Papst an Energieriesen: „Klimatischer Notstand erfordert radikalen Energiewandel“
Der Papst betonte in seiner Ansprache, dass die Menschheit allzu lange die wissenschaftlichen Analysen ignoriert habe – und die „verhängnisvollen Prognosen” mittlerweile nicht mehr unachtsam vom Tisch gewischt werden könnten: Der jüngste Bericht zur Erderwärmung „warnt deutlich vor der Tatsache, dass die Auswirkungen auf das Klima katastrophal sein werden, wenn wir die Schwelle von 1.5 Grad überschreiten, die in den Pariser Verträgen festgeschrieben wurde. Der Bericht warnt auch davor, dass wir in nur wenig mehr als einem Jahrzehnt diese Hürde der globalen Erderwärmung erreichen werden. Angesichts eines klimatischen Notstands müssen wir Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass wir eine grobe Ungerechtigkeit gegenüber den Armen und den zukünftigen Generationen begehen.“
Denn, so betont der Papst immer wieder, es seien vor allem die Armen, die an den Folgen des Klimawandels zu leiden hätten und dessen schlimmste Auswirkungen zu spüren bekämen. „Sie sind besonders verwundbar durch Hurrikans, Dürre, Überschwemmungen und andere extreme klimatische Ereignisse. Deshalb braucht es sicher Mut, um auf den immer verzweifelteren Schrei der Erde und ihrer Armen zu antworten“, zitierte Franziskus aus seiner Ansprache vor den Teilnehmern an der Konferenz zum dritten Jahrestag seiner Umweltenzyklika Laudato si am 6. Juli 2018. „Gleichzeitig steht den künftigen Generationen das Erbe einer äußert zerstörten Welt bevor. Unsere Kinder und Enkelkinder sollten nicht den Preis für die Verantwortungslosigkeit unserer Generation zahlen müssen.“
Dieser Passus sei ihm besonders wichtig, wiederholte der Papst nochmals und fügte hinzu: „In der Tat, wie es immer offensichtlicher wird, fordern die jungen Menschen einen Wandel. ,Die Zukunft gehört uns', schreien sie, und sie haben Recht!“
In seiner Ansprach wies der Papst auf drei miteinander verwobene Punkte hin: eine korrekte Energiewende, den Kohlepreis und Transparenz bei der Wiedergabe klimatischer Risiken. Eine korrekte Energiewende setze voraus, dass die sozialen und beschäftigungspolitischen Auswirkungen der Verlagerung auf kohlearme Energieversorgung gesteuert würden, betont Franziskus in diesem Zusammenhang:
„Wenn sie gut gesteuert wird, kann diese Wende neue Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnen, die Ungleichheit reduzieren und die Lebensqualität für diejenigen steigern, die durch den Klimawandel betroffen sind. Zweitens, eine Kohlepreispolitik ist grundlegend, wenn die Menschheit die Ressourcen der Schöpfung weise nutzen will. Die mangelhafte Verwaltung der Kohleemissionen hat einen enormen Schuldenberg angehäuft, der nun mit Zinsen von denen abgezahlt werden muss, die nach uns kommen. Unsere Nutzung der Umweltressourcen kann nur dann als ethisch bezeichnet werden, wenn die sozialen und wirtschaftlichen Kosten ihrer Ausbeutung auf transparente Weise anerkannt und von denen übernommen werden, denen sie zugutekommen, nicht von anderen Bevölkerungen oder zukünftigen Generationen. Das dritte Thema, Transparenz bei der Wiedergabe der klimatischen Risiken, ist essentiell, denn die wirtschaftlichen Ressourcen müssen dort ausgeschöpft werden, wo sie den größten Nutzen bringen können.“
Doch dafür werde die Zeit knapp, betont Franziskus in seiner engagierten Ansprache vor den Entscheidungsträgern der Branche, die im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung immer wieder genannt wird. Man dürfe nicht nur darüber nachdenken, was getan werden könnte, sondern müsse sich vielmehr darauf konzentrieren, was - von heute an - getan werden müsse, so der Papst „Wir können uns nicht den Luxus erlauben, zu warten, dass andere den ersten Schritt machen, oder kurzfristigen wirtschaftlichen Vorteilen Priorität einzuräumen. Die Klimakrise verlangt von uns entschiedenes Handeln, hier und jetzt, und die Kirche ist vollständig dabei, ihren Teil beizutragen.“
Bei ihrem Treffen im Vorjahr hatte der Papst den Energieriesen ans Herz gelegt: „Die Zivilisation braucht Energie, aber die Energie darf die Zivilisation nicht zerstören!“ Diesen Satz wiederholte Franziskus auch bei der aktuellen Begegnung, nicht ohne eine konkrete Forderung hinzuzufügen: „Heute braucht es eine radikale Energiewende, um unser gemeinsames Haus zu retten. Es besteht noch Hoffnung und es bleibt noch Zeit, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden, aber nur, wenn schnell und energisch gehandelt wird.“
(vatican news - cs)
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