Papst an Autoritäten von Madagaskar: Integrale Entwicklung fördern
Mario Galgano – Vatikanstadt
Es gehe darum, die ganzheitliche Förderung aller Einwohner Madagaskars zu gewährleisten, so der Papst in seiner Rede, bei der auch der Präsident Madagaskars, Andry Rajoelina, auf dem Podium saß. Ihm hatte Franziskus bereits am Morgen den protokollarischen Höflichkeitsbesuch im Präsidentenpalast abgestattet.
Franziskus rief in seiner Ansprache die Gastgeber auf, sich am Aufbau der Zukunft zu beteiligen. Der Papst sprach im „Ceremony Building“ vor Vertretern der Behörden, der Zivilgesellschaft und des diplomatischen Corps. Ohne soziale Gerechtigkeit könne es keinen konkreten Umweltschutz geben, auch sei es notwendig, die ursprünglichen Lebensstile zu respektieren, so der Papst vor den Gastgebern.
Am Ende des Treffens mit den Behörden pflanzte Papst Franziskus zusammen mit dem madagassischen Präsidenten einen Affenbrotbaum vor dem Eingang der Halle.
Der Grundtenor seiner Rede bestand in der Forderung nach einer „integralen Entwicklung“, die nicht nur wirtschaftlichen Fortschritt, sondern auch den ganzen Menschen - und vor allem jeden Menschen - im Blick behalten solle - ein Anliegen, das bereits der heilige Paul VI. stark vertreten hatte. In einem Land, das zu den zehn ärmsten der Welt gehört und in dem die chronische Unterernährung jedes zweite Kind betrifft, forderte der Papst daher ein starkes Engagement aller.
Um dies zu erreichen, könne man sich jedoch nicht auf die Hilfe allein beschränken; es brauche dafür vielmehr die Anerkennung von Einrichtungen, die berufen seien, sich voll an der Gestaltung der Zukunft zu beteiligen, betonte Franziskus. Der Papst sprach sich auch dafür aus, dass die Initiativen der lokalen Bevölkerung unterstützt werden, damit die Stimme derjenigen, die keine Stimme haben, „hörbarer gemacht wird, ebenso wie die verschiedenen, ja sogar widersprüchlichen Harmonien einer nationalen Gemeinschaft, die ihre Einheit sucht“. Dies sei ein Weg, auf dem niemand beiseitegeschoben werden oder verloren gehen dürfe. In diesem Sinne erinnerte der Papst in seiner Rede an das madagassische Wort „fihavanana“, das den Geist des Teilens und der Solidarität, des Wohlwollens unter den Menschen und gegenüber der Natur umschreibt. Dieser Gedanke wird in der Präambel der Verfassung als einer der Grundwerte der lokalen Kultur, der Seele des Volkes von Madagaskar, erwähnt. Eine Haltung, betont der Papst, die geholfen habe, Widrigkeiten zu überstehen.
Sorge um die Pflege des „gemeinsamen Hauses“
Auch in Madagaskar, wie in Mosambik, ging der Papst auf die Sorge um die Pflege des „gemeinsamen Hauses“ ein und stellte fest, dass auch in diesem Bereich ein integraler Ansatz erforderlich sei: „Die Wechselwirkungen der natürlichen Systeme untereinander und mit den sozialen Systemen“ sollten berücksichtigt werden, erinnerte er. Es gebe in der Tat nur eine einzige große „sozio-ökologische Krise“, bekräftigte der Papst unter Berufung auf seine Enzyklika Laudato si'. Auf der Roten Insel, wie Madagaskar wegen der Anwesenheit von Lateriten genannt wird, finden fünf Prozent aller bekannten Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum, ein Reichtum, auf den der Papst mit besonderem Nachdruck hinwies. Durch „übermäßigen Entwaldung“ durch Brände und unkontrollierten Edelholzschlag hinwies. Die biologische Vielfalt sei auch durch Schmuggel und illegale Exporte gefährdet. Und auch hier forderte der Gast aus Rom einen ganzheitlichen Ansatz, der alle Facetten der Realität berücksichtige.
Ein Beispiel für die Liebe zu ihrem Land sei die Selige Victoire Rasoamanarivo, die vor dreißig Jahren von Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Madagaskar selig gesprochen wurde. Sie war die erste einheimische Madagassin, der diese Ehre zuteilwurde. Am Samstagnachmittag wird der Papst das Grab dieser mutigen Frau aus einer der mächtigsten Familien des Landes besuchen. Sie lebte zwischen 1848 und 1894 und stellte während der Zeit der Vertreibung der Missionare und der Verfolgung katholischer Gemeinschaften (1883-1886) eine wichtige Stütze der katholischen Kirche dar. Sie setzte sich unermüdlich für die Rückkehr der Missionare und für deren Werke der Liebe gegenüber Armen und Aussätzigen ein.
Abschließend bekräftigte der Papst die Bereitschaft der katholischen Kirche, mit allen über „das Entstehen einer wahren Geschwisterlichkeit zu sprechen, die das fihavanana immer schätzt und eine integrale menschliche Entwicklung fördert, so dass niemand ausgeschlossen ist“.
(vatican news)
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