Papst Franziskus mahnt zu Kinderschutz im Internet
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Leider ist der Einsatz von digitaler Technologie im Bereich Kindesmissbrauch in schnellem Wachstum begriffen, und es scheint ausgesprochen schwierig zu sein, diese furchtbaren Verbrechen zu bekämpfen. Bilder des Missbrauchs und der sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen verbreiten sich immer schneller, und es geht dabei um immer schlimmere und gewalttätigere Formen des Missbrauchs an immer jüngeren Opfern,“ klagte Franziskus. Ebenso „schwindelerregend“ verbreite sich auch die Pornographie im Netz.
„Das ist schon an und für sich sehr schwerwiegend, es spricht für einen allgemeinen Verlust des Gefühls für die Menschenwürde und hängt nicht zufällig mit dem Menschenhandel zusammen. Das Phänomen wird aber dadurch noch dramatischer, dass dieses Material über Internet und vor allem Handy auch für Minderjährige zugänglich ist. Die meisten Studien sind sich einig darin, dass das für die Psyche und das Verhalten von Kindern und Jugendlichen schwerwiegende Folgen hat – Folgen, die ihr ganzes Leben lang spürbar sind. Sie zeigen sich als Abhängigkeit, gewalttätiges Verhalten, stark gestörtes Gefühls- und Sexualleben.“
Die Kirche sei sich angesichts von „dramatischen Erfahrungen“ – damit meinte Franziskus die Missbrauchsskandale der letzten Jahre – bewusst geworden, wie schwerwiegend der Missbrauch von Minderjährigen ist und welches Leiden er verursacht. Hier gehe es um nicht weniger als „Fragen, die die Zukunft der Menschheit betreffen“ – und zwar auch wegen der Rolle, die Internet und soziale Medien für immer mehr Menschen haben.
Ein Rüffel für die Medien
„Die Herausforderung besteht darin, Minderjährigen einen sicheren Zugang zu diesen Technologien zu bieten und ihnen gleichzeitig ein gesundes und ruhiges Aufwachsen zu ermöglichen, ohne dass sie Opfer krimineller Gewalt oder schädlicher Einflüsse für die Integrität von Leib und Seele werden.“
Vor allem den Medien sprach Franziskus in seiner Rede ins Gewissen: Sie sollten nicht die Augen vor dem Risiko eines unkontrollierten technologischen Wachstums verschließen. „Man hat noch nicht verstanden – und man will oft auch nicht verstehen! –, wie schwerwiegend diese Frage ist, und welche Konsequenzen sie für die Zukunft hat!“
Internet darf kein „Raum unbegrenzter Freiheit“ sein
Die digitale Welt dürfe kein „Raum unbegrenzter Freiheit“ sein, so Papst Franziskus; gebraucht werde ein Ausgleich zwischen legitimer Meinungsfreiheit und „dem allgemeinen Interesse, dass digitale Mittel nicht zu Verbrechen an Minderjährigen eingesetzt werden“. Zum Glück dämmere es mittlerweile der öffentlichen Meinung und den Gesetzgebern, dass es Regeln für den digitalen Raum geben müsse, damit er nicht von Kriminellen für ihre Zwecke benutzt werde.
Konkret forderte der Papst mehr Respekt für Privacy; außerdem dürften die großen Unternehmen der digitalen Welt sich nicht die Hände in Unschuld waschen, sondern sollten Verantwortung für das unternehmen, was auf ihren Plattformen abläuft. „Es reicht nicht, dass sie die Gesetze beachten“, so Franziskus in Richtung Facebook &Co., „sie müssen auch aufpassen, in welche Richtung sich der technologische und soziale Fortschritt entwickelt, den sie antreiben.“
Der Traum von der Algor-Ethik
Digitale Unternehmen sollten dazu verpflichtet sein, das Alter ihrer Nutzer zu überprüfen, damit Minderjährige gar nicht erst auf Porno-Seiten gelangen könnten.
„Glaubwürdige Studien sagen, dass das Durchschnittsalter für den ersten Zugang zu Pornographie heute bei elf Jahren liegt und noch weiter sinken könnte. Das ist auf keine Weise hinnehmbar!“
An Informatiker appellierte der Papst, in Algorithmen eine ethische Komponente einzubauen: „Algor-Ethik“ nannte er das.
„Wir wollen Gewalt und jede Art von Missbrauch an Jugendlichen vom Angesicht der Erde austilgen. Schauen wir ihnen in die Augen: Das sind eure Töchter und eure Söhne! Wir sollten sie lieben, sie sind Meisterwerke und Kinder Gottes! Sie haben ein Recht auf ein gutes Leben. Wir haben die Pflicht, alles zu tun, was in unserer Macht steht, damit sie es bekommen.“
(vatican news)
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