Mosambik im Franziskus-Fieber
Er winkt auf bunten, traditionell verzierten Stofftüchern und lächelt von Werbeplakaten herab. Bereits Tage vor seiner Landung am Flughafen Maputo am Mittwochabend war Papst Franziskus zumindest als Abbild in der mosambikanischen Hauptstadt angekommen. „Wir warten gespannt auf den Papst. Sein Besuch gibt dem Leben in unserem Land einen neuen Höhepunkt“, sagt Nelson Moda, Vertreter der Gemeinschaft Sant'Egidio in Mosambik. Das südafrikanische Land ist im Franziskus-Fieber. Und die Euphorie, die den päpstlichen Besuch von Mittwoch bis Freitag begleitet, geht weit über konfessionelle Grenzen hinaus, wie die mosambikanische Radiomoderatorin Sheila Pires erzählt: „Katholiken und Nicht-Katholiken fiebern dem Besuch entgegen. Die Polizeipräsenz in den Straßen von Maputo ist gewaltig. Lokale Familien laden Pilger ein, bei ihnen zu wohnen, um so viele wie möglich zu beherbergen.“
Wenn man sich die Presse des Landes anschaut, dann sieht es aber vor der Ankunft des Papstes ein bisschen anders aus. Die Tageszeitung „Jornal“ geht vor allem auf die innenpolitischen Themen ein und ihre Hauptnachricht ist die Erstellung eines neuen Elektrostromnetzes im Land. Über die Papstreise wird in der Zeitung insofern berichtet, dass der Präsident mit den Vorbereitungsarbeiten zufrieden sei. In einem Interview mit dem früheren Präsidenten Mosambiks, Joaquim Chissano, sagt dieser, dass der Besuch des Gastes aus Rom vor allem „eine spirituelle Dimension“ habe.
Nur oberflächlich auf Papstreise eingegangen
Der nationale Fernsehsender TVM geht auf seiner Homepage augenscheinlich ebenfalls nur oberflächlich auf die Papstreise ein. Stattdessen wird über die Umweltkatastrophe in den Vereinigten Staaten und über die neusten Nachrichten um Fußballstars in Europa berichtet. Doch schaut man sich die Internetseite genauer an, so merkt man, dass die Erwartungen und Freude über den Besuch doch sehr groß sind.
Der Hype hat auch die Nachbarstaaten erfasst. Tausende Gläubige aus der südafrikanischen Region pilgerten in den vergangenen Tagen per Bus oder Flugzeug nach Mosambik. Unter ihnen sind etliche mosambikanische Gastarbeiter, die im wirtschaftlich florierenderen Südafrika leben und nun für den Papstbesuch in ihre Heimat zurückkehren. Um einer Gruppe mosambikanischer Bergleute die Heimkehr zu ermöglichen, intervenierte sogar Mosambiks Arbeitsministerin - die Kumpels tauschen ihre Arbeit in den Goldminen von Johannesburg nun gegen drei Tage Papst-Spektakel ein. „Auch viele Südafrikaner werden die Reise nach Mosambik antreten“, sagt Gail Fowler, Reiseunternehmerin in Kapstadt. „Die meisten von ihnen wollen dem Heiligen Vater bloß nahe sein, sie erwarten keine spezielle Botschaft. Das gilt nicht für Katholiken in Mosambik und auf Madagaskar, deren Situation mit politischen Problemen, einer kriselnden Gesundheitsversorgung und Naturkatastrophen viel schlechter ist.“ Tatsächlich hoffen viele in dem Land, in dem 62 Prozent in extremer Armut leben, auch auf eine politische Botschaft des Papstes. Nach dem Bürgerkrieg (1977-1992) und kurz vor den Wahlen Mitte Oktober steht sein Besuch aus gutem Grund unter dem Banner von „Hoffnung, Frieden und Versöhnung“.
Zwei Päpste für den Frieden
„Als Nation fühlen wir uns gesegnet, die Nachfolger des Heiligen Petrus zu empfangen. Sowohl Johannes Paul II. als auch Franziskus haben maßgeblich zum Friedensprozess in Mosambik beigetragen“, sagt Radiomoderatorin Pires. Sie hat keine Zweifel, dass der Papst auch im vor wenigen Tagen gestarteten Wahlkampf die politischen Gegner versöhnen kann. Gelegenheit dafür hätte Papst Franziskus am Freitag bei der großen Messe im Stadion von Zimpeto. Sie gilt als Höhepunkt am ersten Stopp seiner Afrikareise. Wie die Zeitung „@Verdade“ berichtet, soll ein Chor von 1.200 Freiwilligen den Gottesdienst begleiten.
Im Estadio do Zimpeto werden 65.000 Gläubige erwartet, weitere Tausende außerhalb. „Auch vor dem Stadion werden Priester die Kommunion austeilen“, so Sant'Egidio-Mitarbeiter Moda. Auch er hofft auf eine Botschaft des Papstes, die über religiöse Impulse hinausgeht: „So wie ich ihn kenne, hat er Politik und das Leben der Menschen noch nie voneinander getrennt.“ Moda stammt aus Beira, jener Stadt an Mosambiks Küste, die im März am härtesten vom Tropensturm „Idai“ getroffen wurde. Bis zuletzt blieb offen, ob Papst Franziskus nicht doch die Zyklon-Opfer in der verwüsteten Stadt besucht. „Die meisten hatten mit einem Überraschungsbesuch gerechnet“, gesteht Moda. Die Ankündigung des Erzbistums Beira, wonach Franziskus nicht in die Region reisen werde, sei dennoch „keine Enttäuschung“. Denn wie er seien viele Mosambikaner in den vergangenen Tagen in Vorbereitung auf den Papstbesuch in die Hauptstadt Maputo gepilgert. Moda: „Wenn der Papst nicht nach Beira kommt, kommt Beira eben zu ihm.“
(kna – mg)
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