Im Wortlaut: Regina Coeli vom Sonntag, den 17. Mai

Wir dokumentieren hier in einer Arbeitsübersetzung das Mittagsgebet, das Papst Franziskus an diesem Sonntag im Vatikan gehalten hat.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Das Evangelium von diesem Sonntag (vgl. Joh 14,15-21) legt uns zwei grundlegende Botschaften vor: das Halten der Gebote und die Verheißung des Heiligen Geistes.

Jesus macht die Liebe zu ihm vom Halten der Gebote abhängig, und das betont er auch in seiner Abschiedsrede: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten“ (V. 15); „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt“ (V. 21). Jesus bittet uns also, ihn zu lieben, aber er sagt auch: Diese Liebe erschöpft sich nicht im Verlangen nach ihm oder in einem Gefühl – nein, sie erfordert die Bereitschaft, seinem Weg zu folgen, d.h. dem Willen des Vaters. Und der kommt im Gebot der Nächstenliebe zum Ausdruck, das uns Jesus selbst gegeben hat: „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe“ (Joh 13,34). Er hat nicht gesagt: „Liebt mich, wie ich euch geliebt habe“, sondern „Liebt einander wie ich euch geliebt habe“. Er liebt uns, ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen – und er möchte, dass seine unentgeltliche Liebe zur konkreten Lebensform wird, die wir untereinander pflegen: das ist sein Wille.

Um den Jüngern auf diesem Weg zu helfen, verspricht Jesus, dass er den Vater bitten wird, ihnen „einen anderen Beistand zu geben“ (V. 16), also jemanden, der sie tröstet; einen Fürsprecher, der seinen Platz einnehmen und ihnen die Klugheit schenken kann, seine Worte zu hören und den Mut, sie auch zu beachten. Gemeint ist der Heilige Geist, der das Geschenk der Liebe Gottes ist, die ins Herz des Christen einzieht. Nach dem Tod und der Auferstehung Jesu wird seine Liebe allen geschenkt, die an ihn glauben und auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft sind. Der Geist selbst leitet, erleuchtet und stärkt sie auf ihrem Lebensweg; und er hilft ihnen, auch in Widrigkeit und Sorge, in Freud und Leid, auf dem Weg Jesu zu bleiben. Das ist gerade dann möglich, wenn man sich vom Heiligen Geist lenken lässt, damit er die Herzen durch seine wirkende Gegenwart nicht nur trösten, sondern verwandeln und für die Wahrheit und die Liebe öffnen kann.

In der Erfahrung von Irrtum und Sünde, die wir alle machen, hilft uns der Heilige Geist, diesen nicht zu erliegen und lässt uns die Bedeutung folgender Worte Jesu erfassen und konsequent leben: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten“ (V. 15). Die Gebote sind uns nicht wie eine Art Spiegel gegeben, der uns unser Elend und unsere Widersprüche zeigt. Nein, das Wort Gottes ist uns als Wort des Lebens gegeben, das verwandelt und erneuert; nicht verurteilt, sondern heilt und auf Vergebung abzielt. Ein Wort, das unsere Schritte erhellt. Und all das ist das Werk des Heiligen Geistes! Er ist das Geschenk Gottes, er ist Gott selbst, der uns hilft, freie Menschen zu sein; Menschen, die lieben wollen und wissen, wie man liebt; Menschen, die verstanden haben, dass das Leben eine Mission ist: Die Mission, die Wunder zu verkünden, die der Herr in jedem vollbringt, der ihm vertraut.

Möge uns die Jungfrau Maria – Vorbild der Kirche, die es versteht, auf das Wort Gottes zu hören und das Geschenk des Heiligen Geistes anzunehmen – helfen, das Evangelium mit Freude zu leben, in dem Wissen, dass wir vom Geist getragen werden: dem göttlichen Feuer, das unsere Herzen wärmt und unsere Schritte erhellt.



Nach dem Regina-Coeli-Gebet sagte Papst Franziskus:

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Morgen jährt sich der 100. Jahrestag der Geburt des heiligen Johannes Paul II. in Wadowice in Polen. Wir gedenken seiner mit großer Zuneigung und Dankbarkeit. Morgen früh um 7 Uhr werde ich an dem Altar, unter dem seine sterbliche Hülle ruht, die Heilige Messe feiern, die in die ganze Welt übertragen wird. Möge er vom Himmel aus weiter für das Volk Gottes und den Frieden in der Welt Fürsprache halten.

In einigen Ländern wurden die liturgischen Feiern mit den Gläubigen bereits wieder aufgenommen; in anderen Ländern wird diese Möglichkeit noch erwogen; in Italien kann die Messe ab morgen wieder mit dem Volk gefeiert werden. Ich teile die Freude der Gemeinschaften, die sich endlich wieder als liturgische Versammlung zusammenfinden können: Es ist ein Zeichen der Hoffnung und ein Geschenk für die ganze Gesellschaft.

Im Monat Mai ist es in vielen Pfarreien Tradition, die Erstkommunion-Messen zu feiern. Wegen der Pandemie musste dieser schöne Moment des Glaubens und der Feier verschoben werden. Voller Zuneigung denke ich daher an die Jungen und Mädchen, die zum ersten Mal das Sakrament der Eucharistie hätten empfangen sollen. Liebe Kinder, ich lade euch ein, diese Zeit des Wartens dazu zu nutzen, euch noch besser vorzubereiten: und das könnt ihr tun, indem ihr betet und den Katechismus lest, damit ihr euer Wissen über Jesus vertiefen und in der Güte und im Dienst an den anderen wachsen könnt. Euch allen eine gute Vorbereitung!

Ich wünsche allen noch einen schönen Sonntag. Und bitte: vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und Auf Wiedersehen.


Einige weitere Passagen hat Papst Franziskus in freier Rede eingefügt. Unter anderem mahnte er die Gläubigen dazu, sich bei der Wiederaufnahme der öffentlichen Gottesdienste „an die Vorschriften zu halten, die uns gegeben werden, damit die Gesundheit des ganzen Volkes gewahrt bleibt." Franziskus verwies auch auf die derzeit laufende Laudato-Si-Woche


(vatican news - Übersetzung: Silvia Kritzenberger)

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17. Mai 2020, 12:10