Papst auf Mauritius: Der Jugend Platz in der Gesellschaft geben
Die Messe fand an einem symbolträchtigen Ort statt: Am Mariendenkmal über der Hauptstadt Port-Louis, das zum Dank für das Ende des I. Weltkrieges zu Ehren der Friedenskönigin erbaut wurde und vor dem auch Papst Johannes Paul II. am 14. Oktober 1989 eine Messe gefeiert hat. Am 9. September ist der Gedenktag des seligen Père Laval – und so zelebrierte auch Papst Franziskus seine Messe zu Ehren des Missionars, der auf Mauritius auch über ein Jahrhundert nach seinem Tod von Christen wie von Angehörigen anderer Religionen verehrt wird. Auf dem Altar waren Reliquien des Seligen ausgestellt, und auch Franziskus bezog sich in seiner Predigt auf den Missionar, der im Lauf seines Lebens auf Mauritius über 63.000 Menschen getauft hat.
Keine Sicherheit in weltlichen Zufluchten suchen
Die Seligpreisungen, so Franziskus vor den bunt gemischten Gläubigen, seien der „Personalausweis“ eines Christen, der gerufen sei, das darin erscheinende Gesicht des Herrn im täglichen Leben „durchscheinen zu lassen“. Genau dies habe der selige Pere Laval getan, der in Mauritius sehr verehrt wird, betonte Franziskus. „Die Liebe zu Christus und zu den Armen kennzeichnete sein Leben so sehr, dass sie ihn vor der Illusion bewahrte, eine ,distanzierte und sterile‘ Evangelisierung durchzuführen,“ würdigte der Papst das Wirken des Missionars, der bei Eintreffen auf der Insel die Sprache Kreol gelernt hatte, um den kurz zuvor massenhaft freigelassenen Slaven das Evangelium in einfachen und verständlicher Weise näher zu bringen und sie ihrerseits zur Mission auszusenden.
„Durch seinen missionarischen Elan und seine Liebe hat Père Laval der ganzen mauritischen Kirche zu einer neuen Jugendlichkeit verholfen, zu einem neuen Atem. Wir sind heute eingeladen, dies unter den gegenwärtigen Umständen fortzusetzen“, forderte der Papst die Mitfeiernden auf. Dieser missionarische Elan müsse bewahrt werden, um nicht der Versuchung zu verfallen, „in weltlichen Sicherheiten Zuflucht zu suchen“. Denn dies mache die Mission nicht nur abhängig, sondern auch „schwerfällig und unfähig, die Menschen zu erreichen“:
„Der missionarische Elan hat ein junges Gesicht, und er macht auch andere jung. Es sind gerade die jungen Menschen, die mit ihrer Lebendigkeit und Hingabe die Schönheit und Frische der Jugend [in die Mission] einbringen können, wenn sie die christliche Gemeinschaft herausfordern, sich zu erneuern, und uns einladen, zu neuen Horizonten aufzubrechen (Apostolisches Schreiben Christus vivit, 37).“
Die Jugend im Fokus
Doch dies sei „nicht immer einfach“, fuhr Franziskus fort, weil es erfordere zu lernen, den jungen Menschen einen Platz in der Gesellschaft einzuräumen.
