Papst bei Generalaudienz: Bekehrung muss auch eigene Taschen erreichen
Mario Galgano – Vatikanstadt
Wahre Bekehrung kostet nicht nur spirituelle Mühen - sie soll und muss auch die eigene Tasche erreichen. Das sagte der Papst vor tausenden Pilgern und Besuchern in der Audienzhalle, die die Gäste vor der Sommerhitze schützte. Ein wahrhaft von Gott angerührtes Herz „ist großzügig mit den anderen.“
„Wenn ihr wissen wollt, ob ihr gute Christen seid, müsst ihr natürlich beten; ob euer Herz wirklich verwandelt ist, sieht man aber erst dann, wenn die Bekehrung die eigene Tasche erreicht.“
Papst Franziskus sagte dies in der Generalaudienz, in der er weiter über die Apostelgeschichte sprach. Das Thema der Katechese an diesem Mittwoch lautete dementsprechend: „Alles war unter ihnen gemeinsam – Die volle Einheit in der Gemeinschaft der Gläubigen“.
„Die Großzügigkeit zu den anderen sieht man also daran, dass man den Schwächsten, den Ärmsten hilft, sein Eigeninteresse hintanstellt. Wenn die Verwandlung dort ankommt, kann man sicher sein, dass es sich um echte Bekehrung handelt. Wenn es nur um Worte und Gesten geht, dann ist es keine gute Bekehrung.“
Die christliche Gemeinschaft sei aus der reichen Ausgießung des Heiligen Geistes entstanden und wachse weiter. Und dies geschehe dank des „Teilens zwischen den Geschwistern im Glauben“, betonte Franziskus.
Dynamik der Solidarität
„Es gibt eine Dynamik der Solidarität, die die Kirche aufbaut als Familie Gottes, wo es die Erfahrung der koinonia gibt. Koinonia, was bedeutet dieses Wort? Klingt seltsam! Was meinen wir damit? Es ist ein griechisches Wort und bedeutet: kommunizieren, teilen, Gemeinschaft sein, nicht isoliert bleiben. Und genau das ist die Erfahrung der ersten christlichen Gemeinschaft: teilen, kommunizieren, teilnehmen, sich nicht absondern.“
In der Kirche der Anfänge, fügte der Papst hinzu, bezog sich koinonia in erster Linie auf die Teilhabe am Leib und Blut Christi, die als geschwisterliche Vereinigung verstanden wurde, und deshalb auch zur Bündelung von Gütern und zur Sammlung von Geld zugunsten der Kirche geführt hat.
Dann sprach Papst Franziskus Klartext: Jene hätten heuchlerische Einstellungen, die nicht bereit seien, auch etwas von sich zu geben: „Heuchelei ist der schlimmste Feind der christlichen Liebe: vorgeben, einander zu lieben, aber nur den eigenen Vorteil suchen“, warnte Franziskus in der Audienzhalle.
Die Aufrichtigkeit des Teilens
„In der Aufrichtigkeit des Teilens zu versagen bedeutet, Heuchelei zu fördern, sich von der Wahrheit zu distanzieren, egoistisch zu werden, das Feuer der Gemeinschaft zu löschen und sich der Kälte des inneren Todes zu überlassen. Diejenigen, die sich so verhalten, besuchen die Kirche wie Touristen, die in einem Hotel wohnen. Sie leben die Kirche nicht als ihr Zuhause und als ihre Familie. Es gibt viele Touristen in der Kirche. Menschen, die durch die Kirche gehen, aber eigentlich nie richtig in sie hinein kommen. Es sind Touristen aus den Katakomben! Wir müssen Geschwister füreinander sein. Ein Leben, das nur den Zweck verfolgt, Profit zu machen und Situationen zum Nachteil anderer auszunutzen, führt zwangsläufig zum inneren Tod.“
Das sei wie ein vom Stamm abgetrennter Zweig, der die anderen Zweige verdorren und sterben ließe. Und auch handelten jene Menschen falsch, die behaupten, Freunde der Kirche, der Priester und Bischöfe zu sein, während sie in Wahrheit „nur ihren eigenen Vorteil suchen“: „Das ist die Heuchelei, die die Kirche zerstört“, so der Papst.
Daraus ergab sich folgende Bitte des Papstes: „Möge der Herr uns seinen Geist der Zärtlichkeit schenken, der jede Heuchelei überwindet und die Wahrheit verbreitet, die die christliche Solidarität nährt. Eine Solidarität, die weit davon entfernt ist, eine einfache Sozialhilfe-Tätigkeit zu sein, sondern die der unverzichtbare Ausdruck des Wesens der Kirche ist: der zärtlichen Mutter aller, besonders der Ärmsten.“
Das tanzende Mädchen
Bewegende Momente am Schluss der Generalaudienz, als der Papst frei und „mit offenem Herzen zu den Gläubigen und Pilgern“ sprach: Ein junges Mädchen tanzte neben dem Papst durch das Publikum. Am Ende der Katechese hielt der Papst kurz inne, im Moment der Grüße auf Italienisch, und ging auf das Mädchen ein: „Wir alle haben dieses schöne Mädchen gesehen. Sie ist schön, aber sie ist auch arm - sie ist nämlich Opfer einer Krankheit, und sie weiß nicht, was sie tut. Ich bitte euch alle, euch zu fragen: Habe ich gebetet, dass der Herr sie heilen wird? Habe ich für ihre Familie gebetet? Wir müssen für die beten, die leiden.“
(vatican news)
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