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Der Papst spricht frei vor den Ordensoberinnen Der Papst spricht frei vor den Ordensoberinnen  Leitartikel

„Dann geh doch…“: Was der Papst NICHT gesagt hat

Ein Zitat geht durch die sozialen Medien, ein verzerrtes und damit falsches Zitat. Was bei Papst Franziskus nichts Neues ist. Weil es aber wieder einmal beleidigend klingt, darf das an dieser Stelle einmal richtig gestellt werden.

P. Bernd Hagenkord - Vatikanstadt

An diesem Freitag hatte Papst Franziskus die Versammlung aller Ordensoberinnen empfangen, er hatte seinen vorbereiteten Text beiseitegelegt und erst gesprochen, dann auf Fragen geantwortet, wie er es gerne macht. Die erste Frage wurde auf Deutsch gestellt, von einer Franziskanerin.

Es ging um die Rolle der Frauen in der Kirche, um die Bitte, nicht nur auf die Dogmatik zu schauen, sondern auch auf die Kraft Jesu in seiner Kirche, auf die Art und Weise Jesu, mit Frauen umzugehen. Das solle Vorbild für heute sein.

Die Rolle der Frau in der Kirche

Der Papst antwortete lange und ausführlich, worauf noch zurückzukommen ist. Am Ende aber sagt er einen Satz, der auf Wanderschaft gegangen ist. Das – falsche – Zitat lautet: „Wir sind Katholiken, aber wenn eine von Ihnen eine andere Kirche gründen will, steht es Ihnen frei, zu gehen.“ Das liest sich wie ein Abkanzeln der üblen Sorte. Wie ein Abweisen, eine Zurückweisung. Und so wandert es durch die Medien.

Es ist aber falsch. Das gesamte Ereignis ist am Freitag live übertragen worden, da ist also am Text und dem, was der Papst gesagt hat, nachträglich nichts geändert worden.

Was war passiert? Papst Franziskus hat lange und ausführlich über die Entwicklung katholischer Lehre gesprochen. Einerseits sei es nicht an der Kirche, die Offenbarung zu verändern. Die Kirche sei andererseits nicht nur eine Ansammlung von Lehren („Kirche ist nicht nur der Denzinger“), sie habe sich entwickelt und entwickle sich. „Die Art und Weise, wie wir heute den Glauben verstehen … ist anders als die Art und Weise von vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil.“

Anders als vor dem Konzil

Er sprach über eine sich ständig ändernde Welt und darüber, dass man mit dogmatischen Antworten die konkrete Situation nicht erreicht. Dazu brauche es Unterscheidung, also Anwendung. „Alles ist auf dem Weg“. Das müsse der Weg der Treue zur Offenbarung sein, aber eben ein Weg des Wachstums.

Alleine deswegen passt das verkürzende und verstellende Zitat nicht, dass durch die Medien geht. Und das dann mit verschärfenden Kommentaren versehen wird.

Was hat der Papst tatsächlich gesagt? Er hat gescherzt. Er hat versucht, einen leichten Abschluss für seine Rede zu finden. „Wir sind doch katholisch, oder?“ sagt er, und es wird mit Lachen quittiert. „Wenn jemand eine andere Kirche machen will, dann ist er frei, aber …“, der Satz hat dann kein Ende, auch hier Lachen von den Teilnehmerinnen.

Der Versuch von Humor

Nun kann man darüber streiten, ob es geglückter Humor ist. Wenn man aber – wie der Schreiber dieser Zeilen – den ganzen Event verfolgt hat, dann weiß man, dass die Zuspitzung auf die Abkanzlung, so wie sie umhergeht, nicht stimmt. „Dann steht es Ihnen frei zu gehen“ hat er so nicht gesagt und auch so nicht gemeint, das zu verstehen gibt der Zusammenhang her.

Die Antwort war getragen von der Spannung zwischen Treue zur Offenbarung und Wachsen und Änderung in der Anpassung. Passt das zur Frage? Vielleicht. In jedem Fall war es auf keinen Fall der persönliche Angriff auf eine Ordensfrau, wie es jetzt die Runde macht.

Das Thema ist zu wichtig, um es auf eine so leichte Schulter zu nehmen.

(vatican news)

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11. Mai 2019, 12:06