Ökumene: Papst Franziskus ermuntert zu mehr „Gastfreundschaft“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Das sagte er bei einer ökumenischen Vesper in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern. Mit der Feier schloss er die diesjährige Weltgebetswoche für die Einheit der Christen ab.
Im ökumenischen Bereich denkt man beim Stichwort Gastfreundschaft schnell an Abendmahls- oder Eucharistiegemeinschaft – dazu hat unlängst der Ökumenische Arbeitskreis in Deutschland mit einer Studie aufgerufen. Aber um Gastfreundschaft in diesem Sinne ging es dem Papst nicht. Vielmehr wollte Franziskus den Begriff ganz wörtlich verstanden wissen.
Ein Teller Suppe auf dem Tisch
„Unsere Vorfahren haben uns gelehrt, dass auf dem Tisch eines christlichen Hauses immer ein Teller Suppe steht - für einen unerwartet kommenden Freund oder einen Armen, der bei uns anklopft. In den Klöstern wird jeder Gast mit großem Respekt behandelt - als ob es Christus wäre. Achten wir darauf, dass wir diese Bräuche nicht verlieren, sondern erwecken wir sie neu zum Leben. Sie haben den Geschmack des Evangeliums!“
Mit Papst Franziskus und den Vertretern der verschiedenen christlichen Konfessionen zogen die Benediktiner der Abtei Sankt Paul vor den Mauern in die Basilika ein, die zu den vier sogenannten päpstlichen Basiliken gehört. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst über dem Grab des Apostels Paulus u.a. von einer Schola der Benediktiner. Wie üblich hatte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel – also das Ehren-Oberhaupt der orthodoxen Christen weltweit – einen Vertreter nach Rom geschickt.
Eine Fürbitte auf Chinesisch
Die Gebetswoche für die Einheit der Christen wurde in diesem Jahr von den Christen auf den Inseln Malta und Gozo vorbereitet und stand unter dem Motto: „Sie waren uns gegenüber ungewöhnlich freundlich.“ (Apg. 27-28) Unter den Fürbitten, die in Sankt Paul vor den Mauern erklangen, war auch eine in chinesischer Sprache. (Darin ging es allerdings nicht um Viren oder ansteckende Krankheiten, sondern ganz allgemein um Hilfe für die Bedürftigen.)
„Selbst diejenigen, die in den Augen der Welt klein und wenig relevant sind, haben, wenn sie offen für den Heiligen Geist sind, wenn sie in Liebe zu Gott und zum Nächsten leben, eine Botschaft für die ganze christliche Familie“, predigte der Papst. „Denken wir an marginalisierte und verfolgte christliche Gemeinschaften. Oft sind es die Schwächsten, die die wichtigste Botschaft der Erlösung überbringen… Als Jünger Jesu müssen wir uns deshalb davor hüten, uns von der Logik der Welt anziehen zu lassen; wir sollten lieber auf die Kleinen und die Armen hören, denn Gott liebt es, durch sie seine Botschaften zu senden...“
Gott wolle, dass alle Menschen gerettet werden, fuhr der Papst fort. Das sei „eine Einladung, uns nicht ausschließlich unseren eigenen Glaubensgemeinschaften zu widmen, sondern uns dem Wohl aller zu öffnen“. „Wenn wir uns mit Gottes Gnade seine Vision zu eigen machen, können wir unsere Spaltungen überwinden.“
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