Bulgarien: Kinder feiern Erstkommunion mit dem Papst
Die Kirche „Heiligstes Herz Jesu Kirche“ könnte zu klein sein für dieses einmalige Ereignis: Rund 250 Erstkommunionkinder aus ganz Bulgarien werden hier am ersten Montag im Mai zusammenkommen, um die Kommunion zu empfangen. Selbst wenn jedes Kind nur von seinen Eltern begleitet wird, sind schon 750 Plätze im Kirchenraum besetzt.
„Eigentlich ist das kein Problem“, erklärt Pfarrer Mladen Plachkov: „Normalerweise können gut 800 Gläubige am Gottesdienst teilnehmen.“ Doch das gilt nicht, wenn der Papst kommt. Bulgarische Sicherheitsbehörden wollen höchstens 650 Menschen den Zutritt zur Messe erlauben; sogar ein Umbau der Eingangstüren wird aus Sicherheitsgründen in Erwägung gezogen. Die größte Kirche Bulgariens ist zu klein für eine Erstkommunionfeier mit dem Papst.
Dass Franziskus die Katholiken in Bulgarien besuchen wird, ist für Pfarrer Mladen trotz allen Kopfzerbrechens ein wichtiges Zeichen: „Es zeigt uns, dass wir nicht verlassen sind.“ Denn dieser Eindruck könnte in Bulgarien durchaus entstehen. Weniger als ein Prozent der Bevölkerung ist katholisch, wobei sich die wenigen Gläubigen auch noch auf die römisch-katholische und die bulgarisch-katholische Kirche verteilen. Die Visite wird so zum Signal: „Schaut, Ihr seid nicht alleine: Ihr seid Teil von etwas Größerem.“
Mann des Friedens
Das gibt auch den Jugendlichen beim Pfarrtreff mit den Franziskanerschwestern am Abend Hoffnung. Der 15-jährige Jivelin spürt, dass Freunde von ihm wieder mehr Zugang zum Glauben finden: „Mich sprechen jetzt orthodoxe Freunde in der Schule an, die eigentlich nicht viel mit Kirche zu tun haben wollen. Auch sie sind interessiert an diesem weisen alten Mann.“ Viele sähen das katholische Oberhaupt als einen Mann des Friedens. „Ich hoffe, dass die Menschen durch sein Beispiel sich wieder mehr für das Gute einsetzen und sich um die sozial Schwachen kümmern“, ergänzt Marianna.
Gerade junge Menschen in Bulgarien hätten die Hoffnung in den Staat aufgegeben und wanderten aus. In anderen EU-Staaten seien die Chancen auf Arbeit viel größer. Rund tausend Bulgaren verlassen jede Woche ihre Heimat. Doch die meisten Jugendlichen hier um Marianna und Jivelin wollen bleiben - und etwas verändern in ihrem Land. Auch dank des EU-Beitritts kommen zunehmend ausländische Studenten nach Bulgarien, „es geht alles vielleicht sehr langsam, aber positive Veränderungen sind doch erkennbar“. Jivelin will später Lehrer oder Anwalt werden, um durch Ausbildung oder Gesetze zu den nötigen Veränderungen beizutragen. Rakowski wirkt in den Aussagen der Jugendlichen wie ein gallisches Dorf inmitten der bulgarischen Niedergeschlagenheit.
Stadt nach Atheisten benannt
Rund 14.000 Katholiken leben in Rakowski, deutlich mehr als in vielen anderen Städten des Landes. In Zeiten des Kommunismus hat die Regierung hier westlich der zweitgrößten Stadt Plovdiv drei kleine Dörfer zu einer Gemeinde zusammen gezogen - und ihr den Namen des Atheisten und sozialistischen Revolutionärs Georgi Stojkow Rakowski gegeben. Noch heute ziert ein Gemälde des Politikers ein Hochhaus am Stadtrand. Aber auch das: Zwei Häuser weiter lächelt Papst Johannes Paul II. von der Fassade.
(kna – mg)
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