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Die bald neuen Seligen Die bald neuen Seligen 

Papst spricht Märtyrerbischöfe der kommunistischen Ära selig

Papst Franziskus spricht am 2. Juni im siebenbürgischen Blaj (Blasenburg) Kardinal Iuliu Hossu (1885-1970) sowie weitere sechs rumänische Märtyrerbischöfe aus kommunistischer Zeit selig. Die sieben griechisch-katholischen Bischöfe durchliefen ab 1948 mehrere Foltereinrichtungen der kommunistischen Diktatur, weil sie den katholischen Glauben nicht aufgeben wollten.

„Als die Behörden sie aufforderten, zur Entlassung aus dem Gefängnis die Gemeinschaft mit dem Papst aufzugeben und zur orthodoxen Kirche zu wechseln, antwortete Iuliu Hossu in ihrem Namen mit den Worten: 'Unser Glaube ist unser Leben“, erläuterte der Bischof von Cluj-Gherla, Florentin Crihalmeanu, im Blick auf die Seligsprechung.

Der Vatikan hatte im März offiziell die Martyrien von Valeriu Frentiu, Vasile Aftenie, Titu Liviu Chinezu, Ioan Suciu, Ioan Balan, Alexandru Rusu und Iuliu Hossu anerkannt. Insbesondere Kardinal Hossu war eine zentrale Figur im Kampf der rumänischen griechisch-katholischen Kirche gegen die kommunistische Regierung, die die sogenannten „Unierten“ von Rom trennen und der Orthodoxie zuschlagen wollte.

Hossu, 1885 in Milasul Mare geboren, studierte in Klausenburg (rum. Cluj), Budapest, Wien und Rom Philosophie und Theologie. Nach seiner Priesterweihe 1910 war er im Ersten Weltkrieg Militärkaplan für die Rumänen in der österreichisch-ungarischen Armee. Im April 1917 wurde er zum Bischof von Gherla ernannt (ab 1930 Cluj-Gherla). Von 1941 bis 1947 war er zudem Administrator der Diözese Oradea (Großwardein).

Wegen seiner widerständigen Haltung gegen die Kommunisten wurde Bischof Hossu im Oktober 1948 inhaftiert, bis 1955 im berüchtigten Gefängnis Sighet. Danach stand er bis zu seinem Tod im Mai 1970 in orthodoxen Klöstern nahe Bukarest unter Hausarrest. Papst Paul VI. (1963-1978) ernannte ihn im April 1969 zum Kardinal „in pectore“, also im Geheimen. Sein Name wurde erst 1973 verkündet, knapp drei Jahre nach seinem Tod.

Messe auf dem „Feld der Freiheit“

Die rumänischen Griechisch-Katholischen hatten im 19. Jahrhundert bildungsmäßig die Elite innerhalb ihres Volkes dargestellt. Die Stadt Blaj als ihr Zentrum war auch Wiege des rumänischen Nationalbewusstseins, wobei anfangs Autonomie innerhalb der Habsburgermonarchie angestrebt wurde. Griechisch-katholische Gelehrte begründeten die kulturelle Bewegung "Siebenbürgische Schule"; sie meinten aufgezeigt zu haben, dass das rumänische Volk ununterbrochen seit den Römern auf diesem Gebiet wohne.

Am 15. Mai 1848 fand auf der „Campia Libertatii“, dem „Feld der Freiheit“ das am 2. Juni auch Schauplatz der Seligsprechungsmesse mit Papst Franziskus ist, eine Versammlung mit 40.000 Rumänen zur Autonomierklärung statt, an deren Spitze die beiden Bischöfe - der orthodoxe Andrei Aguna und der griechisch-katholische Ioan Lemeni - standen.

Vernichtungsfeldzug gegen die Unierten

Nach Ende des Ersten Weltkriegs kam Blaj mit der Region Siebenbürgen an Rumänien, nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich 1948 der Kommunismus. Die unierte Kirche kam in arge Bedrängnis. Auf einer von den Kommunisten fingierten Synode im Oktober 1948 unterzeichneten 36 griechisch-katholische Geistliche unter Druck die Angliederung ihrer Kirche an die rumänisch-orthodoxe Kirche. Das Dekret 358 vom 1. Dezember 1948 besiegelte endgültig das Schicksal der griechisch-katholischen Kirche: Ihre Güter wurden konfisziert, alle damals 1.725 Kirchen plus Friedhöfe, Register und Archive der rumänisch-orthodoxen Kirche zugeschlagen.

Die Bischöfe und alle Griechisch-katholischen, die sich dieser Maßnahme nicht beugen wollten, wurden von der berüchtigten Staatspolizei Securitate inhaftiert. Auch gegen Priester, Ordensfrauen und einfache Gläubige, die sich weigerten, dem katholischen Glauben abzuschwören, ging das kommunistische Regime vor. Wer sich nicht verstecken konnte, verbrachte Jahre in Gefängnissen und litt Qualen, die viele nicht überlebten.

