Papst Franziskus: Eine Frau als Modell der Evangelisierung
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen… Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude.“ So lauten die ersten Worte von Evangelii Gaudium, und Franziskus bekräftigte nun, dies solle der Grundton seines Dienstes als römischer Bischof sein.
„Ich will euch einfach sagen: Die Freude des Evangeliums kommt aus der Begegnung mit Jesus. Und wenn wir Jesus begegnen, dann werden wir überströmt mit dieser Liebe, zu der nur Er fähig ist. Unser volles Menschsein erreichen wir, wenn wir mehr als nur menschlich sind, wenn wir Gott erlauben, uns über uns selbst hinaus zu führen, damit wir zu unserem eigentlicheren Sein gelangen. Dort liegt die Quelle der Evangelisierung.“
Wie der Drang zur Verkündigung ganz spontan entsteht
Das war ein Zitat aus Absatz 8 des voluminösen Papstbriefes vom November 2013. Die Freude, die uns zum Rausgehen, zum Evangelisieren treibt – darum geht’s Franziskus. „Denn so entsteht der Drang zur Verkündigung ganz spontan und lässt sich nicht bremsen – selbst wenn er ohne Worte, nur mit dem Zeugnis vorgeht. So hat schon am Ostermorgen die Evangelisierung angefangen: Eine Frau, nämlich Maria Magdalena, hat nach ihrer Begegnung mit dem auferstandenen Jesus die Apostel evangelisiert.“
Per Dekret hat Franziskus 2016 Maria Magdalena liturgisch den Aposteln gleichgestellt. Mit ihrer gebrochenen Biographie und ihrer Spontaneität steht die „Apostolin der Apostel“ für vieles, was dem Papst am Herzen liegt. Ihr Weinen am Grab Jesu habe sich in Freude verwandelt, paradigmatisch verkörpert sie damit die „Freude des Evangeliums“.
„Viele Menschen unserer Tage sind mit ihren Erfahrungen nahe an Maria Magdalena. Die Suche nach Gott, nach einer grenzenlosen und echten Liebe, ist im Herzen jedes Menschen verankert. Es braucht nur jemanden, der dabei hilft, sie anzufachen. Es braucht Engel aus Fleisch und Blut, die ein bisschen wie in der biblischen Erzählung von Maria Magdalena die frohe Botschaft verkünden, Tränen trocknen und im Namen Jesu sagen: Hab keine Angst! Wer das Evangelium weiterträgt, ist wie ein Schutzengel, Botschafter des Guten, der nicht fertige Antworten überbringt, sondern die Fragen des Lebens teilt.“
Der Auferstandene habe Maria Magdalena gefragt: „Wen suchst du?“ (Joh 20,15) „Er hat nicht gefragt: Was suchst du?, sondern: Wen suchst du? Denn die Dinge reichen nicht zum Leben. Zum Leben braucht man den Gott, der Liebe ist! Und wenn wir mit seiner Liebe ins Herz der Menschen zu blicken wüssten, dann würden wir vor allem diese Suche nach dem ‚Wer‘ wahrnehmen. Die Suche nach einer Liebe, die ewig hält. Die Frage nach dem Sinn des Lebens, des Schmerzes, der Einsamkeit. Angesichts solcher inneren Fragen reichen keine Rezepte oder Vorschriften, sondern da muss man mitgehen, sich zum Weggefährten dieser Menschen machen.“
Keine Feinde, sondern nur Weggefährten
Evangelisieren bedeute Gehen – ganz physisch meint das der Papst. Vom Sessel aus lässt sich, so sagt er immer wieder mal, die frohe Botschaft nicht verbreiten. Gehen, mitgehen, keinen zurücklassen, nicht aus der Welt fliehen, schließlich habe der Herr die Welt geliebt (vgl. Joh 3,16-17). Wer verkünde, kenne „keine Feinde, sondern nur Weggefährten“. „Er spielt sich nicht als Meister auf. Er weiß, dass die Suche nach Gott eine gemeinsame ist. Und dass die Nähe Jesu nie und niemandem verweigert werden kann.“
Alles nicht richtig neu, was der Papst an diesem Samstag gesagt hat. Aber er wiederholt es eben immer wieder, weil das das Entscheidende an seinem Pontifikat sein soll. „Liebe Brüder und Schwestern, lassen wir uns nicht zurückhalten von der Angst, Fehler zu machen oder neue Wege gehen zu müssen. Wir alle machen Fehler im Leben – alle! Das ist normal. Es gibt nichts, was wichtiger wäre als die Verkündigung der Auferstehung. Unsere Grenzen sind keine Hindernisse, sondern wertvolle Werkzeuge, durch die die Gnade Gottes sich gerade in der Schwachheit erweist (vgl. 2 Kor 12,9).“
Man dürfe nicht mutlos, nicht defätistisch werden, mahnte der Papst; der Schwung der Evangelisierung dürfe nicht verloren gehen, die Lähmung dürfe uns nicht erfassen.
„Und die Traurigen sind keine Christen. Der Christ leidet häufig, aber er verfällt nicht in die tiefe Traurigkeit der Seele. Traurigkeit ist keine christliche Tugend!“
(vatican news)
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