Generalaudienz von Papst Franziskus: „Das Böse ist wie ein brüllender Löwe“
Mario Galgano – Vatikanstadt
Zu Beginn der Audienz durften acht Flüchtlingskinder, die durch einen humanitären Korridor aus Libyen nach Italien gekommen sind, auf dem Papamobil mit Franziskus eine Runde drehen. Die Kinder sind seit dem 29. April in Italien, wie Vatikansprecher Alessandro Gisotti mitteilte. Sie kommen aus verschiedenen Ländern, etwa Syrien, Nigeria und dem Kongo, und sind derzeit mit ihren Familien im Aufnahmezentrum „Mondo Migliore“ in Rocca di Papa in der Nähe von Castelgandolfo untergebracht. Der Papst grüßte am Schluss der Audienz die Helfer.
In seiner Katechese ging der Papst einmal mehr auf das Vaterunser ein. Es ging um die siebte und letzte Bitte, die in dem Jesus-Gebet zu finden ist: „Erlöse uns von dem Bösen“ (Mt 6,13). Der Nachfolger Petri zitierte dazu, was Petrus (oder jemand, der sich auf die Autorität des Apostelfürsten beruft) in einem Brief des Neuen Testaments über den Teufel sagt: Er gehe „wie ein brüllender Löwe“ herum, der uns zu verschlingen versuche (vgl. 1 Petr 5,8). Darum wendeten sich die Christen an Gott und bäten ihn, „uns zu befreien“.
Wenn wir am Limit sind
Aus Franziskus' Sicht sind in der Vaterunserbitte zwei Elemente wichtig: Einerseits die Bitte, dass Gott die Menschen nicht „im Stich lassen“ möge, und andererseits das Element der „Befreiung“, so der Papst auf dem Petersplatz. Unter dem bewölkten Himmel führte Franziskus weiter aus:
„Die letzte Bitte im Vaterunser entspricht genau unserer Bitte, wenn wir am Limit sind. Es gibt etwas Böses in unserem Leben, das uns immer begleitet. Die Geschichtsbücher bezeugen diesen düsteren Katalog, so wie auch unsere Existenz in dieser Welt ein oft gescheitertes Abenteuer sein kann. Es gibt ein geheimnisvolles Übel, das sicherlich nicht das Werk Gottes ist und das aber schweigend in die Geschichte eindringt. Stumm wie die Schlange, die das Gift schweigend in sich trägt. Manchmal scheint es die Oberhand zu gewinnen: An manchen Tagen scheint seine Gegenwart noch mächtiger zu sein als die der Barmherzigkeit Gottes. In Momenten der Verzweiflung ist sie mächtiger!“
Jeder weiß, was das Böse ist
Alle wüssten, was das Böse sei, und alle wüssten, was Versuchung sei, so der Papst weiter. Jeder habe doch schon am eigenen Leib die Versuchung, die Sünde erlebt. Das Böse bringe die Menschen durch die Versuchung auf Abwege.
„Der letzte Schrei im ,Vaterunser' wird aus der Tiefe gegen dieses Übel geschleudert. Das Böse vereint unter seinem Dach die unterschiedlichsten Erfahrungen: die Trauer des Menschen, den unschuldigen Schmerz, die Sklaverei, die Ausbeutung des anderen, das Weinen unschuldiger Kinder. Alle diese Ereignisse schreien im Herzen des Menschen auf - und erhalten im letzten Wort des Gebets Jesu eine Stimme.“
Der Mensch sei deshalb „ein dem Leben hingegebenes Wesen, das von Liebe und Güte träumt und sich selbst und seine Mitmenschen aber ständig dem Bösen aussetzt“, fasste Franziskus zusammen. Woher komme nun Rettung für die Menschen? Von der Vergebung.
„Der Friede fließt aus der Vergebung Jesu am Kreuz, der wahre Friede kommt von dort: Das Geschenk des Auferstandenen ist der Friede, ein Geschenk, das Jesus uns gibt. Denkt daran, dass der erste Gruß des auferstandenen Jesus so lautet: ,Friede sei mit euch´, also Friede für eure Seelen, für eure Herzen, für euer Leben. Der Herr gibt uns Frieden, gibt uns Vergebung, aber wir müssen um ,die Freiheit vom Bösen' bitten, damit wir nicht ins Böse fallen. Das ist unsere Hoffnung - die Kraft, die Jesus uns gibt, der auferstandene Jesus, der hier ist, in unserer Mitte: Er ist hier, und er ist diese Kraft, die uns vorwärts bringt und verspricht, uns vom Bösen zu befreien.“
(vatican news)
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