Einer der Märtyrerbischöfe, Vasile Aftenie (1899-1950), der Weihbischof von Fagaras und Alba Iulia war, starb schon 1950 im Alter von 50 Jahren nach zehn Monaten Inhaftierung. Bischof Valeriu Traian Frentiu (1875-1952) von Oradea Mare (Großwardein) kam 77-jährig im Vernichtungslager von Sighet ums Leben, nachdem ihm die medizinische Versorgung verweigert worden war. Ebenfalls im Gefängnis von Sighet, das heute eine „Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und des Widerstand“ ist, starb 1953 im Alter von nur 45 Jahren der Weihbischof von Oradea und Administrator von Fagaras, Ioan Suciu (1907-1953).

Weihbischof Titu Liviu Chinezu (1904-1955) von Fagaras und Alba Iulia erfror im Gefängnis Sighet im Alter von 50 Jahren. Er war Rektor der Theologischen Akademie in Blaj gewesen und wurde 1949 im Kloster Caldarusani, wo er zunächst in Isolationshaft war, heimlich vom ebenfalls dort inhaftierten Bischof Frentiu zum Bischof geweiht.

Märtyrerbischof Ioan Balan (1880-1959) von Lugoj starb in einem Krankenhaus in Bukarest an den Folgen der jahrenlangen Haft und Misshandlungen. Und Bischof Alexandru Rusu (1884-1963) von Maramures, ein ehemaliger Theologieprofessor und Zeitungsredakteur, wurde ebenfalls in orthodoxen Klöstern festgehalten, nachdem er Sighet überlebt hatte. 1957 wurde er 72-jährig zu einer lebenslange Haftstrafe wegen „Anstiftung zum Hochverrat“ verurteilt. Rusu starb 1963 im Gefängnis von Gherla und wurde auf einem Gefangenenfriedhof anonym verscharrt.

Auch römisch-katholische und orthodoxe Opfer

Zielscheiben der kommunistischen Verfolgung jener Zeit waren auch die Bischöfe und Gläubigen der lateinischen Kirche. In Sighet fand etwa auch der aus dem niederösterreichischen Bad Deutsch-Altenburg stammende Bischof von Iasi, Anton Durcovici (Durkowitsch, 1888-1951), den Tod. Er wurde 2014 wie zuvor schon zwei weitere römisch-katholische rumänische Märtyrerbischöfe aus der kommunistischen Zeit - Szilard Bogdanffy (1911-53) und Janos Scheffler (1887-1952) - von der Kirche seliggesprochen. 2013 wurde auch der Märtyrer-Priester Vladimir Ghika (1873-1954) zur Ehre der Altäre erhoben.

Doch auch die orthodoxe Kirche hat unter dem kommunistischen Regime gelitten, dessen Ziel die Entwurzelung des Glaubens war. Laut Historikern kamen zwischen 1950 und 1964 allein mehr als 2.000 orthodoxe Pfarrer ins Gefängnis. Bischöfe wurden gestürzt und einige starben unter zweifelhaften Umständen, während andere unter „Hausarrest“ in Klöster gesteckt wurden. Insgesamt inhaftierten die kommunistischen Machthaber mehrere tausend Geistliche aller Konfessionen.

Als Untergrundkirche überlebt

Nach dem Sturz des Ceausescu-Regimes Ende 1989 und dem Fall des Kommunismus zeigte sich, dass die rumänische unierte Kirche trotz der Repression im Untergrund noch weitgehend funktioniert und auch Bischöfe geweiht hatte. So konnte Papst Johannes Paul II. am 14. März 1990 die Hierarchie der unierten Kirche wiederherstellen und ihre fünf Diözesen erneut besetzen. Allerdings zählt sie heute nur mehr rund 400.000 Gläubige. 1948, bei der erzwungenen Eingliederung in die Orthodoxie, gab es in Rumänien noch etwa 1,5 Millionen Griechisch-katholische.

Aktuell wird die Rumänische griechisch-katholische Kirche von Kardinal Lucian Muresan, Großerzbischof von Alba Iulia und Fagaras, geleitet. Er wurde am 16. Dezember 2005 von Papst Benedikt XVI. zum ersten Großerzbischof der Rumänischen griechisch-katholischen Kirche erhoben; 2012 erhielt er auch die Kardinalswürde.

Das Verhältnis zur Orthodoxie hat sich in den letzten 20 Jahren entspannt; der ökumenische Dialog trägt Früchte. Einige Fragen der Güterrückstellung müssen aber noch gelöst werden.

(kap – mg)

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27. Mai 2019, 16:34