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Johannes Paul II. und sein Sekretär Stanisław Dziwisz Johannes Paul II. und sein Sekretär Stanisław Dziwisz  

Kardinal Dziwisz: „Habt keine Angst“ Johannes Pauls gilt auch heute noch

Kaum ein Mensch war Papst Johannes Paul II. so nahe wie Stanislaw Dziwisz, der für über 40 Jahre als Sondersekretär unverrückbar an der Seite seines Landsmannes stand. In einer über das polnische Fernsehen übertragenen Botschaft zum hundertsten Jahrestag der Geburt des Heiligen wies er darauf hin, wie die berühmten Worte Johannes Paul II. – Habt keine Angst – auch in Zeiten der heutigen Pandemie einen wichtigen Bezugspunkt darstellen können.

„Das Leben Johannes Paul II. bringt uns heute, in einer schwierigen Zeit der Pandemie für alle, Trost und einen Hoffnungsstrahl“, so Dziwisz, der nach dem Tod des Papstes Erzbischof von Krakau und zum Kardinal erhoben wurde und mittlerweile selbst emeritiert ist. Er habe das Privileg genossen, für mehrere Jahrzehnte an der Seite dieses „außerordentlichen Menschen“ zu arbeiten, der am eigenen Leib das Böse zweier totalitärer Systeme und Ideologien erlebt hat, die die Welt des 20. Jahrhunderts erobern wollten,“ teilte der Kardinal in seiner Botschaft seine Gedanken zu seinem langjährigen Arbeitgeber und Vertrauten. „Es ist nicht übertrieben, Johannes Paul II. unter die Väter unserer Freiheit und polnischen Souveränität zu rechnen. Und daran müssen wir uns erinnern,“ unterstrich er weiter.

Zum Nachhören

Besondere Durchschlagkraft hatten die Worte des polnischen Papstes entwickelt, die er direkt bei seiner Amtseinführung auf dem Petersplatz am 22. Oktober 1978 – und auch danach noch zahlreiche Male verwandte: „Habt keine Angst“. Diese Worte, so unterstreicht Kardinal Dziwisz, seien ihm „von seinem Glauben und seinem Herzen“ eingegeben worden, von der „Überzeugung, dass Gott im Zentrum aller menschlicher Belange steht.“

Der moderne Mensch dürfe Christus nicht fürchten, die heutige europäische Zivilisation sei vielmehr aus dem Geist des Evangeliums geboren, betont der ehemalige Sekretär weiter. Für ihn seien es gerade diese Worte, „habt keine Angst“, die Papst Johannes Paul II. auch in einem Moment wie dem heutigen aussprechen würde, in dem die Pandemie Angst und Leid verursacht: „Das Leben Johannes Paul II. ermutigt uns, niemals in unseren Anstrengungen nachzulassen, eine große menschliche Gemeinschaft zu schaffen, reich an Verschiedenheiten, die respektvoll gegenüber den historischen Wurzeln der Identität ist, und eine Gemeinschaft, die durch eine wahre, nachsichtige und opferbereite Liebe versöhnt ist. Lassen wir uns nicht durch Partikularinteressen und durch Egoismus besiegen!”, so der Appell des ehemaligen Papstsekretärs. „Streben wir nach Harmonie in einem Geist der menschlichen und geschwisterlichen Solidarität. Wir können uns das erlauben, wovon der Papst überzeugt war!“

„Eine außerordentliche Persönlichkeit“

In einem Gespräch mit Radio Vatikan wiederum unterstrich der heutige Kardinal Dziwisz, mit welcher Einfachheit, Güte und großer Liebe Johannes Paul II. seinen päpstlichen Haushalt geführt habe:

„Ich habe mit Karol Wojtyla nach seiner Erhebung zum Kardinal und dann nach seiner Wahl zum Papst gelebt. Das Geheimnis dieses Menschen war die Tiefe seines spirituellen Lebens. Er betete immer, sein Leben war immer verbunden mit dem Gebet. Er hat den Wert des Gebetes als Junge gelernt und das hat sich später vertieft.“ Natürlich habe Wojtyla ein „großes und wichtiges Erbe“ hinterlassen, das Bedeutung nicht nur für gestern und heute, sondern auch für die Zukunft habe, unterstreicht der Kardinal gegenüber Radio Vatikan.

„Man darf auch nicht seine Persönlichkeit vergessen, seine außerordentliche Persönlichkeit. Sein Kontakt mit den Menschen, mit allen Gruppen, die er traf, und auch, wie er jede einzelne Person behandelte, denen er während seiner pastoralen Tätigkeiten begegnete. Arm, schwach, krank: er behandelte alle gleich, mit großem Respekt und Liebe. Ich erinnere mich an eine Begebenheit während der Reise nach Amerika, in San Francisco. Da war eine Familie mit einem Kind, das AIDS hatte, und alle hatten sich von dem Kind entfernt. Der Papst hat seine Hände genommen, er hat sie geküsst, es gesegnet und es wieder seiner Familie zurückgegeben. Diese Geste war wichtiger als eine Predigt, vor allem zu dieser Zeit.“

„Eine familiäre Atmosphäre“

Doch nicht nur gegenüber den Menschen, denen er zufällig begegnete, sondern auch gegenüber jenen, mit denen er täglich zu tun hatte, sei Papst Johannes Paul II. mit außerordentlicher Liebenswürdigkeit und Wertschätzung begegnet, unterstreicht Kardinal Dziwisz, der lange Jahre im päpstlichen Haushalt gelebt hatte: „Er hat uns auf eine sehr familiäre Weise behandelt, wirklich, im päpstlichen Appartement hatte er die Atmosphäre wie in einer Familie geschaffen. Er behandelte uns mit großer Einfachheit, aber auch mit Güte und großer Liebe, und so konnten wir sehr gut arbeiten, denn wir wussten, dass er wahrnimmt, wie wir ihm von unserer Seite aus gut und mit großer Hingabe dienen wollten.“

(vatican news - cs)

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19. Mai 2020, 12:06