Franziskus in Bulgarien: Brüderliches Treffen mit Patriarch Neofit
Christine Seuss und Barbara Castelli - Vatikanstadt
„Das Beispiel der Heiligen Kyrill und Method hat vor allem für die Einheit der Christen in der einzigen Kirche Christi symbolhafte Bedeutung“, betonte bereits bei seiner Apostolischen Reise nach Bulgarien Franziskus` Vorvorgänger, der mittlerweile selbst heiliggesprochene Johannes Paul II. am 24. Mai 2002. Denn die Spaltungen in der Kirche, so zitierte der polnische Papst vor dem damaligen orthodoxen Patriarchen Maxim aus dem Dekret Unitatis redintegratio, schadeten vor allem der „heilige[n] Sache der Verkündigung des Evangeliums vor allen Geschöpfen.“ Der historische Besuch des Papstes gilt als durchaus fruchtbar für den ökumenischen Dialog: so seien in der Folge zahlreiche Vereinigungen und Initiativen im Bildungs- und sozialen Bereich entstanden, meint der orthodoxe Diakon Ivan Stoyanov Ivanov, Liturgieprofessor an der Universität St. Kliment Ohridski in Bulgariens Hauptstadt Sofia.
Ein Treffen, das durch Freundschaft und Respekt gekennzeichnet ist
Daran wird Franziskus als nun zweiter Papst, der das Land besucht, anknüpfen – und sein vielleicht wichtigster Termin während seiner Reise nach Bulgarien wird die ökumenische Begegnung „der Freundschaft und des Pespekts“ mit Patriarch Neofit sein, erläutert gegenüber Vatican News Stoyanov Ivanov. Franziskus gelte in Bulgarien vor allem als „Papst des Volkes“:
„Papst Franziskus ist in Bulgarien als der Papst bekannt, der dem Dialog zwischen Christen und Muslimen eine Tür geöffnet hat. In einem Moment der globalen Krise beschreitet dieser Papst den Weg von Papst Johannes XXIII., der von den Bulgaren im Zusammenhang mit seiner Enzyklika Pacem in terris für den Frieden und die Gleichheit unter den Menschen, die Würde des Menschen, sehr geschätzt wird“, betont der Diakon.
Frieden, Demut und Gehorsam vor Gott nach dem Beispiel des heiligen Franz von Assisi
Papst Johannes Paul II. wiederum sei den Bulgaren wegen seiner Mission, das „Erbe der Sowjetregime zu zerstören und die Christen des ehemaligen Ostblocks in die europäische Familie einzugliedern“ ein Begriff. „Papst Franziskus hingegen ist der Papst des Volkes, und als solcher wird er auch in Bulgarien anerkannt, der sich in seinem Dienst am heiligen Franz von Assisi orientiert, was Frieden, Demut und Gehorsam vor Gott betrifft.“
Der vielleicht wichtigste Programmpunkt der päpstlichen Reise nach Bulgarien sei seiner Auffassung nach das Treffen mit dem bulgarisch-orthodoxen Patriarchen Neofit und dem Heiligen Synod der bulgarisch-orthodoxen Kirche, gekennzeichnet durch „Freundschaft“ und gegenseitigen „Respekt“, unterstreicht Stoyanov Ivanov mit Blick auf die nicht immer leichten ökumenischen Beziehungen in Bulgarien: „Auf der einen Seite in Form eines kirchen- und konfessionsübergreifenden Besuchs, und auf der anderen Seite wie eine Pilgerreise und eine spirituelle Verehrung, die im Gebet vor dem heiligsten Altar von Kyrill und Method in der St.-Alexander-Newski-Kathedrale in Sofia ihren Ausdruck findet.“
Ökumene über Sozial- und Bildungsprojekte
Die bulgarisch-orthodoxe Kirche führe den Dialog mit anderen Kirchen schon seit den Anfängen des Christentums, doch in den vergangenen Jahren hätten sich insbesondere gemeinsame Projekte im Bildungs- und Sozialsektor etabliert, erläutert der Diakon, der jedoch auch gewisse eine gewisse Schwerfälligkeit seiner Kirche vermerkt: „Trotz der Schwierigkeiten der orthodoxen Kirche, sich an die neuen Politiken der Welt anzupassen, können sich die autokephalen Kirchen ihrerseits von diesen Prozessen nicht fernhalten“, meint er: „Gerade weil die neuen Bedingungen eine Möglichkeit bieten, ein neues orthodoxes Zeugnis in der Welt abzugeben, um das Evangelium in der ganzen Welt zu verkünden, unter allen Völkern, so wie es uns Jesus Christus selbst gelehrt hat.“
Johannes Paul II. und das Gedenken an die Slawenapostel
Der Besuch von Johannes Paul II. sei den bulgarischen Gläubigen vor allem wegen seines entschiedenen Zeugnisses für die beiden Heiligen Kyrill und Method im Gedächtnis geblieben, erinnert sich Stoyanov Ivanov, der bei dieser Reise im Jahr 2002 als Übersetzer für den Papst arbeitete: „Er hat die Aufmerksamkeit der Welt auf die wichtige Rolle der Heiligen Kyrill und Method gelenkt, und das hat er als wahres Zeugnis der Beziehungen zwischen der orthodoxen und der katholischen Kirche getan. Das war die erste Berührung [zwischen den beiden Kirchen, Anm.] in der modernen Geschichte Bulgariens.“
Bereits 1980 hatte Johannes Paul II. die beiden Heiligen zu Patronen Europas ernannt. Jeder kenne das Leben und das Zeugnis dieser beiden Slawenapostel, fährt der Diakon fort. „Sie sind es, die diesen Weg der gegenseitigen Anerkennung unter den Christen eröffnet haben, auch im Mittelalter. Das war nicht einfach. Doch ihre Mission war eine heilsbringende Mission für alle slawischen Völker, und das hat auch die Möglichkeit eröffnet, ein System zu schaffen, ein Prinzip der Anerkennung für diejenigen, die dem göttlichen Willen Ausdruck verleihen wollen, um sich zu versöhnen und weiter auf dem Weg zur Einheit zu gehen.“
(vatican news)
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