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Papst in Rumänien: Zivilisierte Gesellschaft denkt an die Schwächsten

Papst Franziskus hat in seiner ersten Ansprache auf rumänischem Boden seine Aufmerksamkeit auf die dreißig Jahre seit dem Ende des Regimes, das „die bürgerliche und religiöse Freiheit unterdrückte und von anderen europäischen Ländern isolierte“, gerichtet. Dies habe auch zur Stagnation seiner Wirtschaft und zur „Erschöpfung seiner kreativen Kräfte“ geführt, erinnerte Franziskus vor den Vertretern des öffentlichen Lebens.

Während dieser Zeit habe sich Rumänien verpflichtet, „ein demokratisches Projekt durch den Pluralismus der politischen und sozialen Kräfte (...) zur grundlegenden Anerkennung der Religionsfreiheit und zur vollständigen Einbeziehung des Landes in das internationale Gesamtszenario aufzubauen“.

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Die Herausforderungen

Es sei wichtig, die vielen Schritte zu erkennen, „die auf diesem Weg unternommen wurden, auch inmitten großer Schwierigkeiten“, so der Papst weiter. Doch gleichzeitig müssten alle erkennen, „dass die durch den Beginn einer neuen Ära notwendigen Veränderungen - zusammen mit den positiven Errungenschaften - zum Entstehen unvermeidlicher Hürden und nicht immer leicht zu bewältigender Folgen für die soziale Stabilität und für die Verwaltung des Territoriums selbst geführt haben“. Dabei denke er vor allem an „das Phänomen der Auswanderung, an dem mehrere Millionen Menschen beteiligt waren, die ihre Heimat verlassen hätten, um neue Arbeitsmöglichkeiten und ein würdiges Leben zu suchen“. Er erinnerte auch „an die Entvölkerung so vieler Dörfer“ und „an die Opfer so vieler Söhne und Töchter Rumäniens, die mit ihrer Kultur, ihrem Werteerbe und ihrer Arbeit die Länder, in die sie ausgewandert sind, bereichern und mit der Frucht ihres Engagements ihren Familien helfen, die zu Hause geblieben sind“.

„Um die Probleme dieser neuen geschichtlichen Phase anzugehen, um wirksame Lösungen auszumachen und die Kraft zu finden, sie umzusetzen, muss die positive Zusammenarbeit der politischen, wirtschaftlichen, sozialen und geistigen Kräfte vermehrt werden; es ist notwendig, dass alle gemeinsam vorangehen und sich mit Überzeugung zum Ziel setzen, nicht auf die vornehmste Berufung zu verzichten, nach der ein Staat streben muss: sich um das Gemeinwohl seines Volkes zu kümmern. Gemeinsam vorangehen als Weg, die Geschichte zu bilden, erfordert den Edelmut, zugunsten eines weitergefassten Planes auf etwas von der eigenen Vorstellung oder den eigenen spezifischen Interessen zu verzichten, so dass eine Eintracht entsteht, die es erlaubt, sicher auf gemeinsame Ziele hin voranzuschreiten.“

Die Lösungen

Auf diese Weise könne eine inklusive Gesellschaft aufgebaut werden, so der Papst weiter. Und in einem solchen Staat könne ein jeder seine Begabungen und Kompetenzen durch gute Ausbildung und in schöpferischer, mitverantwortlicher und solidarischer Arbeit einbringen. Er sprach von einer Gesellschaft, „wo die Schwächsten, Ärmsten und Geringsten nicht als unerwünscht gelten, gleich Hindernissen, die dem Funktionieren der „Maschine“ im Weg stehen, sondern als Bürger und Brüder und Schwestern gesehen werden, die vollberechtigt in das zivile Leben einzugliedern seien: „Denn je mehr sich eine Gesellschaft das Los der am meisten Benachteiligten zu Herzen nimmt, desto mehr kann sie wirklich zivilisiert genannt werden.“

Die Rolle der katholischen Kirche

Um diese Ziele zu erreichen - so der Papst weiter- brauche Rumänien „eine Seele und ein Herz“, frei „von der ungezügelten Macht der Hochfinanzzentren“, im „Bewusstsein der Zentralität des Menschen und seiner unveräußerlichen Rechte“. Dies sei der Beitrag, den die christlichen Kirchen leisten können, indem sie sich verpflichteten, „ein attraktives Zeugnis des Wirkens Gottes zu geben und untereinander eine wahre Freundschaft und Zusammenarbeit zu fördern“. Auch die katholische Kirche „will ihren Beitrag zum Aufbau der Gesellschaft leisten, ein Zeichen der Harmonie, der Hoffnung auf Einheit sein und sich in den Dienst der Menschenwürde und des Gemeinwohls stellen“, indem sie mit den Behörden, mit den anderen Kirchen und mit allen Menschen guten Willens zusammenarbeitet:

„Die Katholische Kirche ist nicht unbeteiligt am Geist des Landes, sondern nimmt voll daran teil; dies zeigen ihre Gläubigen durch ihre Teilnahme an der Mitgestaltung der Zukunft der Nation, an der Schaffung und Entwicklung von ganzheitlichen Bildungseinrichtungen und von Formen der Betreuung, die einem modernen Staat eigen sind.“

Der Papst schloss seine Rede mit dem Wunsch Rumäniens nach „Wohlstand und Frieden“ und der Aufforderung „die Fülle der göttlichen Segnungen für die gesamte Bevölkerung des Landes“.

Vor genau zwanzig Jahren war Papst Johannes Paul II. als bislang letzter Papst in Rumänien. Das Land hält zum ersten Mal seit seinem Beitritt zur Europäischen Union in diesem Halbjahr den Vorsitz im rotierenden Vorsitz des EU-Rates inne.

(vatican news)

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31. Mai 2019, 12:30