Papst an Religionsvertreter: Gemeinsam gegen Sklaverei
Mario Galgano – Vatikanstadt
Gesang von Franziskus von Assisi inspiriert
Bischof Joseph Chusak Sirisut ist Vorsitzender der bischöflichen Kommission für den ökumenischen und interreligiösen Dialog in Thailand. Er sprach über die Bedeutung des Dialogs in Thailand. Anschließend sangen drei Chöre, darunter ein katholischer Kinderchor, gemeinsam ein Lied, das vom Friedensgebet des heiligen Franziskus von Assisi inspiriert ist.
Als Einstieg für seine Rede wählte der Papst eine Begegnung in Rom aus der Vergangenheit: Vor 122 Jahren hatte der siamesische König Chulalongkorn Papst Leo XIII. im Vatikan besucht. Das war, wie Franziskus hervorhob, der erste Empfang eines Papstes für ein nichtchristliches Staatsoberhaupt im Vatikan. Der König von Siam, des späteren Thailand, hatte sich für die Abschaffung der Sklaverei stark gemacht. Das würdigte Franziskus - und schlug einen Bogen in die Gegenwart. Er rief die Kirchen und Religionen dazu auf, gemeinsam gegen Sklaverei vorzugehen.
„Ich denke insbesondere an die Geißel des Menschenhandels. Die Notwendigkeit der gegenseitigen Anerkennung und Wertschätzung wie auch die Zusammenarbeit unter den Religionen ist für die heutige Menschheit dringender denn je; die Welt von heute steht vor komplexen Problemstellungen wie der wirtschaftlich-finanziellen Globalisierung und ihren schwerwiegenden Konsequenzen für die Entwicklung der einzelnen Gesellschaften; es bestehen nebeneinander rasche Fortschritte, die scheinbar eine bessere Welt fördern, und die tragische Fortdauer ziviler Konflikte im Zusammenhang mit der Migration, Flüchtlingen, Hungersnöten und kriegerischen Auseinandersetzungen, aber auch mit den Umweltschäden und der Zerstörung unseres gemeinsamen Hauses.“
Niemand kann es alleine schaffen
Keine Region der Welt und kein Bereich der Menschheitsfamilie könne es allein schaffen, es bedürfe des Einsatzes aller, fügte der Papst an. Dazu müsse man mit Mut vorgehen. Es sei heute nicht mehr die Zeit, sich abzuschotten. Eine Mahnung, die Franziskus an die Religionsführer nicht nur Thailands richtete. Er wolle stattdessen eine kühne Idee vorschlagen, so der Papst: die „Logik der Begegnung.“ Durch den Dialog müsse und könne man Verhaltensregeln und das gegenseitige Kennenlernen fördern.
„Und auf diese Weise ist ein neues Muster zur Lösung der Konflikte anzubieten, zum Verständnis zwischen den Personen beizutragen und die Schöpfung zu bewahren. Ich denke, dass in diesem Bereich die Religionen wie auch die Universitäten viel beizusteuern und anzubieten haben, ohne dabei ihre eigenen Merkmale und besonderen Gaben aufgeben zu müssen; alles, was wir in diesem Sinn tun, ist ein bedeutender Schritt, um den jüngeren Generationen ihr Recht auf die Zukunft zu gewährleisten, und wird auch ein Dienst für die Gerechtigkeit und den Frieden sein. Nur so werden wir ihnen die notwendigen Werkzeuge bereitstellen, damit sie selbst die zentralen Personen bei der Gestaltung nachhaltiger und inklusiver Lebensstile seien.“
Feste Grundlagen aufbauen
Die Gegenwart verlange von allen, an „festen Grundlagen“ mitzuwirken. Respekt und die Anerkennung der Würde der Menschen gehörten unbedingt dazu, so der Papst weiter. Die Religionen böten hier durch ihr „geistiges Erbe“ eine wichtige Grundlage.
„Wir alle sind gerufen, nicht nur auf die Stimme der Armen in unserem Umfeld zu achten: die Ausgegrenzten, die Unterdrückten, die indigenen Völker und die religiösen Minderheiten, sondern auch keine Angst zu haben, Foren zu bilden – wie sie sich zaghaft schon entwickeln –, in denen wir uns vereinen und gemeinsam arbeiten können. Zugleich sind wir aufgerufen, für die gebotene Verteidigung der Menschenwürde und Achtung des Rechts auf Gewissens- und Religionsfreiheit einzutreten und Räume zu schaffen, in denen etwas frische Luft weht; dabei dürfen wir gewiss sein, dass nicht alles verloren ist, denn die Menschen, die fähig sind, sich bis zum Äußersten herabzuwürdigen, können sich auch beherrschen, sich wieder für das Gute entscheiden und sich bessern, über alle geistigen und sozialen Konditionierungen hinweg, die sich ihnen aufdrängen.“
Letzterer Satz stammt aus seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato Si“, und so ging der Papst auf die Naturschönheiten Thailands ein. Das asiatische Land habe aber noch etwas, was er schön findet und das man von den Thailänder lernen könne:
„Sie schätzen und sorgen sich um Ihre alten Menschen, sie achten sie und geben ihnen einen bevorzugten Platz. Denn sie stellen Ihnen die notwendige Verwurzelung sicher, damit Ihr Volk nicht im Nachlaufen hinter gewissen Slogans die Kraft verliert, die schließlich die Seele der neuen Generationen entleeren und gefährden. Mit der wachsenden Tendenz, die Werte und die lokalen Kulturen durch das Aufzwängen eines einzigen Modells in Verruf zu bringen, »erleben wir eine Tendenz zur „Homogenisierung“ der jungen Menschen, welche die ihrem Herkunftsort eigenen Unterschiede auflösen und sie in manipulierbare serienmäßig hergestellte Individuen verwandeln will. So entsteht eine kulturelle Zerstörung, die so schwerwiegend ist wie das Aussterben der Tier- und Pflanzenarten« (Apostolisches Schreiben Christus vivit, 186). Lassen Sie die Jugendlichen weiter den kulturellen Schatz der Gesellschaft entdecken, in der sie leben.“
Zum Schluss seiner Rede ging der Papst auf die Einrichtung ein, die das Treffen mit den Religionsvertretern ausrichtete. Forschung und Wissen, wie sie an Universitäten gepflegt würden, eröffneten neue Wege. Damit könnte Ungleichheit unter den Menschen verringert werden. Deshalb wolle er Erziehern und Akademikern dafür danken, welchen Beitrag sie für die Gesellschaft leisteten. Alle seien aufgerufen, sich am Aufbau einer Kultur zu beteiligen, die Einheit, Respekt und harmonisches Zusammenleben fördert, schloss der Papst seine Rede. Ein Chor sang zum festlichen Ausklang und bevor alle ihrer Wege gingen, gab es noch ein Gruppenfoto als Zeichen der Eintracht.
(vatican news)
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