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Papst Franziskus mit den Teilnehmern des Weltkongresses über Internationales Strafrecht Papst Franziskus mit den Teilnehmern des Weltkongresses über Internationales Strafrecht 

Papst will Umweltsünde in Katechismus der katholischen Kirche aufnehmen

Erst im August 2018 hat Papst Franziskus entschieden, dass die Todesstrafe unter allen Umständen abzulehnen sei, einen dementsprechenden uralten Passus aus dem Katechismus verbannt. In seiner Ansprache an die Teilnehmer eines Kongresses über internationales Strafrecht plädiert er mit Blick auf die Klimakatastrophe unserer Zeit nun dafür, die Umweltsünde in das Lehrbuch der katholischen Kirche einzufügen.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt 

Bei der Begegnung mit den Teilnehmern des 20. Kongresses über internationales Strafrecht, die an diesem Freitagvormittag in den Vatikan gekommen sind, nahm Franziskus kein Blatt vor den Mund. Der Gerechtigkeitssinn erfordere es, dass bestimmte Verhaltensweisen nicht ungestraft blieben, stellte der Papst mit Blick auf die Profitgier vieler internationaler Konzerne fest.

Der „Mord an der Umwelt“...

Besonderes verdammenswert seien „jene Verhaltensweisen, die als „Mord an der Umwelt“ betrachtet werden könnten: die massive Verunreinigung der Luft-, Land- und Wasserressourcen, die großflächige Zerstörung von Flora und Fauna sowie alle Maßnahmen, die riskieren, eine ökologische Katastrophe heraufzubeschwören oder Ökosysteme zu zerstören,“ unterstrich Franziskus und forderte: „Wir müssen – und wir sind gerade dabei, diese Möglichkeit zu erwägen - in den Katechismus der katholischen Kirche die Sünde gegen die Umwelt, die ökologische Sünde gegen unser gemeinsame Haus aufnehmen, weil es eine Pflicht ist.“

Zum Nachhören

Ökologische Sünden: Vergehen gegen Gott, gegen den Nächsten und die Gemeinschaft 

Die Synodenväter der Amazonien-Synode, die Ende Oktober im Vatikan ausgeklungen ist, hätten diesbezüglich vorgeschlagen, ökologische Sünden als Vergehen gegen Gott, gegen den Nächsten, die Gemeinschaft und die Umwelt zu definieren, so Franziskus: „Umweltvergehen sind eine Sünde gegen zukünftige Generationen und verantwortlich für die Verschmutzung und Zerstörung der Harmonie der Umwelt, den Verstoß gegen das Prinzip der Interdependenz und die Zerstörung von Netzwerken der Solidarität zwischen den Geschöpfen.“

Aber nicht nur die grassierende Profitgier sei ein Übel unserer Zeit, gab der Papst zu bedenken. Auch die „Vergötterung des Marktes“ führe immer mehr dazu, dass einige Wirtschaftssektoren oft sogar mehr Macht ausüben würden als die Staaten selbst. Und hier stünden die Juristen in der Pflicht sich zu fragen, was sie tun könnten, um solcher Phänomene, die die Demokratie, ja die Menschheit selbst gefährden, Herr zu werden.

„Das Prinzip der Gewinnmaximierung, das keine anderen Überlegungen gelten lässt, führt zu einem Modell der Exklusion, das zukünftige Generationen dazu verurteilt, die Folgen der von ihm begangenen Umweltsünden zu tragen,“ brachte Franziskus den Ernst der Lage auf den Punkt.

„Die Zerstörung von Ökosystemen ist ein Verbrechen gegen den Frieden, das von der internationalen Gemeinschaft auch als solches anerkannt werden müsste“

Die Zerstörung von Ökosystemen in einem bestimmten Gebiet, die dessen Nutzung durch die Bewohner stark beeinträchtigen könne oder bereits beeinträchtigt habe, sei ein Verbrechen gegen den Frieden, das von der internationalen Gemeinschaft auch als solches anerkannt werden müsste, gab Franziskus zu bedenken. „Bei dieser Gelegenheit möchte ich an alle in diesem Bereich Verantwortlichen appellieren, ihre Bemühungen zur Gewährleistung eines angemessenen Rechtsschutzes für unser gemeinsames Haus zu intensivieren,“ so die Forderung des Papstes.

Das globale Finanzkapital: Quelle schwerer Verbrechen

„Das globale Finanzkapital ist die Quelle schwerer Verbrechen, nicht nur gegen Eigentum, sondern auch gegen die Menschen und die Umwelt,“ führte Franziskus weiter aus. „Es ist das organisierte Verbrechen, das unter anderem für die Überschuldung der Staaten und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen unseres Planeten verantwortlich ist.“

Abschließend ging der Papst noch auf zwei weitere Phänomene ein, von denen unsere Zeit geprägt ist: die Wegwerfkultur und die Kultur des Hasses.

„Die Wegwerfkultur, kombiniert mit anderen psychosozialen Phänomenen, die in Wohlstandsgesellschaften weit verbreitet sind, zeigt die ernstzunehmende Tendenz, zu einer Kultur des Hasses zu verkommen,“ analysierte Franziskus die Situation unserer Zeit, die von isolierten Episoden geprägt sei, in denen sich der soziale Unmut von jungen Menschen und Erwachsenen Luft mache. Oft würden ihn die Reden von Ordnungshütern und Regierungsverantwortlichen an die Reden Hiltlers in den Jahren 1934 und 1936 erinnern. „Das sind typische Haltungen [des Nationalsozialismus], die mit ihrer Verfolgung von Juden, Zigeunern und Homosexuellen das negative Modell schlechthin der Wegwerfkultur und der Kultur des Hasses darstellen. Das ist es, was damals getan wurde, und heute bekommen diese Dinge wieder Aufwind,“ beklagte Franziskus.

Zum Abschluss legte der Papst den Strafrechtlern noch folgenden Appell ans Herz: „Es ist notwendig, sowohl im zivilen als auch im kirchlichen Bereich wachsam zu sein, damit jeder mögliche Kompromiss mit solchen Entartungen vermieden werden kann.“

(vatican news)
 

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15. November 2019, 15:19