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Papst Franziskus beim Angelus: Das Evangelium niemandem aufdrängen

Hier können Sie die Betrachtung zum Sonntagsevangelium von Papst Franziskus in voller Länge lesen.

Die offizielle deutsche Fassung der Papstworte beim Angelus an diesem Sonntag finden Sie demnächst auf der Homepage des Vatikans.

„Liebe Brüder und Schwestern, guten Morgen!

Wieder einmal hatte ich die Freude, am heutigen Fest der Taufe des Herrn einige Kinder zu taufen. Heute waren es 32. Lasst uns für sie und für ihre Familien beten!

Die Liturgie bringt uns dieses Jahr das Ereignis der Taufe Jesu in der Fassung des Evangelisten Matthäus zu Gehör (vgl. 3,13-17). Er beschreibt den Dialog zwischen Jesus, der um die Taufe bittet, und Johannes dem Täufer, der sich zunächst weigert. Johannes sagt: ‚Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?‘ (V. 14). Die Entscheidung Jesu überrascht den Täufer, denn der Messias muss nicht gereinigt werden – er ist es, der reinigt. Aber Gott ist der Heilige, Seine Wege sind nicht unsere, und Jesus ist der Weg Gottes, ein unvorhersehbarer Weg. Erinnern wir uns daran: Gott ist der Gott der Überraschungen! 

Hier können Sie die wichtigsten Sätze aus der Papstrede beim Angelus hören.

Der Weg der Demut und der Nähe Gottes zu seinen Kindern

Johannes hatte früher erklärt, dass zwischen ihm und Jesus eine abgründige, unüberbrückbare Distanz bestehe. ‚Ich bin nicht würdig, ihm die Schuhriemen zu lösen‘ (vgl. Mt 3,11), sagte er. Aber der Sohn Gottes kam gerade, um die Kluft zwischen Mensch und Gott zu überbrücken. Wenn Jesus ganz auf der Seite Gottes ist, ist er auch ganz auf der Seite der Menschen, und er bringt zusammen, was geteilt ist. Deshalb antwortet er Johannes: ‚Lass es nur zu! Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen“ (V. 15). Der Messias bittet darum, getauft zu werden, damit sich die Gerechtigkeit ganz erfüllt, d.h. damit der Plan des Vaters, den er gehorsam und solidarisch mit dem fragilen, sündigen Menschen auf den Weg bringt, verwirklicht wird. Es ist der Weg der Demut und der vollkommenen Nähe Gottes zu seinen Kindern.

„Es ist traurig, das zu sagen, aber viele Nachfolger Christi benehmen sich wie Pfauen“

Auch der Prophet Jesaja verkündet die Gerechtigkeit des Knechtes Gottes, der seine Sendung in der Welt in einem Stil ausführt, welcher dem weltlichen Geist zuwiderläuft: ‚Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Gasse erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und en glimmenden Docht löscht er nicht aus. Ja, er bringt wirklich das Recht‘ (Jes 42,2-3). Es ist die Haltung der Sanftmut, der Einfachheit, des Respekts, der Mäßigung und der Verborgenheit, die auch heute noch den Jüngern des Herrn abverlangt wird.

Es ist traurig, das zu sagen, aber viele Nachfolger Christi benehmen sich wie Pfauen. Das ist kein guter Nachfolger Christi, der wie ein Pfau auftritt, sondern der demütig ist und das Gute tut, ohne das groß herumzuposaunen. In der Mission ist die christliche Gemeinschaft dazu aufgerufen, den anderen entgegenzugehen, ihnen (das Evangelium) immer nur vorzuschlagen und es nicht aufzudrängen, Zeugnis zu geben, das konkrete Leben der Menschen zu teilen.

Im Herzen jedes Jahr den Tauftag feiern

Als Jesus im Jordan getauft wurde, öffneten sich die Himmel, und der Heilige Geist kam wie eine Taube auf ihn herab, während von oben eine Stimme ertönte, die sagte: ‚Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe‘ (Mt 3,17). Am Fest der Taufe Jesu entdecken wir unsere Taufe wieder. So wie Jesus der geliebte Sohn des Vaters ist, wissen auch wir, die wir aus Wasser und Heiligem Geist wiedergeboren sind, dass auch wir geliebte Kinder sind - der Vater liebt uns alle! -, Objekt der Freude Gottes. Wir sind Brüder und Schwestern von vielen anderen und haben eine große Mission: allen Männern und Frauen die grenzenlose Liebe des Vaters zu bezeugen und zu verkünden.

Dieses Fest der Taufe des Herrn erinnert uns an unsere eigene Taufe. Auch wir sind wiedergeboren in der Taufe, der Heilige Geist kam in unser Inneres. Darum sollten wir alle wissen: An welchem Tag wurden wir getauft? Natürlich kennen wir unseren Geburtstag, aber das Taufdatum wissen wir nicht. Darum gebe ich euch das als Hausaufgabe: Findet heraus, an welchem Tag ihr getauft wurdet! Wann wurde ich getauft? Das bedeutet, im Herzen jedes Jahr den Tauftag zu feiern. Tut es! Das ist auch ein Akt der Gerechtigkeit gegenüber dem Herrn, der so gut zu uns gewesen ist.

Möge Maria uns helfen, das Geschenk der Taufe immer besser zu verstehen und es konsequent im Alltag zu leben.“

(vatican news – Übersetzung: Stefan Kempis)
 

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12. Januar 2020, 12:07