Papst an Orthodoxe: Gemeinsam auf den Herrn hören
Mario Galgano - Vatikanstadt
Ausgehend von der Bedeutung des Osterfestes ging der Papst in seiner Ansprache an den Ständigen Synod der rumänisch-orthodoxen Kirche, die er in Bukarest besuchte, auf die Bedeutung der Verkündung ein. Er sei wie sein Vorgänger Johannes Paul II. 1999 „als Pilger“ mit dem Wunsch hergekommen, „das Antlitz des Herrn in den Gesichtern seiner Brüder und Schwestern zu sehen“. Er danke den orthodoxen Gastgebern „von Herzen“ für den Empfang, so der Papst weiter.
Was sie im Glauben verbinde, gehe auf die Apostel zurück, „die Zeugen des Auferstandenen“, und das Band, „das Petrus und Andreas vereinte“. Sie seien das Sinnbild einer Geschwisterlichkeit des Blutes, da sie für den Herrn ihr Blut vergossen hätten.
Christenverfolgungen nicht vergessen
Franziskus erinnerte hierbei auch an die Christenverfolgung weltweit. Ebenso hätten „viele Söhne und Töchter dieses Landes, verschiedener Kirchen und christlicher Gemeinschaften“ „den Freitag der Verfolgung“ erlitten, „den Samstag des Schweigens durchlaufen und schließlich den Sonntag der Neugeburt erlebt“, fügte Franziskus an.
„Ihr Beispiel steht uns und den jüngeren Generationen heute vor Augen, die diese dramatischen Verhältnisse nicht erlebt haben. Das, wofür sie gelitten haben, bis hin zur Hingabe ihres Lebens, ist ein zu wertvolles Erbe, um es zu vergessen oder zu entehren. Und es ist ein gemeinsames Erbe, das uns dazu aufruft, uns von den Brüdern und Schwestern nicht zu entfernen, die dieses Erbe mit uns teilen.“
Erinnerung an das Treffen vor zwanzig Jahren
Dann richtete sich der Papst direkt an den rumänischen Patriarchen Daniel und erinnerte an das Treffen vor zwanzig Jahren zwischen ihren beiden Vorgängern. Dieses Ereignis habe „zum Wiedererblühen der Beziehungen zwischen Orthodoxen und Katholiken in Rumänien“ geführt und auch „zum Dialog zwischen Katholiken und Orthodoxen im Allgemeinen beigetragen“. Es war die erste Reise eines Bischofs von Rom in ein mehrheitlich orthodoxes Land.
Dann folgten drei Elemente, die er den orthodoxen Gastgebern ans Herz legte: Gemeinsam gehen mit der Kraft der Erinnerung, lautet sein erster Gedanke. „Es geht dabei nicht um eine Erinnerung an erlittenes und zugefügtes Unrecht, an Urteile und Vorurteile, die uns in einem Teufelskreis einschließen und zu sterilen Verhaltensweisen führen, sondern um Erinnerung an die Wurzeln“, so der Papst.
Die Erinnerung an die gemeinsam unternommenen Schritte ermutige alle, weiter auf diese Weise in die Zukunft zu gehen, „gewiss im Bewusstsein der Unterschiede“, sagte Franziskus.
Dann der zweite Gedanke: Da ging es um das „gemeinsam gehen im Hören auf den Herrn“. Der Papst nannte das Beispiel der Jünger von Emmaus. So wie die beiden Jünger nach Ostern auf den Herrn gehört hätten, so müssten auch die Gläubigen heute „gemeinsam auf den Herrn hören“. Dies sei dringlicher denn je, in Zeiten, „wo die Wege der Welt zu schnellen sozialen und kulturellen Veränderungen geführt haben“.
Die Pro und Contra des Wohlstands
Zwar hätten viele von der technologischen Entwicklung und dem wirtschaftlichen Wohlstand profitiert, doch ebenso seien viele „davon gnadenlos ausgeschlossen“ worden. Er kritisierte die „gleichmacherische Globalisierung“, die die Werte und Ethik ganzer Völker erschüttert und das Zusammenleben geschwächt habe. „Wir müssen einander helfen, nicht den Verführungen einer ,Kultur des Hasses' und des Individualismus nachzugeben, die, vielleicht nicht mehr ideologisch wie in den Tagen der atheistischen Verfolgung, dennoch verfänglicher und nicht weniger materialistisch ist“, so Franziskus.
Fortschritt erscheine oft als etwas Unmittelbares und erfolgversprechend, doch könne das Streben danach auch zu Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit führen. Dies führe zur Instabilität der Beziehungen, was sich dann „auf die grundlegende Zelle der Gesellschaft“ auswirke, die in der Familie verortet sei. „Das erfordert unser Bemühen, hinauszugehen und dem Mühen unserer Brüder und Schwestern, insbesondere der Jüngeren, entgegenzukommen, nicht entmutigend und nostalgisch, wie bei den Emmausjüngern, sondern mit dem Wunsch, den auferstandenen Jesus, die Mitte aller Hoffnung, zu vermitteln.“ Da helfe nur noch das Gebet und ein Verhältnis von gegenseitigem Vertrauen und Freundschaft.
Misstrauen beseitigen
Und schließlich sprach der Papst ein drittes Element an: Gemeinsam auf ein neues Pfingsten zugehen. Nach Ostern folge Pfingsten, der Beginn eines neuen Weges für die Jünger. Sie hätten sich um die heilige Gottesmutter versammelt. Es ging damals wie heute darum, den Glauben zu teilen, der auf der Auferstehung des Herrn gründet. „Möge der Heilige Geist uns erneuern, der die Uniformität verschmäht und es liebt, die Einheit in der schönsten und harmonischsten Vielfalt zu gestalten“, so der Wunsch des Papstes. Das Feuer des Heiligen Geistes solle „unser Misstrauen“ verbrennen. „Liebe Brüder, lasst uns gemeinsam vorangehen, zum Lob der Heiligsten Dreifaltigkeit und zum gegenseitigen Wohl, um unseren Brüdern und Schwestern zu helfen, Jesus zu sehen“, schloss Franziskus seine Rede vor der rumänisch-orthodoxen Synod ab.
(vatican news)
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