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Der Papst spricht zu den Teilnehmern der Konferenz Der Papst spricht zu den Teilnehmern der Konferenz 

Papst Franziskus: Menschenhändler schaden anderen, aber auch sich selbst

Wer sich des Verbrechens von Menschenhandel schuldig macht, schadet nicht nur den anderen, sondern auch sich selbst. Diese Perspektive legte Papst Franziskus den Teilnehmern an der internationalen Konferenz gegen Menschenhandel vor, die an diesen Donnerstag im Vatikan zu Ende ging. Zum Abschluss ihrer Beratungen empfing er die etwa 160 Teilnehmer an dem Treffen in Audienz.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Bei dem Treffen rief der Papst auch dazu auf, das Übel des Menschenhandels durch immer gezieltere Zusammenarbeit der weltlichen und religiösen Institutionen zu bekämpfen. In seinen Überlegungen ging Franziskus von den von Johannes überlieferten Worten Jesu aus, in denen, so der Papst, „die Mission Jesu Christi zusammengefasst ist“: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10,10).

Zum Nachhören

„Leider ist die derzeitige Welt auf traurige Weise durch Situationen charakterisiert, die die Erfüllung dieser Mission behindern“, betonte der Papst. Bei ihrem Treffen haben die Teilnehmer an der Konferenz unter anderem über die Umsetzung der pastoralen Richtlinien zum Menschenhandel beraten, die von der Sektion Migranten und Flüchtlinge des vatikanischen Entwicklungsdikasteriums im Januar 2019 herausgegeben worden waren. In diesen werde festgestellt, dass in unseren heutigen Zeiten Individualismus und Egozentrismus zunähmen, was die Tendenz zur Folge habe, dass Menschen rein nach ihrem Nutzen bewertet würden, erinnerte der Papst: „Es handelt sich im Grunde um diese Tendenz, den anderen zur Ware zu degradieren, die ich bereits mehrfach angeklagt habe. Unter den dramatischsten Auswirkungen dieser Kommerzialisierung muss man den Menschenhandel nennen. Dieser stellt in seinen vielfältigen Ausprägungen eine Wunde ,im Körper der heutigen Menschheit' dar, ein tiefliegendes Geschwür in der Menschlichkeit dessen, der ihn erleidet und der ihn betreibt.“

„Menschenhandel schädigt auch den, der ihn betreibt“

Denn, so der Papst weiter, der Menschenhandel verletze zwar die Würde und Freiheit seiner Opfer: „Aber zur gleichen Zeit verunmenschlicht er denjenigen, der ihn betreibt, und verwehrt ihm den Zugang zu einem ,Leben in Fülle‘. Und zu guter Letzt schädigt der Menschenhandel die Menschheit als Ganzes, indem er die Menschheitsfamilie und den Körper Christi zerreißt. Es bedeutet, sozusagen die Treppe hinabzusteigen, Tiere zu werden.“

Letztlich sei jeder von uns durch Gott zu dem Zweck geschaffen worden, „zu lieben und sich um den anderen zu kümmern“, erläuterte der Papst weiter: „Deshalb ist jede Entscheidung, die der Realisierung des Projektes von Gott für uns entgegensteht, ein Verrat an unserer Menschlichkeit und ein Verzicht auf das ,Leben in Fülle‘, das Jesus Christus bietet.“

„Verbrechen gegen die Menschlichkeit“

Der Menschenhandel besitze alle Charakteristiken, um als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ bezeichnet zu werden, unterstrich Franziskus. Dies schließe gleichzeitig all diejenigen Schandtaten ein, mit denen die Würde oder die Freiheit eines Menschen verletzt würden, sei dieser nun ein Landsmann oder anderer Herkunft.

Ordensfrauen vernetzen sich im Kampf gegen Menschenhandel

Der Papst würdigte in seiner Ansprach auch den Einsatz der Konferenz-Teilnehmer gegen den Menschenhandel. Dabei behielten sie nicht nur die eigene Menschlichkeit, sondern auch die der anderen im Blick, was auf einer Linie mit der Mission der Kirche als Weiterführung des Heilsauftrags Jesu stünde, hob Franziskus hervor. Ihre Anwesenheit sei ein greifbares Zeugnis dafür, wie viele Ortskirchen sich „großzügig“ in diesem pastoralen Bereich engagierten, so der Papst: „Die zahlreichen Initiativen, die euch an vorderster Front dabei sehen, Menschenhandel zu verhindern, Überlebende zu beschützen und die Schuldigen zu verfolgen, sind bewundernswert. Ich fühle, dass ich den vielen Kongregationen, die als Vorreiter der missionarischen Aktion der Kirche gegen jede Art von Menschenhandel gearbeitet haben und noch arbeiten– und dabei auch Netzwerke geschlossen haben - einen besonderen Dank aussprechen muss“, unterstrich Franziskus mit Blick auf die zahlreichen Initiativen, die insbesondere durch Ordensfrauen angestoßen wurden und mittlerweile weltweite schlagkräftige Netzwerke entwickelt haben.

Eine stärkere Zusammenarbeit ist nötig

„Viel ist schon getan worden und wird getan, aber vieles bleibt auch noch zu tun. Gegenüber einem so komplexen wie dunklen Phänomen wie dem Menschenhandel ist es grundlegend, die Zusammenarbeit der verschiedenen pastoralen Initiativen zu koordinieren, sowohl auf lokaler wie auch auf internationaler Ebene,“ ermunterte der Papst seine Gäste zu einem immer intensiveren Erfahrungsaustausch, um die einzelnen Anstrengungen zu bündeln. Dabei seien Herkunftsländer genauso wie Transit- und Zielländer der gehandelten Menschen in den Blick zu nehmen.

Doch für einen erfolgreichen Kampf der Kirche gegen das Phänomen brauche es auch die Hilfe politischer und sozialer Akteure, erinnerte Franziskus: „Die strukturierte Zusammenarbeit mit Institutionen und anderen Organisationen der Zivilgesellschaft wird eine Garantie für einschneidendere und dauerhaftere Ergebnisse sein,“ betonte er angesichts des auch risikobehafteten und oft anonymen Einsatz der Helfer gegen Menschenhandel, bevor er die Teilnehmer mit seinem Segen und der Bitte um Fürsprache durch die heilige Josephine Bakhita entließ.

Papst Franziskus liegt das Phänomen Menschenhandel bekanntermaßen sehr am Herzen. Die Sektion des Dikasteriums für ganzheitliche menschliche Entwicklung, die für Migration und damit auch für den damit einhergehenden Menschenhandel zuständig ist, untersteht dem Papst direkt.

(vatican news)

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11. April 2019, 12:19