Papst rückt streitbare Aussagen über Feminismus und Homosexualität zurecht
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Er habe nicht sagen wollen, Feminismus sei ein verkleideter Machismus („Machismus im Rock”), sondern: „Jeder Feminismus läuft Gefahr, sich in einen Machismus im Rock zu verwandeln”. Franziskus hatte die streitbare Aussage, die bei Katholikinnen schlecht angekommen war, beim Kinderschutzgipfel im Vatikan nach dem Vortrag von Linda Ghisoni getroffen, den er ausdrücklich würdigte. Es sei ein dichter, positiver Augenblick gewesen, sagte der Papst nun in einem Fernsehinterview mit dem Sender LaSexta, das dieser am Sonntag ausstrahlte. Die Rednerin habe genau das zum Ausdruck gebracht, was er selbst befürworte.
Dann sei er in seinem Kommentar zu einem eher kämpferisch orientierten Feminismus übergegangen. Der Satz mit dem „Machismus im Rock” sei ihm falsch herausgerutscht, so der Papst. Es sei ein „Irrtum des Moments gewesen, nicht dass ich wirklich so denken würde”. Richtig sei der Satz: „Jeder Feminismus läuft Gefahr, sich in einen Machismus im Rock zu verwandeln”. Man müsse da verschiedene Einstellungen auseinanderhalten, betonte Franziskus.
Homosexuelle Kinder „zum Psychiater schicken”?
Ähnlich sei es mit der Aussage zugegangen, er würde Homosexuelle „zum Psychiater schicken”. Da habe man ihn böswillig missverstanden, sagte Franziskus dem spanischen Sender. Bei einer fliegenden Pressekonferenz auf dem Rückweg von Irland 2018 hatte der Papst erwähnt, wenn Kinder homosexuelle Neigungen zeigten, gebe es „viele Dinge, die man mit der Psychiatrie machen kann, um zu sehen, wie die Dinge sind”; in der offiziellen, vom Vatikan verbreiteten Abschrift dieser Pressekonferenz fehlt das Wort „Psychiatrie”. „In diesem Moment kommt Ihnen das Wort heraus, das Ihnen eben herauskommt, wenn Sie in einer Sprache reden, die nicht die Ihre ist”, erklärte der Papst dem Journalisten von LaSexta.
Gemeint habe er, dass Eltern, wenn sie bei ihrem heranwachsenden Kind unerwartete Verhaltensweisen sehen, einen Fachmann zu Rate ziehen sollten, um die Ursachen abzuklären. Er habe kein moralisches Urteil über Homosexualität getroffen. Es sei ihm darum gegangen zu erklären, dass Eltern in keinem Fall (erwachsene) Söhne und Töchter vestoßen dürfen: „Wenn die homosexuelle Neigung einmal feststeht, dann hat dieser Mann oder diese Frau das Recht auf eine Familie, und der Vater und die Mutter haben Recht auf ein Kind, egal wie es beschaffen ist; man kann einen Sohn oder eine Tochter, die homosexuell sind, nicht auf die Straße setzen”, unterstrich der Papst. Das sei für viele Menschen „schwer zu akzeptieren, aber es ist die Realität des Lebens”.
Kirche braucht einen weiblichen Stil
Zur Frage der Frau in der Kirche bekannte sich der Papst dazu, mehr Frauen in verantwortungsvolle Funktionen zu holen, das allein reiche aber nicht aus. „Beraterin, Behördenleiterin, das muss es geben, und je mehr davon, je besser“, sagte Franziskus. Die Figur der Frau in der Kirche gehe aber weit über das Funktionale hinaus. „Die Kirche kann nicht ohne Frauen Kirche sein, denn die Kirche ist Frau, sie ist weiblich, es heißt die Kirche, nicht der Kirche.“ Es brauche daher einen „weiblichen Stil in der Kirche“.
Franziskus sagte, er selbst habe in Buenos Aires sehr gute Erfahrungen mit gemischten Teams gemacht, in denen Priester und Laien, Männern wie Frauen zusammenarbeiten. Die Frauen hätten einen anderen Stil, die Realität zu begreifen und Lösungen zu suchen. „Das ist eindrucksvoll, welchen Reichtum eine Frau hat, und man schöpft ihn nicht aus, wenn man ihr bloß Funktionen gibt“, so Franziskus. Neuerlich sagte er, es mache ihn traurig, wenn er die Rolle der Frau in der Kirche auf das Dienstbare beschränkt sehe. „Wir stehen alle im Dienst, aber es scheint, dass die Frau zusätzlich zum Dienst auf die Knechtschaft festgelegt ist, und das ist nicht gut, es ist traurig.“ Das müsse sich ändern, so der Papst.
(vatican news)
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