Generalaudienz: Papst warnt vor Judenverfolgung und würdigt Einsatz der Laien
Die Pilger mussten an diesem Mittwoch hartnäckigem Nieselregen trotzen, um an der Generalaudienz auf dem Petersplatz teilzunehmen. Auch in dieser Woche führte der Papst seine Katechesereihe zur Apostelgeschichte fort. Bevor er auf den Petersplatz kam, hatte er bereits eine Gruppe von Kranken begrüßt, die im Trockenen in der Audienzhalle untergebracht waren.
Im Kapitel 18 der Apostelgeschichte werde berichtet, wie Paulus in Korinth von dem Ehepaar Prisca (Priscilla) und Aquila aufgenommen wurde, das in Folge der Judenvertreibung des Kaisers Claudius aus Rom flüchten musste, paraphrasierte Franziskus, der an dieser Stelle in freier Rede einfügte: „Das jüdische Volk hat in der Geschichte viel gelitten. Es ist vertrieben und verfolgt worden…Auch sie, oder nicht? Und im vergangenen Jahrhundert haben wir viele, viele Gräuel gesehen, die dem jüdischen Volk angetan wurden und wir alle waren davon überzeugt, dass das nun vorbei sei. Aber heute kommt hier und da die Gewohnheit wieder auf, Juden zu verfolgen. Brüder und Schwestern, das ist weder menschlich noch christlich. Die Juden sind unsere Geschwister! Und dürfen nicht verfolgt werden, verstanden?!“, so der leidenschaftliche Einwurf des Papstes, der anschließend anmerkte, dass die beiden Eheleute, die Paulus ihre Gastfreundschaft gewährten, „ein Herz voll des Glaubens an Gott und großzügig gegenüber den anderen“, die sich wie sie selbst in der Fremde fänden, bewiesen hätten.
Doch indem sie Paulus aufnähmen, nähmen sie gleichzeitig die Botschaft des Evangeliums Christi auf, die dieser mit sich bringe, fuhr Franziskus fort. Paulus und die Eheleute seien als Zeltmacher demselben Beruf nachgegangen, und Paulus arbeitete während seines Aufenthaltes bei ihnen, um zu seinem Unterhalt beizutragen, geht aus dem betrachteten Passus der Apostelgeschichte hervor. „Paulus schätzte in der Tat sehr die handwerkliche Tätigkeit, da er es als einen privilegierten Ort des christlichen Zeugnisses ansah (vgl 1 Kor 4,12), neben der Tatsache, dass es die rechte Weise war, sich selbst zu ernähren, ohne den anderen oder der Gemeinschaft zur Last zu fallen“, unterstrich Franziskus.
Die Eheleute hatten ihre Türen nicht nur für Paulus, sondern auch für andere Christen geöffnet und somit ein „domus ecclesiae“, also eine Stätte für Gebet und Eucharistie, eingerichtet, betonte der Papst: „Auch heute geschieht es in einigen Ländern, in denen es keine Religionsfreiheit gibt und in denen Christen nicht frei sind, dass sich die Christen in einem Haus versammeln, ein bisschen versteckt, um zu beten und die Eucharistie zu feiern. Auch heute gibt es diese Häuser, diese Familien, die ein Tempel für die Eucharistie werden.“
Nach eineinhalb Jahren verließen Paulus und seine Gastgeber dann gemeinsam Korinth, um nach Ephesus weiterzuziehen und dort ebenfalls ein Stätte christlichen Lebens einzurichten, bevor das Ehepaar schließlich zurück nach Rom ging und einen Paulus zurückließ, der seine Dankbarkeit im Römerbrief ausdrückte: „Grüßt Prisca und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, die für mein Leben ihren eigenen Kopf hingehalten haben; nicht allein ich, sondern alle Gemeinden der Heiden sind ihnen dankbar (Röm 16,4). Wie viele Familien riskieren in Zeiten der Verfolgung Kopf und Kragen, um die Verfolgten zu verstecken! Das ist das erste Beispiel, die familiäre Aufnahme, auch in hässlichen Zeiten.“
Die beiden Eheleute stellten aufgrund ihres vorbildlichen Ehelebens und ihres Einsatzes für die gesamte christliche Gemeinschaft leuchtende Vorbilder dar, die daran gemahnten, dass der Glaube dank der Evangelisierungstätigkeit „vieler Laien wie sie es waren bis zu uns“ gelangt sei, unterstrich Franziskus. „Denkt nur daran, dass das Christentum von Anfang an auch von Laien gepredigt wurde! Ihr Laien seid aufgrund eurer Taufe dafür verantwortlich, den Glauben weiterzutragen.“
„Um im Boden des Volkes Wurzeln zu schlagen, um sich lebendig zu entfalten, war der Einsatz dieser Familien, dieser Eheleute, dieser christlichen Gemeinden, der gläubigen Laien notwendig, die den ,Nährboden‘ für das Wachsen des Glaubens geliefert haben, hatte Benedikt XVI. bereits in einer Katechese zu den beiden frühchristlichen Eheleuten und ihrer Beziehung zum Apostel Paulus gesagt. Und Franziskus griff an diesem Mittwoch diesen Ausdruck Benedikts wieder auf: „Dieser Satz von Benedikt XVI. ist schön: ,Die Laien liefern den Nährboden für das Wachsen des Glaubens‘.“
Auch heutzutage sollten wir zu den beiden heiligen Aquila und Prisca beten, damit sie uns lehrten, in unserer eigenen Familie wie sie selbst zu wirken, schloss Franziskus seine Überlegungen: „Eine Hauskirche, in der es den Nährboden gibt, damit der Glauben wachse. Danke.“
(vatican news - cs)
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