„Wie hart ist es jedoch festzustellen, dass trotz des wirtschaftlichen Wachstums, das euer Land in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat, die jungen Menschen am meisten leiden, dass vor allem sie von der Arbeitslosigkeit betroffen sind, was ihnen nicht nur eine ungewisse Zukunft beschert, sondern ihnen darüber hinaus die Möglichkeit nimmt, sich als die Hauptakteure ihrer gemeinsamen Geschichte zu fühlen. Diese ungewisse Zukunft wirft sie aus der Bahn und zwingt sie zu einer Randexistenz. So sind sie verwundbar und fast ohne Halt angesichts der neuen Formen der Sklaverei dieses 21. Jahrhunderts“, wandte sich der Papst eindringlich an die Gläubigen. Dem gelte es entgegenzusteuern, in dem Bewusstsein, dass die jungen Menschen das erste Ziel der Mission sein müssten, um sie spüren zu lassen, dass sie „von Gott gesegnet sind“, betonte Franziskus: „Lassen wir uns nicht das junge Angesicht der Kirche und der Gesellschaft rauben! Erlauben wir den Händlern des Todes nicht, die Erstlingsfrüchte dieser Erde zu rauben!“
Nicht von Anfeindungen ermutigen lassen
Machtstreben und weltliche Interessen seien oftmals Gegenspieler zu einer Umsetzung der Seligpreisungen in der Gesellschaft, betonte Franziskus. Dennoch dürfe man sich nicht von der Entmutigung überwältigen lassen. Franziskus äußerte sich in seiner Predigt auch zu den Schwierigkeiten des Glaubens in einer zunehmend säkularisierten Welt:
„Wenn wir die bedrohliche Prognose hören, dass ,wir immer weniger werden‘, dann sollten wir uns weniger um das Schwinden dieser oder jener Form des gottgeweihten Lebens in der Kirche sorgen, als vielmehr um den Mangel an Männern und Frauen, die glücklich leben wollen, indem sie Wege der Heiligkeit einschlagen, Männer und Frauen, die ihr Herz von der schönsten und befreiendsten Verkündigung entflammen lassen“.
Und genau in diesem freudigen Leben der Berufung liege die wahre Anziehungskraft, unterstrich Franziskus, der immer wieder davor warnt, den Glauben allzu sauertöpfisch, ernst und freudlos zu leben. „Wenn ein junger Mensch einen freudig verwirklichten Lebensentwurf sieht, begeistert und ermutigt ihn das, und er spürt einen Wunsch, den er vielleicht folgendermaßen zum Ausdruck bringen könnte: ,Ich will auf jenen Berg der Seligpreisungen steigen, ich will dem Blick Jesu begegnen, und ich wünsche mir, dass er mir sagt, welches der Weg des Glücks ist‘“. Der Papst rief zum Gebet für die Gemeinschaften auf und kam dann nochmals auf Père Laval zu sprechen.
Vertrauen trotz der Enttäuschungen
„Der selige Pater Laval, dessen Reliquien wir hier verehren, hat auch Augenblicke der Enttäuschung und Schwierigkeiten mit der christlichen Gemeinschaft durchlebt, aber am Ende hat der Herr in seinem Herzen gesiegt. Er hatte Vertrauen in die Stärke des Herrn.“
Es sei letztlich der Heilige Geist, der die Kirche aufbaue, bemerkte Franziskus abschließend mit einem Gedanken an die Gottesmutter Maria:
„Sie, die den Schmerz erfahren hat als ein Schwert, das ihr Herz durchdrang, sie, die diesen schlimmsten Schmerz, den eigenen Sohn sterben zu sehen, durchlitten hat, bitten wir um die Gabe der Offenheit für den Heiligen Geist, jene immerwährende Freude, die sich nicht niederschlagen lässt und nicht zurückweicht, jene Freude, die uns erfahren und bekennen lässt, dass der Mächtige Großes tut und sein Name heilig ist.“
Am frühen Nachmittag wird der Papst nach einem Mittagessen mit den Bischöfen der Inseln des Indischen Ozeans in privater Form auch persönlich das Heiligtum von Père Laval aufsuchen, bevor er sich mit den höchsten Regierungsvertretern treffen und eine Ansprache vor den Autoritäten und Vertretern der Zivilgesellschaft sowie dem Diplomatischen Corps halten wird.
Im Anschluss an die Messe hatte sich der derzeit einzige Kardinal der Insel in einer Grußadresse an den Papst gewandt. Darin gab der Erzbischof von Port-Louis, Maurice Piat, bekannt, dass der Papstbesuch bei den Inselbewohnern auch in greifbarer Erinnerung bleiben werde: Die Kommission Gerechtigkeit und Frieden habe die Mauritier eingeladen, gemeinsam 100.000 Bäume zu pflanzen „und so Ihrem Ruf nach einer ganzheitlichen Ökologie zu folgen,“ so der Kardinal vor dem Papst.
(vatican news - cs)
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