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Die Generalaudienz mit Papst Franziskus Die Generalaudienz mit Papst Franziskus

Papst bei Generalaudienz: „Sanftmut vereint, Zorn trennt“

In seiner Katechese über die Seligpreisungen ist Papst Franziskus an diesem Mittwoch bei seiner Generalaudienz auf die positive Kraft der Sanftmut eingegangen - und auf ihren Erzfeind, die Sünde des Zorns.

Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt

Franziskus ging bei seiner Betrachtung von der dritten Seligpreisung aus, die Jesus bei der Bergpredigt verkündete: „Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben“ (Mt 5,5). Doch Sanftmut, wofür steht dieses Wort eigentlich genau? Sanftmut, das heiße: weichherzig und gutartig sein, höflich und gewaltfrei, erklärte der Papst dazu. Diese Tugend zeige sich übrigens besonders in Momenten des Konflikts, sagte Franziskus in der vatikanischen Audienzhalle:

„Sanftmut zeigt sich in Momenten des Konflikts - daran, wie man auf Feindseligkeit reagiert.“

„Sanftmut zeigt sich in Momenten des Konflikts - daran, wie man auf Feindseligkeit reagiert. Wenn alles ruhig und entspannt ist, kann jeder Sanftmut beweisen, aber wie reagiert man ,unter Druck`, bei einem Angriff, auf Beleidigungen und Attacken?“

Als ein typisches Konfliktfeld machte der Papst Streitereien um Landbesitz aus – auch dabei ging er wieder von der Seligpreisung aus, in der es ja heißt, die Sanftmütigen „werden das Land erben“. Das klinge zunächst wie ein Widerspruch, weil es gerade bei Landstreitigkeiten typischerweise Konflikte gebe, ja sogar Kriege, bei denen der Stärkere in der Regel fremde Territorien erobert. Die Sanftmütigen erobern gemäß der Bibel jedoch ihr Land nicht, sie erben es – und das ist ein ganz wichtiger Unterschied, betonte der Papst:

Zum Nachhören

Der Sanftmütige ist ein Jünger Christi: Er verteidigt seinen Frieden

„Der Sanftmütige ist also derjenige, der das erhabenste aller Gebiete erbt. Er ist kein Angsthase, kein ,Waschlappen`, der moralische Ausreden findet, um sich aus Schwierigkeiten rauszuhalten. Im Gegenteil! Der Sanftmütige ist jemand, der ein Erbe erhalten hat und es nicht aufgeben will. Der Sanftmütige ist kein gefügiger Mensch, aber er ist ein Jünger Christi, der gelernt hat, ein ganz anderes Gebiet zu verteidigen: Er verteidigt seinen Frieden, er verteidigt seine Beziehung zu Gott und seine Gaben, indem er Barmherzigkeit, Geschwisterlichkeit, Vertrauen und Hoffnung bewahrt. Denn die Sanftmütigen, das sind barmherzige Leute, geschwisterliche Leute, mit Vertrauen und Hoffnung.“

Die „Sanftmütigen“ sind gemäß der Heiligen Schrift die Gerechten, die nur wenig besitzen, ganz im Gegensatz zum Frevler, der im Überfluss lebt (vgl. Ps 37,15), führte der Papst weiter aus. Deutlich grenzte Franziskus zudem Sanftmut von ihrem Gegenteil ab, der Sünde des Zorns:

Die Sünde des Zorns

„Die Sünde des Zorns ist eine gewalttätige Emotion, deren Impulshaftigkeit wir alle gut kennen. Wir müssen die Seligpreisung einmal umdrehen und uns fragen: Wie viele Dinge haben wir durch Zorn und Wut zerstört? Wie viel haben wir dadurch verloren? Ein kurzer Wutanfall kann viel zerstören, man verliert die Kontrolle und denkt nicht an das, was wirklich zählt. So kann die Beziehung unter Geschwistern zerbrechen, manchmal sogar ohne Möglichkeit der Wiedergutmachung. Aufgrund von Zorn reden viele Geschwister nicht mehr miteinander, sie entfernen sich voneinander und das ist das Gegenteil von Sanftmut: Sanftmut vereint, Zorn trennt.“

„Sanftmut vereint, Zorn trennt“

Mit Sanftmut könnten Freundschaften „und mehr“ gerettet werden, weil sie die Menschen besänftigt, so dass sie zurück zur Ruhe finden und alles noch einmal überdenken. Sanftmut ist somit laut Franziskus Basis für Dialog und Wiederversöhnung, Wiederaufbau. Denn, so sagt der Papst, am Ende gebe es doch „nichts Schöneres, als das Herz eines anderen zu gewinnen, kein schöneres Gebiet, als den Frieden, die Wiederversöhnung mit einem Bruder, einer Schwester: Das ist das Land, das man sanftmütig erben muss! Danke.“

Franziskus hatte am vergangenen 29. Januar eine neue Katechesenreihe über die Seligpreisungen begonnen. Davor hatte er bei den wöchentlichen Sammelaudienzen Aspekte der Apostelgeschichte vertieft. 

(vatican news – sst) 

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19. Februar 2020, 10:15