„Mission ist keine Einbahnstraße von Europa in den Rest der Welt“
Christine Seuss - Vatikanstadt
Der Papst würdigte den missionarischer Arbeit zugrundeliegenden Impuls, statt auf „Bewahrung“ auf „Aufbruch“ zu setzen. Dazu gehöre es, den „Mut des Evangeliums“ in fernen Ländern ohne Kalkül und manchmal auch „jenseits des gesunden Menschenverstandes“ zu leben, weil der Missionar sein Vertrauen ausschließlich auf Christus setze. Diese „Mystik der Mission“ und diesen „Durst nach der Gemeinschaft mit Jesus durch das Zeugnis“, das die Gründer der Missionsorden gezeigt hätten, gelte es weiter am Leben zu erhalten, ermunterte der Papst seine Besucher.
Er zeigte sich beindruckt vom Bekenntnis der Ordensleute zur Mission „ad gentes“ und dankte ihnen für ihr Zeugnis, das „untrennbar“ sowohl kirchlich als auch charismatisch sei: „Kirchlich in seinem Grund, in der Taufe wurzelnd, und gleichzeitig gebunden an das Charisma, zu dem der Herr euch hingezogen hat und in dem euer Leben Form angenommen hat.“
Hinausgehen und zusammenarbeiten
Dieses Bekenntnis bedeute, ehrlich und ohne Zögern, teils auch mit dem eigenen Blut zur Evangelisierung beizutragen und das Gottesvolk daran zu erinnern, stets auf dem Weg nach draußen zu sein, betonte Franziskus, der die Institute auch dazu ermunterte, untereinander zusammenzuarbeiten.
Ein weiterer „typischer Beitrag“, den die Missionare für die Kirche leisteten, sei hingegen zu zeigen, dass Mission keine „Einbahnstraße“ von Europa hin zum Rest der Welt sei, fuhr der Papst fort. In den vergangenen Jahren habe sich Mission vielmehr zu einem regen „Austausch“ entwickelt, der auch durch die Wahl zahlreicher Generaloberer und Oberinnen aus anderen Erdteilen bekräftigt werde. Während in seiner eigenen Kongregation noch in den 70er Jahren der Gedanke an einen nichteuropäischen Oberen „utopisch“ schien, habe sich die Wirklichkeit heute umgedreht, plauderte der Jesuit Franziskus, dessen Orden heute von einem Venezolaner geleitet wird, aus dem Nähkästchen.
Darüberhinaus brauche der Missionar die Freude am Evangelium, denn andernfalls verkünde er eine Botschaft, die „nicht anzieht“, legte der Papst seinen Zuhörern weiter ans Herz. „Und der Kern der Mission ist diese Anziehung Christi: Er ist der einzige, der anzieht.“ Genau dieses Zeugnis brauche es heute in Italien und in der Welt, unterstrich Franziskus - und gab gleich noch ein paar praktische Handreichungen mit auf den Weg:
„Die Verkündigung der Schönheit, Freude und Neuheit des Evangeliums muss explizit und implizit sein und alle Situationen des menschlichen Abenteuers berühren.“ Dabei dürfe man auch vor unangenehmen Situationen nicht Halt machen, sondern „mit dem ganzen Leben bezeugen, nicht mit unternehmerischen Methoden, die mehr einer Mystik des Proselytismus ähneln als einer wahren Evangelisierung. Vergesst nicht, dass der Hauptakteur der Evangelisierung der Heilige Geist ist.“
Ihr Zeugnis und Einsatz für die Evangelisierung gelte nicht nur für die fernen Länder, sondern auch für die „unbekannten Nachbarn im Nebenhaus“, betonte Franziskus. In diesem Zusammenhang sei es notwendig, das „faszinierende Abenteuer wiederzuentdecken, sich dem anderen zuzuwenden, sich gegenseitig aufzunehmen und zu helfen.“ Das gelte für alle, Priester, Ordensleute und Laien, unterstrich der Papst. In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, dass das Motto des Außerordentlichen Weltmissionsmonats „Getauft und Gesandt” sei, um klarzustellen, dass die „intrinsische Natur der Kirche die Mission“ sei: „Die Kirche besteht unterwegs; auf dem Sofa gibt es sie nicht, die Kirche.“
(vatican news)
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