Papst in Thailand: „Keine Angst haben, neue Symbole zu suchen"
Anne Preckel - Vatikanstadt
Das Treffen fand am Freitagmorgen Ortszeit (bei uns 4 Uhr morgens) in der Sankt Peter-Pfarrei beim Heiligtum des Seligen Nicholas Bunkerd Kitbamrung (1895-1944) statt. Die Gedenkstätte liegt eine knappe Autostunde von Bangkok entfernt.
Überraschung, Freude, Anziehung
Papst Franziskus schlug in seiner Ansprache einen persönlichen Ton an, um über Verkündigung zu sprechen. Er ging von der Berufungserfahrung aus, die für Priester und Ordensleute eine wesentliche Rolle spielt. Die thailändische Kirche sei inspiriert worden durch „viele Missionare und Missionarinnen, die euer Leben geprägt und ihre Spuren hinterlassen haben“, wandte er sich an seine Zuhörer.
Wie lässt sich diese „apostolische Fruchtbarkeit“ weitertragen und pflegen? Mit Freude, Zeugnis und Offenheit für Neues, unterstrich der Papst:
„Ein gottgeweihtes Leben, das nicht imstande ist, sich überraschen zu lassen, ist ein Leben, das auf halbem Weg stehengeblieben ist. Der Herr hat uns nicht gerufen und in die Welt gesandt, um den Menschen Verpflichtungen aufzuerlegen oder ihnen schwerere Lasten aufzubürden, als sie eh schon tragen – und derer gibt es viele –, sondern um Freude und einen schönen, neuen, Staunen erregenden Horizont mitzuteilen.“
„Die Kirche wächst nicht durch Proselytismus, sondern durch Anziehung“, zitierte Franziskus seinen Vorgänger Benedikt XVI. und fügte hinzu: „Ich mag diese Formulierung sehr, die ich nicht nur für wahr, sondern für prophetisch halte in dieser unserer Zeit“.
Dieser Maßstab bringe die Kirche dazu, „keine Angst zu haben, nach neuen Symbolen und Bildern“ für die Weitergabe des Glaubens zu suchen. Verkündigung geschehe weniger durch „Worte, abstrakte Ideen oder kalte logische Schlüsse“ als vielmehr „Schönheit, Ergriffenheit, Staunen, das neue Horizonte zu öffnen und neue Fragen zu stellen vermag“, sagte der Papst den Ordensleuten und Priestern.
„Wir dürfen keine Angst davor haben, das Evangelium immer mehr zu inkulturieren. Es ist notwendig, nach diesen neuen Wegen der Verkündigung des Wortes zu suchen, die imstande sind, aufzurütteln und den Wunsch zu wecken, den Herrn kennenzulernen: Wer ist dieser Mensch, wer sind diese Menschen, die einem Gekreuzigten folgen?“
Mit Schmerz habe er erfahren, dass das Christentum in Thailand für viele Menschen als „fremder Glaube“ und „Religion der Ausländer“ wahrgenommen werde, so Papst Franziskus weiter. Daraus müsse die Kirche Konsequenzen ziehen:
„Das zwingt uns, nach Wegen zu suchen, wie wir den Glauben ,im Dialekt‘ verkünden können, so wie eine Mutter ihrem Kind Wiegenlieder singt. Verleihen wir dem Glauben in diesem Vertrauen ein thailändisches Gesicht und eine thailändische Gestalt, was weit mehr bedeutet, als Übersetzungen anzufertigen. Es bedeutet zuzulassen, dass das Evangelium sich seiner zwar guten aber fremdartigen Kleidung entledigt, um in der hiesigen, euch eigenen Tonalität zu erklingen und die Seele unserer Brüder und Schwestern mit der gleichen Schönheit zum Schwingen zu bringen, die unser Herz entflammt hat.“
Dank und Ermutigung
Der Papst dankte seinen Zuhörer für ihr „Lebenszeugnis und großzügiges Engagement“. Weiter rief er sie zu regelmäßigem Gebet auf und ermutigte sie zu weiterem Einsatz. Auch wenn Thailands Kirche klein sei, könne sie doch viel Gutes bringen:
„Gebt bitte nicht der Versuchung nach zu meinen, dass ihr wenige seid. Denkt stattdessen daran, dass ihr kleine Werkzeuge in den Schöpferhänden des Herrn seid. Er wird mit eurem Leben die besten Seiten der Geschichte des Heils in diesen Ländern schreiben.“
Vor seiner Ansprache fuhr Papst Franziskus beim angrenzenden Heiligtum des Seligen Nicholas Bunkerd Kitbamrung mit dem Automobil durch die Menschenmenge.
(vatican news – pr)
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