Papst: Fördern wir die Kultur des Kindes und der Adoption
Mario Galgano – Vatikanstadt
„Unser Gott ist ein Gott der Überraschungen“, und um ins Himmelreich zu kommen, müssen wir „zur Einfachheit eines Kindes und vor allem zur Fähigkeit zurückkehren, uns überraschen zu lassen“. Mit diesen Überlegungen begrüßte Papst Franziskus im Vatikan die Familie des Findelhauses „Ospedale degli Innocenti“ in Florenz, eine der ältesten italienischen Institutionen zum Schutz von Kindern. In seiner frei gehaltenen Rede betonte der Papst die Dringlichkeit, in der Welt eine „Kultur des Kindes“ zu fördern, um „eine Kultur der Überraschung“ zu stärken, wenn es darum geht, das Wachstum eines Menschen zu unterstützen.
Die andere Hälfte der Medaille
Die florentinische Einrichtung, die bereits sechshundert Jahre alt ist, verdanke ihren Ursprung einem testamentarischen Erbe des Kaufmanns Francesco Datini aus Prato; für den Bau verantwortlich zeichnete einer der führenden Architekten der Renaissance: Filippo Brunelleschi. An diesem Ort der Aufnahme und Gemeinschaftsliebe ließen Mütter in Schwierigkeiten ihre Kinder zusammen mit einer in zwei Hälften gebrochenen Medaille zurück, in der Hoffnung, in besseren Zeiten wieder mit ihren Kindern vereint sein zu können. Papst Franziskus griff diese Geschichten des Vertrauens in die Zukunft auf und zog eine Parallele zu den vielen Geschichten des Schmerzes, die auch unsere heutige Welt kennt.
„Heute gibt es auf der Welt viele Kinder, die allein sind. Sie sind Opfer von Krieg und Migration, unbegleitete Kinder, Opfer des Hungers. Kinder mit nur einer Hälfte der Medaille. Und wo ist die andere Hälfte? Die hat Mutter Kirche. Wir haben also die andere Hälfte. Wir müssen nachdenken und den Menschen zu verstehen geben, dass wir für diese andere Hälfte verantwortlich sind. Wir müssen dazu beitragen, dass durch die Adoption ein weltweites Ospedale degli Innocenti geschaffen werden kann.“
Leider gäbe es dabei viele Schwierigkeiten, beklagte er, und nannte sie auch beim Namen: Bürokratie und Korruption.
„Aber wir können es schaffen, wenn wir das Bewusstsein fördern, dass wir es sind, die die andere Hälfte der Medaille dieser Kinder haben. Es gibt viele Paare, die keine Kinder haben und sicherlich gerne ein Kind adoptieren würden. Wir müssen eine Adoptionskultur schaffen, denn es gibt so viele verlassene Kinder. Kinder, die allein sind, Opfer von Kriegen, es sind viele. Die Menschen müssen lernen, sich das vor Augen zu halten und zu sagen: „Auch ich habe die Hälfte einer Medaille". Ich bitte Sie, daran zu arbeiten.“
Das Beste für diejenigen geben, die keine Zukunft haben
In seiner Rede betonte der Papst auch, wie wichtig es sei, „den armen, zerbrechlichen Menschen, die in den Randgebieten leben, bessere Chancen im Leben zu bieten“. Im Zuge der Arbeit des Florentiner Instituts würden hier neben Wohn- und Bildungsaktivitäten auch Programme gefördert, die sich gezielt mit der Situation der Kinder befassen.
„Unter den zerbrechlichsten Menschen, um die wir uns kümmern müssen, sind sicherlich auch viele Kinder. Kinder, die ihrer Kindheit und ihrer Zukunft beraubt sind; die unsägliche Strapazen auf sich nehmen müssen, um Hunger oder Krieg zu entfliehen. Kinder, die nie das Licht der Welt erblickt haben, weil ihre Mütter aus wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Gründen nicht in der Lage waren, sich um sie zu kümmern; weil sie auf dieses wunderbare Geschenk verzichtet haben, das die Geburt eines Kindes ist. Wie sehr brauchen wir eine Kultur, die den Wert des Lebens anerkennt, vor allem das der Schwachen, Bedrohten und Ausgegrenzten. Eine Kultur, die dem Leben Pflege angedeihen lässt, statt es wegzuwerfen und auszugrenzen.“
(vatican news)
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