Papst Franziskus und junge Leute beim Weltjugendtag in Rio, Brasilien, im Jahr 2013 Papst Franziskus und junge Leute beim Weltjugendtag in Rio, Brasilien, im Jahr 2013 

Papst an Jugend: „Hoffnungsträger in dieser Welt werden“

Papst Franziskus hat die jungen Menschen dazu eingeladen, das Gespür für das Leiden anderer zu nicht zu verlieren. „Ich hoffe, dass ihr immer auf die Schreie derer hört, die leiden; lasst euch anrühren vom Schicksal derer, die in unserer heutigen Welt weinen und sterben,“ schreibt der Papst in seiner Botschaft zum 35. Weltjugendtag, die der Vatikan an diesem Donnerstag veröffentlicht hat.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Das Thema des diesjährigen Weltjugendtages lautet „Junger Mensch, ich sage dir: Steh auf!“, das sich auf einen Abschnitt aus dem Lukasevangelium bezieht (vgl. Lk 7). Dort wird erzählt, wie Jesus bei seiner Ankunft in der Stadt Nain in Galiläa auf einen Trauerzug trifft, der einen jungen Mann, den einzigen Sohn einer verwitweten Mutter, zu Grabe trägt. Jesus habe in der Menge das Gesicht einer Frau gesehen, die leidet...

Gleichgültigkeit ablegen, Empathie und Mitleid kultivieren

„Wie oft passiert es uns heute, dass wir Augenzeugen vieler Ereignisse sind, ohne dass wir sie unmittelbar erleben!“ gibt der Papst in seiner Botschaft zu bedenken. Manchmal sei unsere erste Reaktion, „dass wir die Szene mit unserem Mobiltelefon filmen und dabei vielleicht vergessen, den Beteiligten in die Augen zu schauen.“ Um uns herum, aber manchmal auch in uns selbst, begegneten wir der Wirklichkeit des Todes: physisch, spirituell, emotional, sozial, formuliert Franziskus.

Diese innere Leere oder auch Einsamkeit führe bisweilen zu extremen Verhaltensweisen, knüpft der Papst daran an. Oft setzten junge Menschen dann „für einen Moment alles aufs Spiel und brächten „mit extremen Aktionen ihr Leben in Gefahr.“ Andere junge Menschen hingegen seien „tot“, weil sie die Hoffnung verloren hätten. Leider seien Depressionen auch unter jungen Menschen immer weiter verbreitet, und oft seien sie „umgeben von den abgelenkten und gleichgültigen Blicken derer, die lieber auf Distanz bleiben.“

Zum Nachhören

Mit Blick auf den Mediengebrauch warnt Franziskus weiter vor einem bloßen „Vor-sich-hinleben“ und dem weit verbreiteten digitalen Narzissmus, der sowohl junge Menschen als auch Erwachsene beeinflusse. Oft werde zudem nur daran gedacht, „Geld zu verdienen und sich irgendwie gut einzurichten, als wären diese Dinge die einzigen Ziele im Leben,“ beklagt er. Dabei seien Abstumpfung, Apathie und eine immer beängstigendere Unlust am Leben unvermeidlich. Der Papst nennt weiter Situationen „physischen oder moralischen Todes, in denen sich ein junger Mensch befinden kann, wie z.B. Sucht, Kriminalität, Elend, eine schwere Krankheit.“

Die anderen berühren, wie es Jesus getan hat

Statt sich in sich selbst abzuschließen sei es dagegen wichtig, die Fähigkeit zum Mitleid nicht zu verlieren und den „Schrei der Erde zu hören“, so Franziskus weiter. Angesichts vieler Jugendlicher, denen es heute an Chancen mangelt, gibt er der jungen Generation folgenden Rat: „Mögen ihre Wunden zu euren werden, dann werdet ihr zu Hoffnungsträgern in dieser Welt!“ Es ginge also darum, „in unserem Innern die sehnsuchtsvolle Zärtlichkeit Gottes für jedes lebende Geschöpf zu spüren, besonders für unsere hungrigen, durstigen, kranken, nackten und gefangenen Brüder und Schwestern“, bringt Franziskus den Kern seiner Botschaft an die jungen Menschen auf den Punkt: „Dann könnt ihr euch ihnen nähern und sie berühren, wie es Jesus getan hat, und sein Leben an eure Freunde weitergeben, die im Inneren gestorben sind, die leiden oder den Glauben und die Hoffnung verloren haben!“

Einen kulturellen Wandel anregen

Die erste Reaktion eines Menschen, der von Christus berührt und ins Leben zurückgeholt werde, bestehe darin, dass er seine Wünsche, seine Bedürfnisse und Träume ohne Angst und Komplexe zum Ausdruck bringe. Wenn man aber „tot“ sei, habe man keinen Kontakt mehr nach außen, gibt Franziskus zu bedenken und verweist auf eine weit verbreitete Gefahr des digitalen Zeitalters: „Obwohl wir heute vielfach vernetzt sind, gibt es oft keine Kommunikation. Die Verwendung elektronischer Geräte kann, wenn sie nicht in rechtem Maße geschieht, dazu führen, dass wir ständig am Bildschirm kleben,“ warnt der Papst, dem es ein Anliegen ist, „ausgehend von diesem Jesus-Wort ,Steh auf!' auch die Herausforderung eines kulturellen Wandels anzuregen“. Statt von jungen Menschen auszugehen, „die isoliert und auf virtuelle Welten bezogen sind“, gelte es, sich einer Realität zu öffnen, die weit über das Virtuelle hinausgehe, so der Papst. Dabei gehe es nicht darum, Technik zu verachten, sondern diese als Mittel (und nicht als Zweck) zu nutzen.

„Steh auf bedeutet auch: Träume, riskiere etwas, strebe danach, die Welt zu verändern, entfache neu deine Sehnsüchte, betrachte den Himmel, die Sterne, die Welt um dich herum. Steh auf und werde, was du bist!“, legt Franziskus den jungen Menschen ans Herz und stellt abschließend fest: „Wenn ein junger Mensch sich für etwas, oder besser gesagt, für eine Person begeistert, steht er schließlich auf und beginnt, große Dinge zu tun; aus einem Toten, der er war, kann er zu einem Zeugen Christi werden und sein Leben ihm übereignen.“

(vatican news)

 

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05. März 2020, 12:58