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Der Papst bei seiner Rede an das Diplomatische Corps Der Papst bei seiner Rede an das Diplomatische Corps 

Papst: „Berliner Mauer bleibt Sinnbild für Kultur der Teilung”

Papst Franziskus hat vor den versammelten Diplomaten aus aller Welt das Projekt Europa gewürdigt und die Länder des Kontinents zugleich zu mehr Solidarität aufgerufen. Die Berliner Mauer bleibe 30 Jahre nach ihrem Fall „ein Sinnbild für eine Kultur der Teilung“, die heute in neuer Form bestehe und „der Gewalt die Türen öffnet“. In Afrika beklagte der Papst Gewalt gegen Unschuldige, vor allem Christen.

Franziskus verwies auf den 30. Jahrestag des Falles der Berliner Mauer, den Deutschland im vergangenen November groß gefeiert hatte. Die Mauer sei „eines der erschütterndsten Symbole der jüngeren Geschichte des Kontinents“ und erinnere auch daran, „wie leicht es ist, Barrieren zu errichten“, sagte Franziskus. „Die Berliner Mauer bleibt ein Sinnbild für eine Kultur der Teilung, die Menschen voneinander entfernt und dem Extremismus und der Gewalt die Türen öffnet.“ Das zeige sich in dieser Zeit immer mehr an der Sprache des Hasses im Internet. „Den Barrieren das Hasses ziehen wir die Brücken der Versöhnung und der Solidarität vor, gegenüber dem, was Entfernung schafft, bevorzugen wir das, was Annäherung bringt.“

„Der Heilige Stuhl hat das europäische Projekt von seinen ersten Jahren an mit Interesse verfolgt“, sagte Franziskus mit Blick auf die Gründung des Europarates 1949 und der späteren Annahme der Europäischen Menschenrechtskonvention. Er würdigte die Vorstellung von einem Aufbau Europas in einem inklusiven und solidarischen Geist.

Europa darf Sinn für Solidarität nicht verlieren

Europa dürfe „seinen Sinn für Solidarität“ nicht verlieren, der es lange geprägt habe, fuhr der Papst fort. Der Brand der Kathedrale von Notre Dame in Paris habe gezeigt, „wie brüchig und leicht zerstörbar auch das ist, was solide scheint“. Wo Orientierung fehle, sei es „einfacher, Elemente der Spaltung als des Zusammenhalts zu finden“.

In Afrika sieht Franziskus „Zeichen des Friedens und der Versöhnung“, aber auch deren Gegenteil in Form von Attentaten. Der Papst verwies auf Beispiele guter Entwicklungen in den drei Ländern, die er 1919 besucht hatte, Mosambik, Madagaskar und Mauritius. In anderen Ländern Afrikas hingegen beklagte er anhaltende „Vorfälle der Gewalt gegen Unschuldige – darunter viele Christen, die wegen ihrer Treue zum Evangelium verfolgt und getötet werden“, besonders in Burkina Faso, Mali, Niger und Nigeria.

Für echte soziale Entwicklung in Afrika

„Ich fordere die internationale Gemeinschaft auf, die Anstrengungen dieser Länder im Kampf zur Überwindung der Plage des Terrorismus, der immer mehr in ganzen Teilen Afrikas wie auch in anderen Regionen der Welt Blut fließen lässt, zu unterstützen.“ Franziskus forderte von der Staatengemeinschaft Strategien, die besonders auf weniger Armut, ein besseres Gesundheitswesen, humanitäre Entwicklung, gute Regierungsführung und Bürgerrechte setzen: „Dies sind die Pfeiler einer echten sozialen Entwicklung“, resümierte Franziskus.

Zudem müssten in Afrika Initiativen zur Geschwisterlichkeit „kultureller, ethnischer und religiöser Art“ gefördert werden. Der Papst nannte hier die Region am Horn von Afrika, Kamerun sowie die Demokratische Republik Kongo. Außerdem drängte er darauf, das Phänomen der Binnenvertriebenen in Afrika zu lösen. Zunächst brauche es dafür eine gemeinsame internationale Definition, regte der Papst an.

(vatican news - gu)

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09. Januar 2020, 11:01