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Franziskus: „Eucharistie heilt unser Gedächtnis“

Papst Franziskus hat zum Hochfest Fronleichnam die geistlich heilende Kraft der Eucharistie hervorgehoben. Er feierte im Petersdom einen Gottesdienst, an dem wegen der Corona-Pandemie nur etwa 50 Gläubige teilnehmen durften. Fronleichnam, das immer auf einen Donnerstag fällt, wird in Italien und einigen anderen Ortskirchen am darauf folgenden Sonntag gefeiert.

Franziskus hob in seiner Predigt zunächst den hohen biblischen Wert der Erinnerung, des Gedächtnisses hervor. „Es ist wesentlich, sich an das Gute zu erinnern, das man empfangen hat“, sagte der Papst, denn ohne Erinnerung „werden wir uns selbst fremd, werden wir zu flüchtigen Existenzen“ wie Blätter im Wind. Erinnerung sei auch nicht bloß Privatsache, „sondern der Weg, der uns mit Gott und den Mitmenschen verbindet“.

Zum Nachhören

Allerdings sei menschliche Erinnerung trügerisch: Wir vergessen, was wir lesen, hören und sehen. Deshalb habe Gott den Glaubenden, um ihre Erinnerung an ihn aufrecht zu erhalten, mehr als bloß Zeichen hinterlassen: „Er hat uns ein Brot hinterlassen, in dem er lebendig und wahrhaftig zugegen ist, mit dem ganzen Geschmack seiner Liebe.“

„Die Eucharistie ist nicht einfach nur Erinnerung, sie ist eine Tatsache“

Bei der Einsetzung der Eucharistie bat Jesus: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“. Was das bedeutet, erklärte Franziskus so: „Die Eucharistie ist nicht einfach nur Erinnerung, sie ist eine Tatsache: Sie ist das Pascha des Herrn, der wieder neu für uns lebt. In der Messe stehen uns der Tod und die Auferstehung Jesu vor Augen. Tut dies zu meinem Gedächtnis: Versammelt euch und feiert als Gemeinschaft, als Volk, die Eucharistie, um euch an mich zu erinnern. Auf sie können wir nicht verzichten, sie ist die Gedächtnisfeier Gottes.“

Eucharistie heilt unser verwundetes Gedächtnis 

Franziskus stellte heraus, dass nach katholischem Verständnis die Eucharistie „unser verwundetes Gedächtnis“ heilt: Sie heilt, so der Papst, das verwaiste, das negative und das verschlossene Gedächtnis.

„Viele haben Erinnerungen, die von mangelnder Zuneigung und bitteren Enttäuschungen geprägt sind, die von Mitmenschen herrühren, die Liebe hätten geben sollen, stattdessen jedoch ihre Herzen verwaisen ließen“, sagte Franziskus. Gott könne „diese Wunden heilen und uns eine größere Liebe ins Gedächtnis rufen, nämlich die seine. Die Eucharistie bringt uns die treue Liebe des Vaters, die unser Verwaistsein heilt.“

„Der Herr weiß, dass das Böse und die Sünden nicht unsere eigentliche Identität sind“

Mit der Eucharistie heile Gott auch, zweitens, das Gefangensein in negativen Erinnerungen, „das immer die Dinge hochkommen lässt, die nicht laufen“ und so zu Selbstzweifeln und Niedergeschlagenheit führen. „Der Herr weiß, dass das Böse und die Sünden nicht unsere eigentliche Identität sind“, hielt der Papst fest, „sie sind Krankheiten, Infektionen. Und er kommt, um sie mit der Eucharistie zu heilen, die die Antikörper für unser an Negativität erkranktes Gedächtnis enthält. Mit Jesus können wir uns gegen die Traurigkeit immunisieren.“

Die Eucharistie heile aber auch, drittens, „unser verschlossenes Gedächtnis“, fuhr der Papst fort. Gemeint sind nie geheilte Verletzungen aus der Vergangenheit, deren Folgen anhalten. „Die Wunden, die wir in uns tragen, machen nicht nur uns selbst, sondern auch den anderen zu schaffen“, erklärte Franziskus. „Sie machen uns zunächst verschlossen und auf lange Sicht zynisch und gleichgültig. Sie führen dazu, dass wir anderen gegenüber distanziert und arrogant auftreten und meinen, auf diese Weise hätten wir alles unter Kontrolle. Aber da täuschen wir uns.“ Heilen könne nur die Liebe. „So handelt Jesus, der uns mit Sanftmut entgegenkommt in der entwaffnenden Zerbrechlichkeit der Hostie.“

„Eucharistie entzündet in uns den Wunsch zu dienen“

Bei alledem hat die Eucharistie eine nicht nur persönliche, sondern gemeinschaftliche Dimension, fuhr der Papst fort: Sie „entzündet in uns den Wunsch zu dienen“ und uns den Bedürftigen zuzuwenden. „Es ist jetzt dringend notwendig, sich derer anzunehmen, die nach Nahrung und Würde hungern, und sich um die zu kümmern, die nicht arbeiten können und sich mit ihrem Fortkommen schwertun“, sagte Franziskus. „Und es ist notwendig, dies auf konkrete Weise zu tun, so konkret wie das Brot, das Jesus uns gibt. Wir brauchen wirkliche Nähe, wir brauchen echte Ketten der Solidarität.“

Franziskus, den nicht wenige als vorrangig politisch orientierten Papst missverstehen, legte an diesem Fronleichnamstag ein Bekenntnis zur Zentralität der Heiligen Messe ab. „Sie ist der Schatz, der in der Kirche und im Leben an die erste Stelle gesetzt werden muss“, sagte Franziskus. Zudem bat er zum wiederholten Mal darum, die Anbetung des Allerheiligsten als Andachtsform wiederzuentdecken, weil diese „in uns die Messe weiterwirken lässt. Das ist gut für uns und heilt uns innerlich. Gerade jetzt haben wir das wirklich nötig.“

(vatican news)



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14. Juni 2020, 11:03