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Papst Franziskus in Bari: Die Kultur des Hasses bekämpfen

Zum entschlossenen, aber gewaltlosen Kampf gegen eine Kultur des Hasses hat Papst Franziskus in Bari aufgerufen. Christen würden durch den „Extremismus der Liebe“ – den einzig erlaubten Extremismus – letztlich als Sieger dastehen, versprach der Papst bei einer Messe in der süditalienischen Hafenstadt.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Franziskus war über Tag von Rom aus in das malerische Städtchen geflogen, um dort eine Konferenz von Kirchenführern aus dem ganzen Mittelmeerraum feierlich abzuschließen. In Bari ruhen die sterblichen Überreste des hl. Nikolaus von Myra, darum strömen viele orthodoxe Pilger hierhin – und darum nannte der Papst, der hier vor Jahren schon einmal ein ökumenisches Kirchentreffen ausgerichtet hatte, Bari an diesem Sonntag eine „Hauptstadt der christlichen Einheit“.

Nun also die Messe des Papstes direkt am Meer. Etwa 40.000 Menschen aus Apulien und den angrenzenden italienischen Regionen waren dabei – die Furcht vor dem Coronavirus, der sich derzeit in Norditalien am anderen Ende des „Stiefels“ ausbreitet, hatte die Veranstalter nicht zu Absagen oder Änderungen am Programm bewogen.

Keine Angst vor dem Coronavirus

Franziskus zelebrierte mit Bischöfen und Priestern aus Asien, Europa und Nordafrika. Hatten ihm einige von ihnen, etwa aus Sarajewo oder Jerusalem, am Morgen viel von der Gewalt und den Schwierigkeiten in ihren Sprengeln berichtet, so versuchte Franziskus nun dagegenzuhalten. „Nein, die Lösung ist nicht, das Schwert gegen jemanden zu zücken und auch nicht vor den Zeiten zu flüchten, in denen wir leben“, sagte er eindringlich. „Die Lösung ist der Weg Jesu: die tätige Liebe, die demütige Liebe, die Liebe ‚bis zur Vollendung‘ (Joh 13,1).“

Zum Nachhören

Er fasste es noch schärfer: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen“ (Mt 5,44). Dieses Wort aus der Bergpredigt Jesu sei ein unmissverständlicher Auftrag an die Christen: „Gewaltlosigkeit, keinerlei Gewalt.“

Worin die christliche Neuheit besteht

Unser himmlischer Vater liebe alle, auch die, die Unrecht verübten, argumentierte Franziskus. „Jesus hat es so gemacht. Er hat nicht mit dem Finger auf die gezeigt, die ihn ungerecht verurteilt und grausam getötet haben, sondern er hat für sie die Arme am Kreuz ausgebreitet.“ Wenn wir Jesu Jünger, wenn wir Christen sein wollten, dann sei das „der Weg“.

„Du magst einwenden: „Aber Jesus übertreibt! (…) Aber Jesus spricht hier nicht durch Gegensätze, er macht keine Umschweife. Er ist direkt und klar. Er zitiert aus dem Gesetz des Alten Bundes und erklärt feierlich: „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde“. Es sind beabsichtigte, klare Worte. Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen. Das ist die christliche Neuheit. Das ist der christliche Unterschied.“

Kein Friedensplan - stattdessen „Liebe ohne Kalkül“

Der Papst stellte keine Friedenspläne für den Nahen Osten vor, kündigte keine Syrien- oder Irak-Reisen an. Stattdessen bekräftigte er, Jesus bitte seine Jünger „um den Mut einer Liebe ohne Kalkül“. Das Liebesgebot sei keine „bloße Provokation“, es gebe in dieser Hinsicht „keine Ausreden“.

„Der Herr war nicht behutsam, er hat sich nicht zu Kompromissen herabgelassen, er hat von uns den Extremismus der Liebe verlangt. Es ist der einzige christliche Extremismus: jener der Liebe.“

„Jesus hat uns durch das Kreuz gerettet, nicht durch das Schwert“

Natürlich sei das Böse in der Welt eine furchtbare Realität, und natürlich wirke es hilflos und resignativ, ihm nicht mit Gewalt zu begegnen. Aber Gott sehe weiter – er wisse, „wie man siegt“. „Er weiß, dass das Böse nur mit dem Guten besiegt wird. So hat er uns gerettet: nicht mit dem Schwert, sondern mit dem Kreuz. Lieben und vergeben bedeutet, als Sieger zu leben. Wir werden verlieren, wenn wir den Glauben mit Gewalt verteidigen.“

(vatican news – sk)
 

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23. Februar 2020, 11:26