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Franziskus' Rede vor Musikern im Vatikan Franziskus' Rede vor Musikern im Vatikan 

Papst über Kunst: Eigensinn und Dialog

Gedanken zur Kunst legte Franziskus an diesem Samstag Musikern im Vatikan ans Herz. Ein wesentliches Potential der Kunst sei es, den Menschen das Göttliche nahezubringen - dies sei heute mehr denn je bedeutsam.

Anne Preckel - Vatikanstadt

„Der Künstler, der Interpret und - im Fall der Musik - der Zuhörer hegen denselben Wunsch: das zu verstehen, was uns die Schönheit, die Musik, die Kunst von der Realität Gottes erfahren lässt. Und vielleicht brauchen Männer und Frauen dies in der heutigen Zeit mehr denn je. Diese Wirklichkeit zu interpretieren ist für die Welt heute wesentlich“, sagte der Papst seinen Zuhörern, darunter vielen Musikern, im Vatikan.

Hier zum Nachhören

Kunst als Vermittlung des Göttlichen

Franziskus empfing die Teilnehmer der dritten Ausgabe der Internationalen Tagung „Kirche, Musik, Interpreten: ein notwendiger Dialog“ in Audienz.

Papst Paul VI. hatte in einer historischen Rede vor Künstlern im Jahr 1964 Bezüge zwischen Kunst und Religion hergestellt. Künstler seien „Meister“ darin, „dem Himmel des Geistes seine Schätze zu entlocken und sie in Worte, Farben, Formen, das uns Zugängliche zu kleiden“, formulierte Paul VI. damals. Wie Prediger und Geistliche brächten Künstler also die „Welt des Geistes, des Unsichtbaren, des Erhabenen, die Welt Gottes“ nahe. In seiner Rede schloss Franziskus daran an:

„In diesem Sinne drückt der Interpret als Künstler also das Erhabene aus, er benutzt Begriffe und Materie, die über sonstige Konzepte hinausgehen, um jene Sakramentalität zu vermitteln, die der ästhetischen Veranschaulichung eigen ist.“

Papst Franziskus ging näher auf den Vorgang der Interpretation ein, der nicht nur in der Musik eine Rolle spielt. Der Musiker, der ein Stück interpretiere, habe viel gemein mit einem Bibelgelehrten und überhaupt dem Leser der Heiligen Schrift. Auch die Deuter der „Zeichen der Zeit“ und Menschen „im ehrlichen Dialog“ seien Interpreten, ja jeder Christ sei „Interpret des Willens Gottes in seiner eigenen Existenz“ und singe Gott „ein Lied des Lobes und Dankes“.

Eigensinn und Demut

Im Bereich der Musik bedeute Interpretation keine bloße Übersetzung einer Vorlage, betonte Franziskus. Vielmehr gehe es darum, „mit eigenem Geist, ja Eigensinn“ das, was der Komponist geschrieben habe, zu interpretieren. Der Interpret trete hier in einen lebendigen Dialog ein, fuhr der Papst fort, einen Dialog zwischen Autor, Werk und Interpret.

„Das ist ein Dialog... denn es ist nicht statisch, nicht mathematisch, ein Kunstwerk zu realisieren. Es ist ein Dialog zu dritt, zwischen Autor, Werk und Künstler. Dieser Dialog ist wichtig, er erlaubt auch Fortschritt in der Darbietung eines Kunstwerkes. Der Interpret muss in diesen Dialog eintreten, vergesst das nicht!"

Zugleich gehe es um Demut, fuhr der Papst fort: Ein guter Interpret zeige dem Werk gegenüber, das ihm nicht gehöre, diese Haltung. Er bemühe sich stets darum, sich „innerlich und technisch“ weiterzubilden und zu verbessern. Insofern sei Interpretation auch Dienst - Dienst an der Kunst und, etwa im Fall der Kirchenmusik, an der Gemeinschaft. Franziskus: „Der Interpret ist dazu gerufen, eine eigene Sensibilität und ein eigenes Genie zu entwickeln, immer im Dienst der Kunst, die den menschlichen Geist wieder herstellt, und im Dienst der Gemeinschaft, vor allem, wenn es um einen liturgischen Dienst geht.“  

(vatican news – pr)

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09. November 2019, 11:06