass alles in Ordnung ist, wenn es in Ordnung ist für mich. Schließlich lädt sie uns ein, durch das Fasten nach innen zu schauen, was uns von den Bindungen an die Dinge befreit, von der Weltlichkeit, die das Herz betäubt. Gebet, Nächstenliebe, Fasten: drei Investitionen zugunsten eines Schatzes, der bleibt.

„Wenn das Herz an dem festhält, was nicht vergeht, finden wir uns selbst und werden frei“

Jesus sagte: »Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz« (Mt 6,21). Unser Herz tendiert immer in irgend eine Richtung: Es ist wie eine Kompassnadel auf der Suche nach Orientierung. Wir können es auch mit einem Magneten vergleichen: Es muss sich an etwas festmachen. Aber wenn es sich nur an irdischen Dingen festmacht, wird es früher oder später von ihnen beherrscht: Die Dinge, die dazu da sind, dass man sich ihrer bedient, werden zu Dingen, denen man dienen muss. Äußeres Erscheinungsbild, Geld, Karriere, Hobby: Wenn wir für diese Dinge leben, werden sie zu Götzen, die uns benutzen, zu Sirenen, die uns verzaubern und uns dann abdriften lassen. Wenn das Herz jedoch an dem festhält, was nicht vergeht, finden wir uns selbst und werden frei. Die Fastenzeit ist eine Gnadenzeit, die das Herz von Eitelkeiten befreien möchte. Sie ist eine Zeit der Genesung von den Abhängigkeiten, die uns verführen. Sie ist eine Zeit, die den Blick auf das lenken möchte, was bleibt.

Worauf sollen wir also auf dem Weg der Fastenzeit schauen? Auf den Gekreuzigten. Jesus am Kreuz ist der Kompass des Lebens, der uns auf den Himmel hin ausrichtet. Die Schlichtheit des Holzes, das Schweigen des Herrn, seine Entblößung als Zeichen seiner Hingabe verweisen uns auf die Notwendigkeit eines einfacheren Lebens, frei von zu viel Sorge für die Dinge. Jesus lehrt uns vom Kreuz her den starken Mut zur Entsagung. Denn beladen mit sperrigen Gewichten werden wir nie vorankommen. Wir müssen uns von den Tentakeln des Konsumismus und von den Schlingen des Egoismus befreien, vom Wunsch nach immer mehr, von der ständigen Unzufriedenheit, von einem Herzen, das sich der Not der Armen verschließt. Jesus, der am Holz des Kreuzes vor Liebe brennt, beruft uns zu einem von ihm entflammten Leben, das sich nicht in der Asche der Welt verliert; zu einem Leben, das vor Liebe brennt und nicht in der Mittelmäßigkeit erlischt. Ist es schwierig, so zu leben, wie er es verlangt? Ja, aber es führt zum Ziel. Das zeigt uns die Fastenzeit. Sie beginnt mit der Asche, führt uns aber schließlich zum Feuer der Osternacht; zur Entdeckung, dass der Leib Jesu im Grab nicht zu Asche wird, sondern glorreich aufersteht. Das gilt auch für uns, die wir Staub sind: Wenn wir mit unseren Schwächen zum Herrn zurückkehren, wenn wir den Weg der Liebe einschlagen, wird uns jenes Leben zuteil, das nicht vergeht. Und wir werden voll Freude sein.

(vatican news)

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06. März 2019, 18:43