„Er war immer sehr menschlich“: Erinnerungen an Johannes Paul II.
Der heutige Erzbischof von Lemberg in der Ukraine war neun Jahre lang zweiter Privatsekretär des hl. Johannes Paul II.‘ (1978-2005). „Don Mietek” erlebte vor 15 Jahren auch das Sterben Johannes Pauls mit. In einem Interview mit Radio Vatikan erzählt er jetzt, wie er den Papst erlebt hat, der vor genau 100 Jahren im polnischen Städtchen Wadowice geboren wurde.
„Er war immer sehr menschlich, großzügig, aufgeschlossen. Obwohl er die ganze Kirche und die Vatikanstadt leitete, war er doch immer sehr offen und natürlich in seiner Haltung. Für andere hatte er immer Zeit; er wusste, wie man zuhört. Er gab anderen nie das Gefühl, dass er Wichtigeres zu tun hätte. Aber vor allem hat er uns gelehrt, dass wir mit dem Gebet alle Probleme des Lebens und der Welt lösen können.“
Auch Papst Franziskus hat an seinem Vorgänger, den er vor einigen Jahren auch heiliggesprochen hat, „die große Leidenschaft für das Menschliche“ gewürdigt, „die Offenheit, das Bemühen um Dialog mit allen“. Wo hatte Karol Wojtyla das alles her?
„Johannes Paul II. hat in seinem Leben sehr viel durchgemacht. Er hat große Freuden erlebt, aber eben auch Momente tiefer Traurigkeit und großen Schmerzes. Als er geboren wurde, war der Erste Weltkrieg noch nicht lange vorüber, und dann hat er den ganzen Zweiten Weltkrieg erlebt und anschließend lange Jahre unter dem kommunistischen Regime. All das hat ihn gelehrt, wie wichtig es ist, sich um Frieden, Menschenrechte und Freiheit zu bemühen. Für diese Werte hat er viel gekämpft und gebetet. Darum hat er mit Staatschefs und mit den Führern der Weltreligionen gesprochen. Darum hat er die ganze Welt bereist und die Geschwisterlichkeit gepredigt.“
Den jetzigen Papst sieht „Don Mietek“ deutlich vom Erbe Johannes Pauls II.‘ geprägt. „Denken wir nur an die vielen internationalen Reisen von Franziskus, seine Begegnungen mit Jugendlichen, seine Aufmerksamkeit für Kranke, Arme, Gefangene. Das alles waren auch Haltungen, die für Johannes Paul II. typisch waren. Wir sind sehr froh, dass Franziskus seine Mission als Hirte der Weltkirche auf dieselbe Weise wie sein Vorgänger versteht.“
Von den letzten Tagen im Leben Johannes Pauls ist Mokrzycki vor allem der Eindruck „großer Stärke“ geblieben. „Obwohl er zuletzt Schwierigkeiten mit dem Sprechen und sich-Bewegen hatte und obwohl er sehr litt, zeigte er uns, dass man nie den Mut sinken lassen sollte. Er hat uns gelehrt, dass jeder Moment, jeder Zustand in unserem Leben wichtig ist und dass wir trotz allem immer noch vieles tun können. Dass wir auch (im hohen Alter) noch nützlich, wichtig sind für die Welt. Darum hat er seine Rolle bis zuletzt ausgefüllt und für die Menschheit gebetet. Und als es dann ans Sterben ging, da habe ich gesehen, wie ein Mensch stirbt, der großen Glauben und einen besonderen Kontakt zu Gott hat.“
Den Sturm durchhalten
„Ruhig“ sei Johannes Paul gestorben, „fast im Schlaf“, „in großem Frieden und großer Ruhe des Herzens“. Ein Mann, der mit sich im Reinen gewesen sei. Auch heute, während der Corona-Pandemie, könne man Mut schöpfen, wenn man an den berühmten Ruf Johannes Pauls bei seiner Amtseinführung 1978 denke: „Habt keine Angst!“
„Nach dem Sturm kommt immer die Sonne wieder heraus. Wir müssen eben lernen, den Sturm durchzuhalten, um zum wahren Frieden und der wahren Freude in unserem Leben zu finden…“
(radio vatikan – sk)
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