Vatikan: Der Kreuzweg der Gefangenen

„Liebe Freunde, ich habe die Meditationen gelesen, die ihr alle uns zum Geschenk gemacht habt. Ich habe mich sozusagen in den Falten eurer Worte eingenistet und fühlte mich in ihnen gut aufgenommen und zuhause.“ So wendet sich Franziskus an die Insassen der Haftanstalt „Due Palazzi“ in Padua.

Ein Mann, der lebenslang in Haft sitzt, aber auch die Eltern eines Mordopfers, Justizvollzugsbeamte oder ein Ordensbruder, der Gefangenenseelsorge betreibt – die Autoren des diesjährigen Kreuzwegs erzählen auf der Folie des Geschehens von Golgota von den Schrecken und Leiden der Welt hinter Gittern.

Der Kreuzweg von gestern und von heute

Normalerweise findet der Kreuzweg jedes Jahr am Karfreitagabend am Kolosseum in Rom statt; wegen der Corona-Krise wurde er nun in den geschlossenen Petersdom verlegt. Allerdings wird er von dort ab 21 Uhr live nach draußen übertragen.

„Danke, dass Ihr ein wenig von Eurer Geschichte mit mir geteilt habt. Gott erzählt von sich und spricht zu uns im Innern einer Geschichte; er lädt uns dazu ein, aufmerksam und barmherzig zuzuhören. Ich danke euch dafür, dass Ihr Eure Namen nicht im Meer des Anonymen aufgehen lasst: Im Kreuzweg lasst Ihr alle an Eurer Geschichte teilhaben, die in der Welt dieselbe Situation erleben.“

Um diese Gemeinsamkeit über die Mauern der Gefängnisse hinaus geht es dem Papst. „Gemeinsam ist alles möglich“, sagt er in seiner Audio-Botschaft. Und er fordert dazu auf, den Kreuzweg als eine „Geschichte“ von heute zu lesen – eine Geschichte, die auch mit dem heutigen Komplex aus Schuld, Haft und Verstrickung zu tun hat.

„Es ist tröstlich, eine Geschichte zu lesen, in der die Geschichten anderer wohnen – nicht nur der Häftlinge, sondern aller, die mit der Welt des Gefängnisses zu tun haben… Ich trage Euch immer in meinem Herzen.“

(vatican news – sk)